ots.Audio: Im Herzen der Glaubenskontrolle! Im ZDF-Zweiteiler "Index - Die schwarze Liste des Vatikan" sind Wolf von Lojewski und Kirchhistoriker Hubert Wolf auf Spurensuche in den geheimen Archiven des Vatikans.
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Mainz (ots)
Anmoderation: An manchen US-amerikanischen Schulen wird die Evolutionslehre von Charles Darwin aus den Lehrbüchern herausgestrichen, in China sperrt die Regierung ausländische Internetseiten und in Russland müssen kritisch berichtende Journalisten um ihr Leben fürchten. Zensur - der Versuch, das Wissen und die Gedanken der Menschen zu kontrollieren ist so alt wie die Erfindung der Schrift. Und doch hat Medienkontrolle niemals so offenkundig und total stattgefunden wie unter der Federführung der Indexkongregation der katholischen Kirche. Über 400 Jahre versuchte der Vatikan den Protestantismus und die gesamte neuzeitliche Wissenskultur mit dem Verbot von Büchern zu bekämpfen. Erst 1966 hat der Heilige Stuhl den Index der verbotenen Bücher aufgehoben. Jetzt durfte erstmals Fernsehteam des ZDF in diesen geheimen Archiven filmen. Wie kann es sein, dass hier Verbotsbeschlüsse der Werke von Geistesgrößen wie Lessing, Tolstoi, Montesquieu oder Rousseau lagern? Warum stand Hitlers "Mein Kampf" nicht auf der schwarzen Liste des Vatikans? Wolf von Lojewski geht heute und morgen (7. und 8. April) im ZDF auf Spurensuche in einem dunklen Kapitel der Katholischen Kirche.
1. O-Ton Wolf von Lojewski Für mich waren vor allem diese Mechanismen interessant, wie die damals beraten haben. Auch die Frage, wer überhaupt die Autoren angeschwärzt hat oder dass die Autoren selbst nie gehört werden könnten. Also es ist schon teilweise eine gruselige Szene. Natürlich oft aber auch Diskussionen unter sehr intelligenten Herren. (0´21)
Begleitet wird Wolf von Lojewski vom profilierten katholischen Kirchenhistoriker Prof. Dr. Hubert Wolf. Er versucht, sich in die Gedanken der damaligen Kirchenoberhäupter hineinzuversetzen und diskutiert mit dem Protestanten von Lojewski klug und äußerst unterhaltsam über die Rolle der Zensur damals und heute. Dabei wird deutlich: Das Indexverfahren war keine gut geölte Verbotsmaschinerie. Der Kampf um die Deutung der Welt tobte immer wieder auch zwischen den Mitgliedern der Indexkongregation. All das reizte Professor Hubert Wolf. Seit 17 Jahren rekonstruiert er aus staubigem Pergament die Geschichte von Inquisition und Indexkongregation.
3. O-Ton Prof. Hubert Wolf Also der Fall, der so mein Lieblingsfall ist, ist Onkel Toms Hütte. Und das geht so: Der Zensor guckt sich das an und sagt, die Autorin ist zuerst mal eine Frau und zweitens Protestantin. Das kann nichts Gescheites sein, deshalb muss man das Buch verbieten. Die Konsultoren sagen, klar, Buch muss man verbieten. Und jetzt sagt ein Kardinal: Halt, ich habe das Buch auf Englisch gelesen und das ist ein tolles Buch. Es ist zwar von einer Frau geschrieben und Frauen schreiben halt so wie sie schreiben. Aber sie sagt genau das, was der Papst Gregor der XVI. auch sagte als er den Sklavenhandel verboten hat: Alle Menschen sind Kinder Gottes. Und dann gibt es einen heftigen Streit in der Kongregation und dann wird das Buch freigesprochen. (0´33)
Nicht alle wurden freigesprochen. Insgesamt landeten 6.000 Bücher auf der schwarzen Liste. Die Namen ihrer Autoren lesen sich wie das Who is Who aus Wissenschaft und Kultur. Wer ihre Bücher trotzdem las, dem drohte ewige Verdammnis. Für Reinold Hartmann, den Leiter der ZDF-Redaktion Kirche und Leben war der Zutritt zu Gewölben, die kaum ein Normalsterblicher je betreten durfte, ein absolut bewegendes Erlebnis.
3. O-Ton Dr. Reinold Hartmann Als evangelischer Mensch in die geheimen Archive des Vatikans hinunterzufahren, die kilometerlangen Aktenschränke zu schauen, das war schon sehr aufregend. Da waren wir praktisch im Herzen der Glaubenskontrolle. (0´15)
Abmoderation: "Index - Die schwarze Liste des Vatikan", ein ebenso spannender wie seriöser Geschichtsthriller in zwei Teilen. Teil 1 am Dienstag, 7. April, 22 Uhr 45. Teil 2, am Mittwoch, 8. April, 22 Uhr 15. Im ZDF.
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