ZDF-Programmhinweis
Sonntag, 19. Dezember 2010, 0.20 Uhr
nachtstudio
Protest, Mitte und Maßlosigkeit - Zur Lage der Nation
mit Volker Panzer
Mainz (ots)
Vielleicht geht das Jahr 2010 einmal als Beginn einer neuen politischen Wende in die Geschichte der Bundesrepublik ein. Der Sturm der Entrüstungen und Proteste, der dieses Jahr über die politische Landschaft hinweggefegt ist, hat alt gediente Politprofis umgerissen und professionelle Beobachter überrumpelt. "Sind wir eigentlich noch hysterisch oder schon verrückt geworden?", fragt sich Matthias Krupa in der ZEIT und verweist auf die immer überdrehter wirkenden Debatten, die dieses Jahr bestimmten. Von der Finanzkrise über Sarrazin, vom Atomkompromiss bis Stuttgart 21. Es herrscht wieder Unruhe im Land. Bemerkenswert ist dabei, dass es die Mittelschicht ist, die ihre wohlerzogene Zurückhaltung aufgibt und lautstark auf Straßen und Plätzen demonstriert. Hatten denn nicht gerade alle Parteien beteuert, dass es auf die Mitte ankomme und sie gerade hier um Wähler werben wollen?
Das Bürgertum fühlt sich zunehmend von den Politikern getäuscht. In den Reaktionen auf die Gier der Banker, die uns die Finanzkrise beschert haben, zeigt sich, dass es nach wie vor eine Vorstellung vom rechten Maß gibt. Die Geduld der Bürger lässt sich nicht mehr unbegrenzt strapazieren, wenn sie erfahren müssen, dass alles hinter ihrem Rücken geschehen ist - wie bei Stuttgart 21 oder der Verlängerung der Atomkraftwerkslaufzeiten. Oder wie im Falle Thilo Sarrazin - wenn sie das Gefühl bekommen, da sagt einer etwas Richtiges und soll mundtot gemacht werden. Es entlädt sich der Zorn gegen die politische Korrektheit.
Eine "gestresste" Mitte meldet sich zu Wort, die in der globalen Leistungsgesellschaft immer mehr unter Druck gerät. Und es zeigt sich, dass die vielbeschworene bürgerliche Mitte schwer damit umgehen kann. Laut Politikwissenschaftler Herfried Münkler droht eine paradoxe Situation: die Spaltung. Auf der einen Seite die obere Mittelschicht der Besserverdienenden, die sich durch einen expandierenden Steuerstaat um ihren gerechten Lohn gebracht sieht, auf der anderen Seite die untere Mittelschicht, die immer mehr Unsicherheiten erlebt durch einen Wohlfahrtsstaat, der seine Unterstützung versagt.
In der letzten Sendung des Jahres blickt das ZDF-"nachtstudio" zurück auf die Debatten, die uns bewegt haben, fühlt dem Bürgertum den Puls und wagt einen Ausblick in die Zukunft. Mit Volker Panzer diskutieren Herfried Münkler, der in seinen Buch "Mitte und Maß" den "Kampf um die richtige Ordnung" analysiert hat, der Soziologe Heinz Bude, der in seinem Buch "Die Ausgeschlossenen: Das Ende vom Traum einer gerechten Gesellschaft" konstatierte und Michael Hartmann, der als marxistischer Soziologe die Macht der Eliten angreift und dabei auch die Privilegien der "Bourgeoisie" im Visier hat.
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