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Freitag, 19. Januar 2001
aspekte

Mainz (ots)

Freitag, 19. Januar 2001, 22.20 Uhr
aspekte
Gefallene Helden - Der Absturz der Werbepromis
Die Haltbarkeit von Promis sinkt spürbar. Uneheliche Kinder,
Drogensucht und Scheidungskrieg. Promis werden zum Risikofaktor für
die Werbung. Stars erhalten noch immer hohe Gagen für Anzeigen und
Spots; doch jetzt bröckelt der Glamour. Die Krise ist da. Die neueste
Umfrage des Münchner Marktforschungsinstituts imas besagt: Die
Akzeptanz der Promis geht rapide zurück. Schon basteln die
Werbe-Agenturen an neuen Images für Boris und Babs. aspekte fragt:
Gehen uns nun die letzten Leitbilder verloren?
Schindhelms Liste - Basels Intendant unter IM-Anklage
Die Akte Schindhelm ist hellblau, 260 Seiten dick und wirft dunkle
Schatten über eine ostdeutsche Erfolgsgeschichte. Den Intendanten des
Basler Theaters, Michael Schindhelm, künstlerisch renommiert, wenn
auch unter Besucherschwund leidend, hat die Vergangenheit wieder
eingeholt. Als IM "Manfred Weih" unterschrieb Schindhelm in
Woronesch/Sowjetunion eine Verpflichtungserklärung für die Stasi.
Angeblich soll er jedoch nie als Spitzel gearbeitet haben. In der
Schweiz bläst man nun zur Hatz auf den Verräter. Denn die
Stasivergangenheit kommt manchem Eidgenossen nur zu gelegen, der mit
Schindhelms modernem Theater nichts anzufangen weiß. Eine Parabel
über Verrat, Lüge und falsches Spiel.
Mürbe Terroristen - Der Film "Die innere Sicherheit"
Auch Joschka Fischer hat die Vergangenheit eingeholt. Die Medien
diskutieren über die Schlagkraft des Außenministers, sein Verhältnis
zu Molotow-Cocktails und lassen sich von ihm erklären, was eine
"Putztruppe" im Wald zu putzen hat. Der "deutsche Herbst" ist wieder
gegenwärtig, und pünktlich zur aktuellen Diskussion kommt Christian
Petzolds eindringlicher Film "Die innere Sicherheit" in die Kinos.
Petzold erzählt das Familiendrama zweier Ex-Terroristen, die mit
ihrer Tochter seit Jahren im Untergrund leben. Aber die 15-Jährige
ist nicht mehr bereit, dieses gespenstische Leben im Verfolgungswahn
weiterzuführen. Ein psychologisches Meisterstück über die Zerstörung
einer Familie, die einst den Staat zerstören wollte.
Neue Heimat - Das Burgtheater provoziert mit einem Blut- und
Boden-Autor
Das Wiener Burgtheater der Nach-Peymann-Ära ist aus seinem
Schönheitsschlaf erwacht. Der Kärntner Regisseur Martin Kusej,
berüchtigt für seine radikalen und skandalträchtigen
Klassikerinszenierungen, hat das Drama "Glaube und Heimat" eines
lange verfehmten Schnitzler-Zeitgenossen auf die Wiener Bühne
gewuchtet. Der Dramatiker Karl Schönherr wurde von den Nazis als
Blut-und-Boden-Autor verehrt und versank später in der
Bedeutungslosigkeit. Kusejs Neuinszenierung schlägt den Bogen zur
österreichischen Gegenwart und haucht den verstaubten Begriffen neues
Leben ein. Ein umstrittenes Experiment und eine grandiose
Inszenierung.

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