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Müllaffäre in Sachsen-Anhalt weitet sich aus bvse-Geschäftsführer im "heute journal": "Systematische Rechtverletzung in allen Bundesländern"
Bergamtsleiter nach "Frontal 21"-Bericht suspendiert

Mainz (ots)

Die Müllaffäre in Sachsen-Anhalt, über die das
ZDF-Magazin "Frontal 21" in seiner Ausgabe vom 11. März 2008 
berichtet hatte, zieht immer weitere Kreise. So erklärt der 
Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Sekundärrohstoffe und 
Entsorgung e.V. (bvse), Eric Rehbock, gegenüber dem "heute-journal", 
das Problem gehe weit über Sachsen-Anhalt hinaus und betreffe alle 
Bundesländer. Es werden "ganz offensichtlich große Mengen von 
Abfällen illegal im Tagebau oder in Tongruben verbracht", so Rehbock 
weiter, und dabei "systematisch bestehendes Recht verletzt, um die 
Vorbehandlung von Abfällen zu umgehen". Die Folge sei im schlimmsten 
Fall ein "großer Schaden für die Umwelt." Rehbock wirft den 
Vollzugsbehörden und insbesondere auch den Bergbehörden vor, zu lange
die Augen verschlossen zu haben und fordert "systematische Kontrolle 
und konsequentes Handeln" in allen Bundesländern.
Unterdessen ist der Präsident des Landesamtes für Geologie und 
Bergwesen (LAGB) in Sachsen-Anhalt, Armin Forker, am Mittwoch 
suspendiert worden. Das Amt war für die Genehmigungen für 
Müllablagerungen in der Tongrube Vehlitz zuständig. Zuvor hatte das 
ZDF-Magazin "Frontal 21" berichtet, dass noch bis Ende voriger Woche 
täglich Dutzende Schwertransporter aus vielen Teilen Deutschlands in 
dieser Tongrube Müll abkippten. Bei einem Großteil handelt es sich 
nach Einschätzungen von Experten um organischen Abfall mit hohem 
Kunststoffanteil, vermutlich klein geschredderter Haus- und 
Gewerbemüll. Der Gutachter der Staatsanwaltschaft Potsdam im 
Brandenburger Müllskandal, Prof. Lothar Ebner, erklärte gegenüber 
"Frontal 21": "Ein solcher Müll gehört im Normalfall in eine 
Verbrennungsanlage." In eine Tongrube, die verfüllt werden soll, 
dürfe im wesentlichen nur mineralisches Material eingebaut werden, 
zum Beispiel Bauschutt. Die Verfüllung mit organischen Abfall "ist 
nach dem Bodenschutzgesetz nicht zulässig".
"Frontal 21" hatte die Umweltministerin Petra Wernicke (CDU) am 
Montag mit den Recherchen konfrontiert. Die Ministerin räumte ein, 
dass der Verdacht der illegalen Müllentsorgung in der Tongrube 
Vehlitz bereits seit Oktober 2007 bestehe. Wörtlich sagte 
Umweltministerin Wernicke gegenüber "Frontal 21": "Wir haben das 
Landesamt für Umweltschutz dort hingeschickt, um eine unvorbereitete,
unangekündigte Kontrolle durchzuführen. Das ist erfolgt, und die 
Probenentnahme hat ergeben, dass dort tatsächlich gegen geltendes 
Recht verstoßen worden ist." Sie habe daraufhin gegenüber dem für die
Bergaufsicht zuständigen Wirtschaftsministerium die Stillegung der 
Grube gefordert, bislang allerdings erfolglos. "Das Ergebnis der 
Kontrolle lag am 1. Oktober 2007 vor. Daraufhin ist das 
Wirtschaftsministerium zum Handeln aufgefordert worden durch mein 
Haus und ist am 30. November ins Haus gebeten worden, weil wir 
feststellen mussten, dass man zögerlich an das Handeln herangegangen 
ist", erklärte die Umweltministerin Wernicke.
Das Ministerium für Wirtschaft und Arbeit wollte sich gegenüber 
"Frontal 21" zu den Vorwürfen zunächst nicht äußern. Am Dienstag 
räumte das Ministerium schließlich schriftlich ein, dass bereits Ende
November 2007 Einigkeit "über eine notwendige, zügige Anpassung der 
Betriebsgenehmigungen" bestand - nicht nur für Vehlitz, sondern sogar
für 200 weitere Gruben im Land, deren Zulassungen zur Ablagerung von 
Müll nicht den bodenschutzrechtlichen Anforderungen entsprechen. 
Umweltministerin Petra Wernicke kritisiert gegenüber "Frontal 21", 
die Genehmigung der Tongrube Vehlitz hätte schon längst durch das 
Landesamt für Geologie und Bergwesen, das dem Wirtschaftsministerium 
untersteht, widerrufen werden müssen. Die Ministerin verweist auf das
so genannte "Tongruben-Urteil" des Bundesverwaltungsgerichts vom 
April 2005. Danach ist die Rekultivierung von Tongruben mit 
organischen Haus- und Gewerbeabfällen nicht mehr erlaubt, weil 
dadurch die Gefahr der Boden- und Grundwasserverunreinigung besteht.
Die Staatsanwaltschaft Stendal hat unterdessen Ermittlungen wegen 
des Verdachts der illegalen Müllentsorgung in der Tongrube Vehlitz 
aufgenommen. Der Betreiber der Tongrube Vehlitz, die Sporkenbach 
Ziegelei GmbH, wies gegenüber "Frontal 21" alle Vorwürfe zurück. Es 
werde kein klein geschredderter Haus- und Gewerbemüll in der Tongrube
Vehlitz deponiert, sondern lediglich genehmigte Abfälle aus 
mechanisch-biologischen Abfallaufbereitungsanlagen.
Der Beitrag über die neuen Entwicklungen in der Müllaffäre ist 
heute Abend im "heute-journal", ab 21.45 Uhr im ZDF zu sehen.
Nachfragen an die ZDF-Redaktion "Frontal 21" unter Tel.-Nr.: 
030/2099-1255 (Ilka Brecht)

Pressekontakt:

ZDF-Pressestelle

Telefon: 06131 / 70 - 2120
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