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Mittwoch, 4. Oktober 2000, 22.15 Uhr
mit mir nicht! Welsers Fälle

Mainz (ots)

Mittwoch, 4. Oktober 2000, 22.15 Uhr
mit mir nicht!
   Welsers Fälle
Schuldenfalle Bürgschaft - Wie Frauen in eine lebenslange
Finanzmisere geraten
Ursula Wolff aus Berlin steckt in der Schuldenfalle. Von ihrem
Mann wurde sie vor einigen Jahren geschieden - ihn ist sie los, die
Schulden nicht. Jetzt kämpft Ursula Wolff um ihre Existenz. Damals
ging es um einen Basnk-Kredit, für ihren Mann, der sich selbständig
machen wollte. Eine reine Formsache und nur für die Akten, so der
Bankangestellte.
Aber: Immer mehr Frauen geraten durch Kreditmitunterzeichnungen
oder Bürgschaften für das Geschäft ihres Partners in eine persönliche
Notsituation. Oft wissen die geringverdienenden oder mittellosen
Frauen nicht, auf was sie sich einlassen. Von der Bank falsch oder
gar nicht beraten stehen sie vor einem  finanziellen Scherbenhaufen,
wenn die Beziehung in die Brüche geht oder das Geschäft scheitert.
Anfangs hat Ursula Wolff die monatliche Rate von 350,- Mark noch
bezahlen können. Seit sie frühpensioniert ist, geht das nicht mehr.
Zahlungsunfähig leistete sie den Offenbarungseid und jetzt hat sie
nicht einmal mehr ein Bankkonto.
Annette Schmedt, Projektleiterin der Initiative für
bürgschaftsgeschädigte Frauen (IBF), fordert eine bessere Aufklärung
der Betroffenen und eine sorgsamere Information der kreditgebenden
Banken. Denn obwohl es in bestimmten Fällen möglich ist eine
Bürgschaft als sittenwidrig anzufechten, werden die Fristen dafür
häufig versäumt. Dann ist auch kein Einspruch mehr möglich. Ursula
Wolff sagt "mit mir nicht!".
Krankenkasse verweigert Mukoviszidose-Kind lebensrettende Kur in
Israel
Sören Altmann hat seit seiner Geburt Mukoviszidose. Er ist eines
von 8000 Kindern, die an dieser unheilbaren Krankheit leiden. Sören
wird früh sterben, weil ihm aufgrund der genetisch bedingten
Stoffwechselstörung der Rachenschleim die Lunge verklebt. Je weniger
Sauerstoff die Lunge austauschen kann, desto mehr muss sein Herz
arbeiten. Durch Medikamente und Inhalation kann der Prozess verzögert
werden. Aber das Beste für Sören sind Aufenthalte in Israel am Toten
Meer. Das gemäßigte Klima mit der trockenen Luft wirkt Wunder und
lindert seine Schmerzen. Seine Krankenkasse sieht das anders. Ein
Kuraufenthalt an der Nordsee würde es auch tun. Dabei ist, nach
Diagnose der Ärzte, neben der Regelversorgung in Deutschland die
Klimakur in Israel eine wichtige Rehabilitationsmaßnahme, die auch
nicht mehr kostet. In der Klinik, die von der Christiane Herzog
Stiftung ausgesucht wurde, stabilisiert sich Sörens Zustand.
Der Streit um die Kosten : ein Fall für Maria von Welser.
Nachgehakt:  Immer noch keine Hilfe für selbstlosen Helfer
Franz Reineke wollte Gutes tun. Als Zivildienstleistender half er
1997 spontan bei einem Noteinsatz - und zwar außerhalb seiner
Dienstzeit. Der Rettungswagen landete im Straßengraben, Frank Reineke
ist seither an den Rollstuhl gefesselt. Seine selbstlose
Hilfsbereitschaft kommt ihn teuer zu stehen. Bis heute fühlt sich
kein Versicherungsträger für ihn zuständig. Er erhält weder Rente
noch Zuschüsse für eine behindertengerechte Wohnung. Dabei versprach
der Vertreter des Versorgungsamtes Hildesheim, der vor einem Jahr bei
"mit mir nicht!" auftrat, dass Frank Reineke die ihm zustehende Rente
bald erhalten werde. Bis heute wartet er vergeblich darauf. Ein Fall
für Maria von Welsers Rubrik "Nachgehakt".
Das schmutzige Geschäft mit exotischen Vögeln
Deutschland ist Hauptumschlagplatz im illegalen Geschäft mit
exotischen Tieren. Ganz vorne auf der Liste: Wildvögel, besonders
Papageien.
Erschreckend: die meisten im Handel angebotenen Vögel stammen
nicht aus der Zucht, sondern aus verbotenen Wildfängen in den
tropischen Regenwäldern und Savannen.
Mit Netzen und Schlingen gefangen und gequält, kommt nur eines von
sechs Tieren tatsächlich lebend an. Egal mit welchen Mitteln,
Hauptsache die Nachfrage wird gedeckt.
Den legalen Wildfang bezeichnen Tierschützer als Farce. Laut
Artenschutzabkommen gibt es eine genehmigte Quote, die den
Wildvogelbestand nicht gefährdet. Die sei aber viel zu hoch und werde
ohnehin nicht ausreichend von Behörden kontrolliert. So müssen immer
mehr Vögel sterben, um den Bedarf zu decken und als
Wohnzimmerdekoration zu enden.
Darüber diskutieren am Welttierschutztag, Maria von Welser, Dietrich
Tölden vom Bundesamt für Naturschutz sowie Eugen Tönnis, Vorstand des
Komitees gegen den Vogelmord.

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