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Dienstag, 8. April 2008, 22.15 Uhr, 37 Grad - Mein Schatz, der Heiratsschwindler

Mainz (ots)

Dienstag, 8. April 2008, 22.15 Uhr
37 Grad
Mein Schatz, der Heiratsschwindler
Von Betrogenen und ihren Betrügern
Film von Iris Bettray
Maria hatte kurz nach dem Tod ihres Mannes eigentlich kein 
Interesse an einer neuen Beziehung. Aber die Partnerschaftsanzeige in
der FAZ, die ihr eher zufällig ins Auge fiel, machte sie doch 
neugierig. Da suchte ein älterer Gentleman eine Frau für eine seriöse
Beziehung.
"So charmant", erinnert sich Maria heute, "dass man einfach 
antworten musste". Maria wusste damals allerdings nicht, dass der 
Mann, der die Anzeige geschaltet hatte, zu dieser Zeit noch im 
Gefängnis saß. Das erste Treffen mit der ahnungslosen Unternehmerin 
fand statt, als Dietrich (Name von der Redaktion geändert) Freigang 
hatte. Er erschien zum ersten Termin elegant gekleidet in Kaschmir 
und teuren Schuhen. Er führte Maria in das beste Restaurant ihrer 
Heimatstadt aus, erzählte von seinen beruflichen Erfolgen als 
Ingenieur und seinem einsamen Leben im Ruhestand. Das wollte er jetzt
an der Seite einer Frau verbringen, die bereit wäre, das Leben mit 
ihm noch einmal "richtig" zu genießen. Was Maria nicht für möglich 
gehalten hatte, passierte doch: Sie verliebte sich in den Mann mit 
der charmanten Art und den guten Manieren. Sie wurde verwöhnt, 
fürsorglich umsorgt und "eingeladen". Dietrich bezahlte oft für sie, 
allerdings immer in bar.
"Ich habe ihm vertraut und ihn geliebt. Er war ein so toller 
Liebhaber, ein so einfühlsamer Mann. Ich habe oft zu ihm gesagt, wir 
können Gott danken, dass wir uns gefunden haben, das ist ein 
Geschenk", sagt Maria heute mit Trauer in der Stimme. Vier mal war 
die Untenehmerin, die nicht gern über ihr Alter spricht, verheiratet.
Alkoholiker, Spieler, Frauenhelden prägten das Leben der vermögenden,
einsamen Frau. Nur ihr vierter Mann war die große Liebe, doch er 
starb zu früh, nach nur fünf Jahren Ehe. Daher kam es ihr wie ein 
Wunder vor, dass sie wieder einen Partner fand. Doch nur ein Jahr 
hielt die Partnerschaft mit dem Mann, der bereits wegen Untreue in 
elf Fällen eine Haftstrafe verbüßen musste.
Anfangs war es nur ein Verdacht, der schließlich zur Gewissheit 
wurde. Der großzügige Dietrich zahlte mit dem Geld, das er aus Marias
Wohnung gestohlen hatte. Als die Diebstähle zunahmen, legte Maria 
Fährten aus, um Dietrich zu überführen. "Ich ahnte es, wusste es 
lange, aber ich wollte es nicht wahr haben und verdrängte, dass der 
Mann, mit dem ich Bett und Tisch teilte, mich bestiehlt." Schließlich
war der Leidensdruck zu groß. Maria musste handeln.
Aber als sie, unterstützt von Freunden, die Polizei alarmierte und
Dietrich verhaftet wurde, "war meine Seele im Eimer", wie sie heute 
sagt. Vor Gericht nahm sie den Betrüger deshalb wieder in Schutz. 
"Bringen sie mal den Mann, den sie lieben, hinter Gitter", erklärt 
Maria, die besonders der Liebe, die sie verloren hat, nachtrauert.
Frank Ficker ist 53 und gehört nicht nur wegen seines Namens zu 
den berühmtesten "Heiratsschwindlern" Deutschlands. 16 Frauen soll er
seit 2002 betrogen, belogen und um einen guten Teil ihres Vermögens 
gebracht haben. Dafür muss er in diesem Jahr für eineinhalb Jahre ins
Gefängnis und kann nicht mehr mit der Gnade der Richter rechnen. 
Dabei sieht sich der 53-Jährige, der in seinem Leben nicht nur viele 
Liebesbeziehungen, sondern wegen seiner Leberzirrhose und seelischen 
Verfassung auch schon mehrere Aufenthalte in Krankenhäusern, Kliniken
und auch psychiatrischen Anstalten hinter sich gebracht hat, heute 
nicht als Betrüger. "Ich bin kein Heiratsschwindler. Ich habe es 
immer ehrlich gemeint. Was die Frauen dachten, das steht in den 
Sternen." Die meisten hätten halt geglaubt, dass er "eine lohnende 
Partie sei" und auf sein Geld spekuliert, meint Frank Ficker heute.
Tatsache ist, dass zumindest auch Frank Fickers dritte Frau, 
Heidrun W., bei der Eheschließung mit ihm von einer Heirat mit einem 
wohlhabenden Mann ausgegangen ist. "Hätte ich gewusst, dass er nur 
eine Erwerbsunfähigkeitsrente bezieht und darüber hinaus kein 
Einkommen hat, hätte ich mir das überlegt. Soviel, dass ich ihn mit 
durchfüttern kann, verdiene ich auch nicht, sagt die 56-jährige 
Rettungssanitäterin heute.
Bislang hatten die Frauen, die sich von Frank betrogen fühlten, zu
wenig Beweise in der Hand oder waren zu beschämt, um zur Polizei zu 
gehen. Bei Heidrun, die er nach ihren Angaben um 35.000 Euro betrogen
hat, kam er nach einer Ehe von weniger als einem Jahr nicht 
ungeschoren davon.
Allerdings war auch sie zunächst angetan, von dem Mann mit den 
guten Umgangsformen. "Ich habe dummerweise auf eine Annonce 
geantwortet", sagt Heidrun W. heute über den Anfang ihrer Lie und 
lebte mit ihrem Sohn in einer kleinen, hübschen Wohnung in der 
ländlichen Umgebung von Zwönitz. Heidrun war schon mal verheiratet, 
doch die Ehe zerbrach kurz nach der Wende. Seitdem konzentrierte sie 
sich auf ihre Arbeit als Rettungsassistentin, ein Job, der ihr wegen 
der Schichtarbeit wenig Zeit für Privates ließ.
Heidrun hatte noch nie ihrem Leben auf eine Annonce reagiert, doch
die Anzeige von Frank Ficker zog sie irgendwie an. "Sekt oder 
Selters" stand in der ersten Zeile, das passte zu dem Schwur, den 
Heidrun sich selbst in der Silvesternacht gegeben hatte: Sie wollte 
wieder mehr erleben, mehr unter Leuten sein, mal wieder tanzen und 
einfach öfter wieder ausgehen!
Frank sagt von sich selbst: "Ich bin kein schöner Mann, vielleicht
komme ich eher durch meine Art gut an." Heidrun W. bestätigt das. Er 
sei "höflich, zuvorkommend, liebevoll, es gab Frühstück ans Bett, es 
gab Blumen" und Frank habe ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen. 
Sie habe das Gefühl gehabt, mit ihm würde es nie langweilig werden.
Heute hat Heidrun keine Komplimente mehr für ihren Ex-Mann. 
Nachdem Heidrun herausgefunden hatte, auf welche Weise und in welcher
Höhe er sich ihres Geldes bemächtigt hatte, nahm sie Kontakt zu allen
Frauen auf, von denen sie wusste oder ahnte, dass sie in einer 
Beziehung zu ihm standen. Frank hält diese Aktion für einen 
"Rachefeldzug", und Heidrun bestätigt, dass sie versucht, die Frauen 
zusammenzutrommeln, um andere auch zu warnen und gemeinsam gegen 
Frank Ficker mobil zu machen.
Maria und Heidrun sind nur zwei von vielen Frauen, die einem Mann 
auf dem Leim gehen, der Liebe vortäuscht, aber eigentlich nur das 
Eine will: Geld! Dafür spielen so genannte Heiratsschwindler den 
romantischen Herzensbrecher oder einfühlsamen Liebhaber und geben 
sogar ein Heiratsversprechen. Ihre Beute sind häufig "einsame" 
Frauen, die auf ihre wirkungsvollen Methoden hereinfallen und dabei 
nicht nur ihr Herz, sondern auch ihr Bankkonto ruinieren. Wie viele 
Opfer es genau gibt, können weder Polizei noch Staatsanwaltschaft 
sagen. Denn Heiratsschwindel ist seit Mitte der 70er Jahre keine 
Straftat mehr und gerade deshalb ein Tabu-Thema. Die Betroffenen 
müssen dem Schwindler den materiellen Betrug nachweisen, das ist bei 
aller emotionalen Verletzung oft schwer genug. Zu groß ist die Scham 
über das Geschehene, deshalb scheuen die Opfer den Weg zur Polizei 
oder einem Anwalt.
Macht Liebe blind? Warum fallen Frauen auf den Schwindel mit den 
Gefühlen herein? Ist Vereinsamung eine Erklärung für falsches 
Vertrauen? Was sind das für Männer, die es schaffen, arglose Frauen 
für sich zu gewinnen. Welche Masche, Eigenart oder unwiderstehlichen 
Trick hatte Frank Ficker? Warum tun die Verletzungen so weh?
In 37° berichtet die Autorin Iris Bettray über die Erfahrungen und
Erklärungen von Betroffenen und Betrügern.

Pressekontakt:

ZDF-Pressestelle
Telefon: 06131 / 70 - 2120
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