ZDF-Pressemitteilung
Tschernobyl kann sich jeden Tag wiederholen
ZDF-dokumentation über marode Reaktoranlagen und deutsch-russische Atomgeschäfte
Mainz (ots)
Tschernobyl wird am 15. Dezember 2000 stillgelegt - endgültig. Die Welt könnte aufatmen. Doch Russland rüstet auf. Die ZDF-dokumentation "Tödlicher Pakt - Deutsch-russische Atomgeschäfte" am Dienstag, 12. Dezember 2000, 22.45 Uhr belegt: Mit Hilfe der deutschen Atomwirtschaft plant das Land den Einstieg in das weltweite Atomgeschäft in ganz großem Stil.
Russland will für westliche Atomkraftwerke Brennelemente aus russischem Waffenplutonium produzieren, Atomstrom in den Westen verkaufen und westlichen Atommüll endlagern. Mit den Atomgeschäften will die russische Regierung in den nächsten Jahren mehrere Milliarden Dollar einnehmen - Geld auch für den Neubau von mindestens 30 Atomreaktoren.
Der russische Atomminister Jevgenij Adamov betont gegenüber dem ZDF, dass sein Land ein starkes Interesse an einer Zusammenarbeit mit Deutschland hat und bereits intensive Kontakte bestehen.
Der deutsche Wirtschaftsminister erklärte jüngst, er wolle die Einfuhr schmutzigen Stroms stoppen. Dabei setzt das Bundeswirtschaftsministerium auf den freiwilligen Verzicht der Energiekonzerne, ein Gesetz zum Importverbot ist nicht geplant.
Die deutsche Atomwirtschaft denkt nicht daran, die lukrativen Atomgeschäfte mit Russland zu stoppen. So soll die Hanauer Plutoniumfabrik in den Südural verkauft und in Majak, einer der größten Atomfabriken der Welt, wieder aufgebaut werden. Die Hanauer Atomanlage durfte in Deutschland aus Sicherheitsbedenken nie in Betrieb gehen. Bald soll sie in Majak Brennelemente aus russischem Waffenplutonium produzieren. Diese Brennelemente sollen auch in deutschen Atomkraftwerken abgebrannt werden. Sie sind billig und Russland bietet zudem die Endlagerung der abgebrannten Brennelemente an.
Der neue Standort der Hanauer Atomfabrik am Ural ist die am stärksten radioaktiv verseuchte Region der Welt. 1957 explodierte in Majak ein Tank mit Atommüll, schätzungsweise eine halbe Million Menschen wurden verstrahlt. Bis in die neunziger Jahre wurde der Unfall verschwiegen. Tausende Männer, Frauen und Kinder leiden bis heute an den Folgen der Atomkatastrophe. Stillgelegt wurde die Atomfabrik Majak nie. Bis heute kommt es immer wieder zu gravierenden atomaren Zwischenfällen.
Die Autorin der ZDF-dokumentation Sabine Kemper besuchte das Gebiet am Südural, sprach mit Ärzten, Strahlenopfern und Anwohnern. Wie marode die Atomfabrik Majak ist, belegen Aussagen eines ehemaligen Inspektionsleiters der staatlichen russischen Atomaufsichtsbehörde sowie nicht öffentliche Papiere der russischen Regierung, die dem ZDF vorliegen.
Kempers Fazit nach mehreren Monaten Recherche und zweiwöchigen Dreharbeiten in verschiedenen Atomfabriken: Viele Atomanlagen Russlands sind schrottreif. Deutsch-russische Atomgeschäfte füttern Zeitbomben, die in Deutschland niemand betreiben würde. Besonders alarmierend: Millionen an EU-Geldern, gedacht, die Sicherheitsstandards russischer Reaktoren zu verbessern, versickern zweckentfremdet.
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