ZDF-Programmhinweis
Mittwoch, 19. März 2008, 22.45 Uhr, auslandsjournal spezial
Mainz (ots)
Mittwoch, 19. März 2008, 22.45 Uhr auslandsjournal spezial mit Dietmar Ossenberg Mission fehlgeschlagen? - Irak fünf Jahre nach Kriegsausbruch
mit einer 30-minütigen Reisereportage von Ulrich Tilgner aus dem Irak
anschließend: Korrespondentenberichte aus der Region und Gespräche mit Joschka Fischer, Henry Kissinger, Peter Scholl-Latour und Ulrich Tilgner
Sie kamen als Befreier, doch für viele Iraker waren sie Besatzer und stürzten das Land in einen Bürgerkrieg. Vor fünf Jahren traten die USA und ihre Verbündeten an, die Diktatur in Bagdad zu beseitigen. Doch auch nach Saddams Ende ist der Irak nicht zur Ruhe gekommen. Der Irak zählt zu den gefährlichsten Ländern der Welt. Ist Amerikas Mission gescheitert?
ZDF-Korrespondent Ulrich Tilgner ist für die Sendung durch den Irak gereist. Er berichtet in seiner Reportage von neuen Machtstrukturen und alten Eliten, dem Wunsch der Menschen nach einem anderen Irak.
Anschließend zieht das "auslandsjournal spezial" Bilanz. Die Sendung zeigt, wie die Operation "Iraqi Freedom" nicht nur das Land, sondern auch eine ganze Region veränderte. Wie der Kampf gegen den Terror den "Selbstmordbombern" erst den Weg bereitete und warum es trotzdem begründete Hoffnung auf Frieden gibt.
Unter anderem berichten die Nahostkorrespondenten Karin Storch und Luc Walpot sowie Klaus-Peter Siegloch aus den USA. Studiogäste sind der ehemalige Bundesaußenminister Joschka Fischer, der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger, der Publizist Peter Scholl-Latour und Ulrich Tilgner.
Rückfragen bitte an die ZDF-Redaktion "auslandsjournal", Robert Bachem Tel.: 06131/ 70-2985, und Michael Renz Tel.: 06131/ 70-9032
Der Preis der Freiheit Film von Ulrich Tilgner
Fünf Jahre nach dem Sturz Saddam Husseins hat sich der Irak verändert. Ulrich Tilgner ist durch das Land gereist und zeichnet das Bild eines Staates, der seinen Weg sucht zwischen ausländischer Fremdbestimmung, neuem Reichtum und alten Machtrivalitäten.
2008 pilgern Millionen Gläubige nach Kerbela, einem der heiligsten Orte des schiitischen Islam. Noch vor Jahren war ein solcher Ansturm auf den Schrein Imam Husseins undenkbar. Für Ala Hashem Ali geht mit der Reise nach Kerbela ein Traum in Erfüllung. Zur Zeit des alten Regimes musste der Verkäufer in Bagdad bleiben, weil die großen Pilgerfahrten verboten waren. Noch 1991 hatte die irakische Armee eine Schiitenrevolte in Kerbela blutig niedergeschlagen und Tausende Gläubige ermordet.
Im Irak wurden die Schiiten Jahrhunderte unterdrückt, und deren Geistlichkeit verlor während der Diktatur Saddam Husseins ihre traditionelle Macht. Heute nehmen Männer wie der 81-jährige Großajatollah Ali Sistani eine zentrale Rolle im Machtgefüge Iraks ein. Zu seinem unscheinbaren Haus in Nadjaf fahren Politiker aller Parteien, ausländische Botschafter und Militärs. Sie wissen, dass Sistanis Wort im heutigen Irak entscheidend sein kann.
Basra, die größte Schiitenstadt, wird von irakischen Sicherheitskräften und Milizen kontrolliert. Im Herbst vergangen Jahres sind die britischen Truppen aus der südirakischen Hafenstadt abgezogen. Schiitische Parteien und Milizen ringen jetzt um die Vorherrschaft. Wer die Geschicke dieser Stadt bestimmt, sichert sich auch Macht über die gewaltigen Ölfelder im Süden. In ganz Irak ist ein Kampf um die Ölvorkommen entbrannt. Wer die Quellen beherrscht, kann die Verteilung der von Jahr zu Jahr steigenden Öleinnahmen beeinflussen.
Die Regierung in Bagdad erwirtschaftet durch das Geschäft mit dem Öl Milliardenüberschüsse. Ministerpräsident al-Maliki nutzt die Petrodollars, um mit früheren Gegnern neue Allianzen zu schmieden und die im Bürgerkrieg entstandenen Fronten aufzuweichen. Die Kämpfe zwischen Sunniten und Schiiten haben Bagdad verändert. Der Pilger Ala Hashem Ali lebt heute nur noch unter Schiiten. Sunnitische Nachbarn sind geflohen, schiitische Flüchtlinge sind gekommen. Aber die Geschäfte Alis laufen besser. Er kann sich eine Aussöhnung zwischen Sunniten und Schiiten vorstellen, auch weil mächtige Stämme der Sunniten nicht mehr gegen die Regierung kämpfen. Die Lage beruhigt sich, seit die US-Truppen mit den einflussreichen Stammesführern zusammenarbeiten. Deren Milizen und bewaffnete Gruppen werden wieder in die neuen Polizei- und Armeeeinheiten integriert.
Die Kurdenprovinzen Nordiraks sind von Terror und Bürgerkrieg kaum betroffen. Neue Freiheit und Petrodollars haben dort einen beispiellosen Boom ausgelöst. In Arbil, der Hauptstadt der Kurdenregion, wird das Zentrum für vier Milliarden Dollar neu aufgebaut. Gäste aus aller Welt sollen in einem Fünf-Sterne-Hotel wohnen. Ob sich Irak weiter beruhigt, hängt auch davon ab, ob die Kurden ihre Probleme mit der Regierung in Bagdad lösen können.
Die Dokumentation macht deutlich, dass sich fünf Jahre nach dem Einmarsch der Koalitionstruppen neue Machtstrukturen im Irak herausbilden. Von einer funktionierenden Demokratie, wie George W. Bush sie angekündigt hat, ist das Land weit entfernt. Zwar wurde ein Parlament gewählt, doch alten Machtgruppen gewinnen im neuen Irak wieder an Bedeutung.
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