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Samstag, 22. April 2000, 17.05 Uhr
Länderspiegel

Mainz (ots)

Die neue Etikettierung von Rindfleisch
Deutschland Vorreiter beim Schutz vor Rinderwahnsinn: Ab 1.
September 2000 sollen sowohl Schlachthof als auch Herkunft des Viehs
auf dem Fleischetikett ersichtlich sein. Ein Gesetzentwurf dafür ist
in Vorbereitung.  Aber: Wie sicher ist die neue Etikettierung? Es
gibt Unstimmigkeiten zwischen Verbraucherschützern und Ministerien.
Während ein Großteil der Bundesländer den deutschen Vorstoß zur
Kennzeichnung des Rindfleischs begrüßt, sehen die
Verbraucherschützer den Rindfleisch-Beschluss als unzureichend an.
Die Angabe von Schlacht- und Zerlegeort des Viehs helfe dem
Verbraucher nicht weiter, denn ein in Deutschland geschlachtetes Tier
muss nicht hier geboren sein - so der Vorwurf. Besonders die
Etikettierung von Wurstwaren und Hackfleisch wird als  lückenhaft
kritisiert.
Der Länderspiegel-Beitrag beleuchtet die gegensätzlichen
Positionen.
Außerdem ein Schaltgespräch zum Thema BSE mit Helga Kuhn,
Sprecherin des Verbraucherschutzverbands.
Zwangsabgabe oder Schmusekurs  - zähes Ringen um Lehrstellen
Die Bundesregierung verkündete dieser Tage eine verbesserte
Ausbildungssituation. Die Zahl der noch nicht vermittelten Bewerber
sei im letzten Jahr um fast 18 Prozent auf knapp 30 000 gesunken. In
den westlichen Bundesländern sei erstmals seit 1996 die Zahl der noch
unbesetzten betrieblichen Ausbildungsstellen höher als die Zahl der
noch nicht vermittelten Schulabgänger gewesen. In den alten
Bundesländern sank die Zahl der nicht vermittelten Bewerber nach
Angaben der Regierung von knapp 20 000 Ende September auf etwa 6000
Ende Februar, in den neuen Ländern von knapp 10 000 auf rund 2000.
Die Bundesregierung habe dies mit dem Sofortprogramm zum Abbau der
Jugendarbeitslosigkeit unterstützt, das bis Ende 2000 verlängert
werde.  Daneben hätten auch die Verabredungen im Bündnis für Arbeit
maßgeblich zu dem Erfolg beigetragen. Immerhin, der Deutsche
Industrie- und Handelstag (DIHT) und die Bundesanstalt für Arbeit
stimmen zu: Die Anzeichen für eine tatsächliche Verbesserung auf dem
Lehrstellenmarkt sind nicht zu übersehen.
Während Bundeskanzler Schröder sich und die seinen lobt, werden
Stimmen der Kritik - nicht zuletzt aus der SPD - laut: Alles Mühe sei
schlicht nicht genug. In Ostdeutschland sehe es immer noch alles
andere als gut aus für junge Berufsanfänger. Und: Vor allem die
Wirtschaft sei ihrer Verantwortung noch längst nicht gerecht
geworden. Staatliche Ausbildungsprogramme seien wichtig, die
Erfahrung zeige aber, dass es ihnen oft an Akzeptanz mangele. Die
Forderung an die Adresse der Regierung lautet nun: Mehr Druck
auf die Unternehmen! Ein Instrument wäre da die so genannte
Ausbildungsabgabe: Wer nicht ausbildet, zahlt - und finanziert damit
staatliche Förderungsmaßnahmen. Der Bundeskanzler lehnt dieses Mittel
bislang ab - mit dem Argument, die Wirtschaft könne auch ohne Zwang
von der Notwendigkeit eines ausreichenden Stellenangebots überzeugt
werden. 
Der Länderspiegel guckte ins größte Bundesland, nach NRW, wo sich
Ministerpräsident Clement persönlich um die angespannte
Ausbildungssituation kümmern will.
Borussia am Abgrund: Wie Dortmund am Fußball leidet
Dortmund mobilisiert für einen Sieg am Sonntag gegen Bayern
München. 
Das Problem: die Fans im Westfalenstadion hatten zuletzt wenig zu
Jubeln. Im freien Fall verschlug es den Verein in dieser Saison von
der Tabellenspitze in die gefürchteten Abstiegsränge. Zwei
Trainerwechsel in zwei Monaten zeugen von der Torschlusspanik in der
Führung des einstigen Weltpokalsiegers. 
Die  ganze Region bangt um den Verein. So richtete jetzt selbst der
Dortmunder Oberbürgermeister einen Appell an die Borussen: "Kämpft
weiter."  Auch der örtliche IHK-Geschäftsführer meldete sich zu Wort
und sagte mahnend: "Ein Abstieg wäre ein großer wirtschaftlicher
Imageverlust für Dortmund." Doch noch ist es nicht soweit.
Der Länderspiegel schaute sich das Hoffen und Bangen in Dortmund und
Umgebung an.
Vor-Ort-Reportage: Ein Dorf als Bühne: Passionsspiele in
Oberammergau
Zum 40. Mal werden die Oberammergauer dem Gelübde folgen, das ihre
Vorfahren im Pestjahr 1633 abgelegt haben: Alle zehn Jahre das "Spiel
vom Leiden, Sterben und Auferstehen des Herrn Jesus Christus"
aufzuführen. 
Ein Kraftakt für das 5200-Seelen-Dorf im Alpenvorland. 2155
Laiendarsteller wirken bei den diesjährigen Passionsspielen mit, alle
- ausnahmslos - in Oberammergau geboren, oder wenigstens seit
mindestens 20 Jahren dort ansässig; eine halbe Million Zuschauer
werden erwartet, an jedem der 100 Spieltage knapp 5000.
Der Länderspiegel hat einen Blick hinter die Kulissen geworfen und
die letzten Vorbereitungen zu dem aufwendigen Historienspektakel
beobachtet. Die Passionsspiele haben deutliche Reformen erfahren:
Neue Kostüme wurden geschneidert, Texte und Kompositionen
überarbeitet und modernisiert.
Und der Jesus im "Heiligen Jahr" 2000 - im profanen Leben Förster
bzw. Verwaltungsfachwirt - zeigt sich wütend, kämpferisch, sehr
menschlich ... und sehr jüdisch.
Porträt: Die CDU-Vorstandsfrau aus dem Ländle - Annette Schavan
Jünger, weiblicher, liberaler - so präsentiert sich die neue
CDU-Spitze seit dem Essener Parteitag. Mit dem bemerkenswerten
Wahlergebnis von 88 Prozent hat Annette Schavan den großen Sprung an
die Spitze der christdemokratischen Politik geschafft -
Wunschkandidatin und Mitstreiterin von Angela Merkel. Für die
studierte Pädagogin, Philosophin und Theologin kein fremdes
Territorium: Schon seit den 80er Jahren engagiert sich Schavan im
Bereich der "Frauen- und Familienpolitik", seit 1995 ist sie
Kulturministerin im Ländle. Ihre aktuellen Themen: Die
flächendeckende Computerausrüstung aller baden-württembergischen
Schulen und die neue Runde im "Kopftuchstreit". Annette Schavan
verweigert einer moslemischen Lehrerin die Einstellung in den
staatlichen Schuldienst
Der Länderspiegel stellt die zweite Frau an der CDU-Spitze vor und
begleitete sie an ihren Ferienort.
Moderation: Antje Pieper
Weitere Themen:
   Hammer: Teuere Kloschüssel - der Toilettenstreit von Saarlouis - 
   Was kommt nach der Bundeswehr? - Soldaten auf Jobsuche
   Ostereierklau in Magdeburg

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06131 / 70-2120 und -2121

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