ZDF-Pressemitteilung
Die Stasi-Akte der Anna Seghers
ZDF-Dokumentation mit neuen Erkenntnissen über ein Jahrhundertleben
Mainz (ots)
Am 19. November wäre Anna Seghers 100 Jahre alt geworden. Das ZDF erinnert mit der Dokumentation "Verkannt - Vergessen? Anna Seghers zum 100. Geburtstag" am Sonntag, 19. November 2000, 23.30 Uhr an die in Mainz geborene Autorin. Die Autoren Karl Heinz Meier und Frank Vorpahl haben erstmals die Stasi-Akte der prominentesten DDR-Schriftstellerin ausgewertet. Das Ergebnis: Die Staatssicherheit hat Anna Seghers lückenlos ausspioniert. Die 500-seitige Akte aus der Gauck-Behörde zeigt das unbekannte Bild einer überzeugten Kommunistin, die dennoch die DDR-Herrscher immer wieder misstrauisch machte.
Entgegen bisheriger Erkenntnisse setzte sich Anna Seghers für ihren Verleger Walter Janka ein, der unschuldig zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Die Spitzel notierten eine "empörte Haltung der Seghers zugunsten des Janka". Als SED-Chef Ulbricht ihr zum 65. Geburtstag gratulierte, antwortete Seghers vor dem versammelten Politbüro: Hoffentlich seien die "schönen Worte" auch "aufrichtig gemeint". Für diese Provokation wurde sie zur Aussprache bei Walter Ulbricht einbestellt. Ärger gab es auch, als sich Anna Seghers für den verfolgten Schriftsteller Alexander Solschenizyn einsetzte, der den Nobelpreis bekommen sollte.
Die ZDF-Dokumentation bietet weitere bisher unbekannte Einzelheiten aus einem bewegten Leben. Auch der amerikanische FBI sammelte umfangreiches Material über die Schriftstellerin, die vor den Nationalsozialisten ins mexikanische Exil fliehen musste. So wurde ihr weltberühmter Roman "Das siebte Kreuz" von US-Agenten auf geheime Botschaften untersucht, die angeblich einer kommunistischen Verschwörung dienten. Heute gilt der Roman ganz unumstritten als Meisterwerk. Marcel Reich-Ranicki im ZDF: "Es gibt einen bedeutenden Roman von einer Frau, in deutscher Sprache in unserem Jahrhundert geschrieben: das "Siebte Kreuz" von Anna Seghers".
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