ZDF-Programmhinweis
Donnerstag, 24. August 2000, 21.15 Uhr
auslandsjournal
Mainz (ots)
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Alte Heimat - Deutsche kaufen Sudetenland
"Früher hat man diese Gegend mit Waffen erobert - heute reichen D-Mark und Dollar": Bohumil Supka ist wütend und fürchtet um seine Existenz. Der tschechische Landwirt im Kreis Eger (Cheb) kämpft gegen schier übermächtige Konkurrenz aus dem reichen Westen. Deutsche Großbauern aus dem benachbarten Bayern kommen über die Grenze, übernehmen in Tschechien riesige Ländereien ehemaliger LPGs und Staatsbetriebe und erzielen höhere Gewinne als die heimischen Betriebe. "Die Deutschen haben alles - mehr Geld, bessere Maschinen, und sie wirtschaften auch besser", gibt der Geschäftsführer eines anderen Agrarbetriebes zu, doch er vermutet zugleich: "Die werden ja auch von ihrer Regierung und der EU unterstützt, wenn sie hier investieren - es ist ein ungleicher Kampf, wir haben keine Chance."
In den politisch sensiblen Landstrichen rund um Eger weckt das Erscheinen deutscher Geschäftsleute und Unternehmer mitunter alte Ressentiments. "Die Deutschen kehren zurück" - so kommentiert manch tschechischer Nachbar die Mähdrescher der bayerischen Landwirte vor seiner Haustür, brachliegende Grundstücke, hinter denen schnell ebenfalls deutsche Spekulanten vermutet werden, oder etwa die Bemühungen eines Managers, das Dörfchen Doubrava zum "schönsten Dorf des Egerlandes" zu machen, nachdem er dort ein Araber-Gestüt aufgebaut hat.
Tschechen, die nach der Vertreibung der Sudetendeutschen in der Nachkriegszeit deren Höfe und Häuser übernommen haben, hoffen, dass die Regierung in Prag bei den EU-Beitrittsverhandlungen an den umstrittenen Benes-Dekreten festhält, die ihnen diesen Besitz sichern.
Da fällt es kaum ins Gewicht, dass die "neuen Deutschen", die sich seit der Wende in Tschechien engagieren, keine sudetendeutschen Wurzeln haben oder Ansprüche stellen. "Mit Politik oder Geschichte haben wir nichts zu tun", versichert ein deutscher Großbauer, "uns interessieren nur die großen Flächen, weil die sich wirtschaftlicher bearbeiten lassen als die Felder in Bayern". Sogar Arbeitsplätze schaffen die Deutschen, weil sie vorwiegend Bankrott gegangene Betriebe übernehmen. Trotzdem wollen tschechischen Arbeiter abends beim Bier "lieber auf tschechischer Erde arbeiten", wie sie sagen.
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