"Mehrheitsfähig wollte ich nie sein": Peter Handke exklusiv im ZDF-"nachtstudio" aus Paris
Mainz (ots)
Am Sonntag, 9. März 2008, 0.30 Uhr ist Peter Handke zu Gast im ZDF-"nachtstudio". In einem exklusiven 60-Minuten-Gespräch mit Moderator Volker Panzer in Paris äußert sich der viel diskutierte österreichische Schriftsteller über sein neues Werk, seine Lebensphilosophie und sein Politikverständnis. "Mehrheitsfähig wollte ich nie sein", betont der 65-Jährige.
Peter Handke war nach seinen Serbien-Äußerungen Buhmann der Medien und wird jetzt wieder vom Feuilleton gefeiert. Grund: Das jüngste Werk "Die morawische Nacht", über das der Autor im "nachtstudio"-Gespräch sagt: "Eine große Erzählung von Europa heute, von Menschen in Europa, vom Verlorengehen und Aufgeben-Wollen und doch Im-Licht-Weiter-Tun."
Von Volker Panzer zur Unabhängigkeit des Kosovo gefragt, sagte Handke: "Die Nationalismen in Europa, die Chauvinismen sind viel stärker geworden. (...) Wir haben weniger Phantasie für die anderen. (...) Meine Erfahrung im Kosovo ist, dass diese zwei Völker im Gegensatz zu der Erklärung des neuen albanischen Präsidenten, absolut nichts miteinander zu tun haben (...) Mit einem Staatsstreich von außen und von innen kommend wurde den Serben des Kosovo ihre Heimat genommen."
Im Gespräch mit Volker Panzer äußert sich Peter Handke ebenso über seine "Lieblingsbeschäftigung Wohnen" wie über seine "Sehnsucht, mal keinen Wohnsitz zu haben". Er spricht über seinen "Ehrgeiz, eben dort zu gehen, wo niemand gehen kann", und über das Trauma seiner Familie mütterlicherseits, über seine Onkel, "die für Hitler gekämpft haben, eigentlich aber Slowenen waren und eigentlich für Jugoslawien kämpfen wollten." Aber vor allem äußert sich der Schriftsteller zu seinem Schaffensprozess: "Im Schreiben ist es auch mein Ehrgeiz, dass die Konstruktion und der Plan verschwindet, dass eigentlich nur das Gefühl und der Rhythmus und die Blicke und die Personen und die Augenpaare und die Landschaften bestehen bleiben und die Sanftheit und das Schneidende meiner Sprache."
Peter Handke, Jahrgang 1942, hatte 1966 einen furiosen Einstieg in der Literaturszene, als er der Gruppe 47 "Beschreibungsimpotenz" vorwarf und mit seiner "Publikumsbeschimpfung" die Theaterbühne stürmte. "Der kurze Brief zum langen Abschied" (1971), "Ich bin ein Bewohner des Elfenbeinturms" (1972), "Wunschloses Unglück" (1972) oder "Die linkshändige Frau" (1976) heißen die Werke, die im Anschluss daran Handkes Weg zum Klassiker markieren. Später folgte eine Phase akribischer Selbstbespiegelung: "Nachmittag eines Schriftstellers" (1987), "Versuch über die Müdigkeit" (1989), "Versuch über die Jukebox" (1990), "Versuch über den geglückten Tag" (1990) und "Ein Jahr in der Niemandsbucht" (1994).
Das komplette "nachtstudio"-Gespräch ist als Abschrift abrufbar unter http://pressetreff.zdf.de/Public/Download/nachtstudio-PeterHand keInterview.rtf
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