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6. Oktober 2000, 21.15 Uhr
Die ZDF-reportage: Warum musste Adriano sterben? Wenn Fremdenhass tötet
Mainz (ots)
Freitag, 6. Oktober 2000, 21.15 Uhr
Die ZDF-reportage: Warum musste Adriano sterben? Wenn Fremdenhass tötet Kamera: Robert G. Roth
Im Stadtpark von Dessau, es ist die Nacht zum 11. Juni, gegen 1.45 Uhr. Alberto Adriano, der in Mosambik geboren wurde und seit 20 Jahren in der Stadt lebt, ist auf dem Weg nach Hause. Drei junge Männer, reichlich mit Büchsenbier abgefüllt, stellen sich ihm in den Weg, grölen "Schwarze raus". Alberto Adriano versucht zu beschwichtigen. Aber sie antworten mit Fäusten und Fußtritten, schlagen wahllos auf ihn ein, einer tritt ihn mehrmals mit seinen 14-Loch-Spingerstiefeln gegen den Kopf. Anwohner alarmieren die Polizei. Die ist schnell zur Stelle, nimmt die Täter fest, zwei sind 16, einer ist 24 Jahre alt. Ihr Motiv heißt Fremdenhass. "Wir lassen uns doch von einem Ausländerschwein nichts sagen", erklären sie dem Staatsanwalt.
Alberto Adriano ist mit einer Deutschen verheiratet und hat drei Kinder. Wenige Tage nach dem Überfall erliegt er seinen schweren Verletzungen im Krankenhaus. Seine Frau Angelika kann nicht begreifen, was passiert ist. Jetzt empfindet sie nur noch Hass.
Die Stadt ist ratlos. Der Oberbürgermeister hofft, "dass sich durch den tragischen Vorfall an dem bisherigen normalen und gewaltfreien Zusammenleben in Dessau nichts ändern wird." An einem Trauerzug zum Stadtpark beteiligen sich 4000 Bürger. Der Ministerpräsident des Landes, Reinhard Höppner, sagt: "Für Brutalitäten dieser Art gibt es keine Entschuldigung, weder den Hinweis auf wirtschaftliche Schwierigkeiten noch auf psychologische Hintergründe." Am Tatort liegen Blumen und Kränze.
Die Bundesanwaltschaft zieht die Ermittlungen an sich. Die rassistische Tat sei auch ein Angriff auf die grundlegenden Werte unserer Gesellschaft. Nur zweieinhalb Monate dauert es bis zum Prozess. Die Anklage lautet auf Mord. Die drei Angeklagten zeigen kaum Reue. Das Gericht verurteilt die beiden Jugendlichen zu jeweils neun Jahren Haft, den Erwachsenen zu lebenslänglich.
Das Urteil ist gesprochen. Aber kann damit der Alltag wieder einziehen? Angelika Adriano hat Angst, mit ihren Kindern zieht sie um, niemand soll wissen wohin. In der Stadt tagt das Bündnis gegen Rechts. Eine Antidiskriminierungsstelle wurde eingerichtet. Im Park steht ein Gedenkstein, Unbekannte haben frische Blumen hingelegt. Der Ausländerbeauftragte sagt, für Andersfarbige sei das Klima eher schlechter geworden. Er fühlt sich von der offiziellen Politik weitgehend allein gelassen. An seinem Büro hängt ein Transparent: "Warum Adriano?"
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