ots.Audio: "Der Ölpreis entscheidet über Aufstieg und Untergang der Weltwirtschaft" ZDF-Dokumentation "Das Blut der Welt" über die ungebrochene Bedeutung der fossilen Brennstoffe
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Mainz / Berlin (ots)
Anmoderation:
Der Ölpreis bestimmt den Lauf der Weltwirtschaft. Alle großen Staaten wissen längst: Erdöl und Erdgas sind von existentieller Bedeutung. Deshalb stecken die Mächtigen der Welt überall dort, wo überlebenswichtige Rohstoffreserven liegen, ihre Claims ab - mit Waffengewalt oder aggressiver Diplomatie. Denn Energie ist knapp und teuer, und je mehr die Weltwirtschaft wächst, umso größer wird die Nachfrage. Allein China ist für ein Drittel des weltweiten Anstiegs des Erdölverbrauchs verantwortlich. Im Rahmen des ZDF-Programmschwerpunkts "Burnout - Der erschöpfte Planet" in dieser Woche, beschäftigen sich der ehemalige SPIEGEL-Chefredakteur Stefan Aust und Claus Richter, Redaktionsleiter des ZDF-Polit-Magazins "Frontal 21", mit den fossilen Brennstoffen. Sie berichten von den Brennpunkten des weltweiten Ölbusiness, und sie stellen die Frage, wie umweltverträglich und nachhaltig der Umgang mit fossilen Energieträgern heute ist und welche realistischen Alternativen es überhaupt gibt. Co-Autor Claus Richter:
1. O-Ton Claus Richter
Wir wollten einmal prüfen, ob der Stoff, auf dem unsere gesamte westliche Industriegesellschaft ruht, ob er ausgeht, ob er eigentlich unbegrenzt verfügbar ist oder aber, ob solche Untergangsszenarien wirklich zutreffen, die ja sagen, dass die Förderung beständig zurückgeht und dass wir deshalb sehr bald zu einschneidenden, auch politischen Maßnahmen greifen werden. Wir waren an der Südspitze Südamerikas, in Sibirien, in Aserbaidschan, in Kanada und an anderen Plätzen und sind dieser Frage nachgegangen. (0:35)
Claus Richter und Stefan Aust haben einen spannenden und sehenswerten Film gedreht. Und sie haben eine erstaunliche Entdeckung gemacht: Der Anstieg des Ölpreises in den letzten Jahren hat das Ende der fossilen Energie nicht beschleunigt, sondern das genaue Gegenteil erreicht. Stefan Aust:
2. O-Ton Stefan Aust
Nach dem Fall der Mauer, das war ja eigentlich der Zeitpunkt, wo der gesamte Osten sozusagen in den globalen Wirtschaftskreislauf einbezogen wurde, da hat sich eben der Bedarf an Energie außerordentlich erhöht. Damit haben sich die Preise erhöht und das hat dazu geführt, dass es immer schwieriger wird, aber auch immer lohnender wird, so genannte unkonventionelle Ölquellen anzuzapfen. Und das hat geradezu einen Boom auf den gesamten Sektor der fossilen Energien hervorgerufen, weil man heute plötzlich Öl und Gas fördern kann an Stellen, an denen es früher undenkbar war. (0:33)
Fast ein Jahrhundert lang waren im Prinzip nur die leicht zugänglichen Ölvorkommen ausgebeutet worden. Ölquellen in den arabischen Ländern oder Lateinamerika, wo das "Schwarze Gold" mit relativ einfacher Technik an die Erdoberfläche gepumpt werden konnte. Doch je höher der Ölpreis stieg, desto rentabler ist es, jetzt aufwändigere Verfahren einzusetzen, sagt Claus Richter:
3. O-Ton Claus Richter
Es gab unglaubliche technologische Fortschritte in den vergangenen Jahren, Dinge die man vor einigen Jahren auch für unmöglich hielt, die Entdeckung von neuen Erdgasfeldern, so etwas gibt es wieder. Uns haben Techniker und Wissenschafter gezeigt, mit welchen Methoden man zum Beispiel aus Gas Benzin machen kann, uns sagen Techniker: Gas ist der Sprit der Zukunft. Und viele sagen deshalb, dass das Erdölzeitalter, das viele schon für beendet erklärten, wohl noch einige Zeit andauern wird. (0:35)
Die zweiteilige Dokumentation führt den Zuschauer beispielsweise nach Qatar. Im Wüstenstaat wird durch Gasverflüssigung aus Erdgas Benzin gemacht. Ein Verfahren, das in Deutschland in den 1920er Jahren entwickelt wurde und das man jetzt wieder entdeckt. Fachleute gehen davon aus, dass die Erdgasvorräte noch 100 Jahre reichen. Matthias Bichsel, Direktor für Strategie bei Shell, spricht im Interview in der ZDF-Dokumentation sogar von 250 Jahren. Kein Wunder, dass diese fossilen Schätze für die Staaten so wichtig sind und der Kampf um sie so hart. Das bestätigen auch Experten, die in der Doku zu Wort kommen, beispielsweise Fatih Birol, der Chefökonom der Internationalen Energie-Agentur oder Rainer Seele, der Vorstandsvorsitzende des Ölförderunternehmens Wintershall:
4. O-Ton Fatih Birol / Rainer Seele
Die Zeit des billigen Öls ist vorbei, das Preisniveau von 50 oder 60 Dollar, das wir bis 2008 Jahrzehnte lang gesehen hatten, das ist ein für alle Mal passé. - Ich glaube, dass die Regierungen in den europäischen Ländern gut beraten sind, sich über die Quelle von Öl und Gas mehr Gedanken zu machen. (0:22)
Nur Alt-Kanzler Gerhard Schröder sieht das alles viel relaxter. Aber er ist ja jetzt auch kein Politiker mehr sondern Lobbyist bei Gazprom, Russlands größtem Gasexporteur.
5. O-Ton Gerhard Schröder
Selbst in den finstersten Zeiten des kalten Krieges waren die Gaslieferungen nie in Frage gestellt. (0:03)
Abmoderation:
"Das Blut der Welt": Stefan Aust und Claus Richter auf den Spuren der fossilen Rohstoffe. Eine spannende und unbedingt sehenswerte Dokumentation, in der hochrangige Akteure aus Politik und Wirtschaft zu Wort kommen.
Teil 1 mit dem Untertitel "Kampf ums Öl" läuft am Mittwoch (16. November) um 23.30 Uhr, Teil 2 "Öl der Zukunft" am Donnerstag (17. November) um 23.15 Uhr im ZDF.
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