ZDF-Programmhinweis
Dienstag, 14. März 2000, 22.45 Uhr
Die ZDF-dokumentation
Mein Herz will nicht mehr reden...
Trauma durch Krieg und Vertreibung
Mainz (ots)
"Mein Herz will nicht mehr reden!" stammelt Ahmet Haliti in der Therapiesitzung. "Mein Herz will nicht mehr reden..." ist auch der Titel der ZDF-dokumentation am Dienstag, 14. März 2000, 22.45 Uhr, in der Wolf Lindner über Trauma durch Krieg und Vertreibung berichtet.
Ahmet Haliti fügt mit heftigem Kopfschütteln hinzu: "Krieg ist nicht für Menschen!" Der 33-jährige Kosovo-Albaner floh vor acht Jahren nach Frankfurt. Als Wehrpflichtiger der jugoslawischen Bundesarmee sollte er im Kroatienkrieg auf Frauen und Kinder schießen, weigerte sich, wurde in Militärarrest genommen, schwer gefoltert und gezwungen, Kriegsverbrechen an Zivilisten mit anzusehen. Seitdem verfolgen ihn diese Bilder des Grauens, machen ein "normales" Leben unmöglich, obwohl Ahmet längst eine gute Arbeitsstelle hat und eine Familie mit drei kleinen Kindern.
Ilhama Zlatic lebt mit ihren vier Töchtern seit fünf Jahren im pfälzischen Landau. Die bosnische Familie hat Unbeschreibliches hinter sich. Der Vater wurde von Arkan-Milizen umgebracht, der Mutter ihr fünftes Kind während der Geburt von serbischen Hebammen im Bauch tot getrampelt, die Kinder wurden Augenzeugen eines Vergewaltigungsversuches an ihrer schwerkranken Mutter.
Ahmet Haliti und Ilhama Zlatic gelten als "extrem traumatisiert". Sie stehen beispielhaft für Zehntausende traumatisierter Flüchtlinge allein in Deutschland. Die beiden werden im Frankfurter Psychosozialen Zentrum für Opfer organisierter Gewalt therapeutisch betreut, damit sie lernen können, ihr Trauma in ihr Leben zu integrieren. Das heißt zunächst ganz praktisch: wieder schlafen zu können, die ständige Todesangst zu bezwingen, neues Grundvertrauen zu entwickeln. Ein langwieriger Prozess, der durch die deutsche Ausländerpolitik nachhaltig gestört wird. Denn die Flüchtlinge fühlen sich ständig bedroht von Abschiebung. Ihre Duldung muss alle sechs Monate verlängert werden - oder auch nicht. Ärzte und Therapeuten sind sich einig, dass dies retraumatisierend wirkt und eine erfolgreiche Therapie unmöglich macht. Der Kieler Innenminister Wienholtz hat deshalb auf der jüngsten Innenministerkonferenz beantragt, Traumatisierten ein unbefristetes Bleiberecht zu gewähren. Im Film zeigt er sich "entsetzt" darüber, dass 14 von 17 Innenministern diesem Antrag nicht zugestimmt haben. Ein weiteres Beispiel für kurzsichtige Ausländerpolitik sind auch die Kontingentflüchtlinge aus dem Kosovo. Ihnen wurde eine Krisenintervention durch Psychologen und Sozialarbeiter angeboten, sechs Monate lang finanziert von der Bundesregierung. Zum Jahresende wurde die Förderung und damit die Hilfe wieder eingestellt. Die Flüchtlinge - viele von ihnen traumatisiert - sitzen wieder alleingelassen in den Lagern und warten auf ihre Abschiebung.
Hinweis für Redaktionen: Für Ihre Fragen und für Interviews steht Ihnen der Autor Wolf Lindner gern zur Verfügung. Er ist zu erreichen über die ZDF-Redaktion Gesellschaftspolitik, Telefon (0 61 31) 70 - 32 32.
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