ZDF-Pressemitteilung
"Kennzeichen D" am Mittwoch, 28. Februar 2001, 22.15 Uhr im ZDF: Kaum Gesundheitskontrollen in Geflügelmästereien
Mainz (ots)
Nach Informationen des ZDF-Magazins "Kennzeichen D" werden die deutschen Geflügelmästereien, die rund 60 Millionen Hühner, Puten, Enten und Gänse halten, von den Überwachungsbehörden der Bundesländer kaum kontrolliert. Obwohl bei Stichproben immer wieder Gesundheitsgefahren durch Tierarzneirückstände und Bakterien festgestellt werden, sind einige der von "Kennzeichen D" aufgesuchten Betriebe seit Jahren von keinem Amtstierarzt überprüft worden.
Hauptgrund hierfür ist die alarmierende personelle Unterbesetzung der Überwachungsstellen, die nach Auskunft von Kontrolleuren um mindestens 30 Prozent aufgestockt werden müssten. Bundesweit sind lediglich 2.800 beamtete und angestellte Veterinäre im behördlichen Vollzugsdienst tätig. Diese befassen sich zur Zeit vor allem mit BSE, Maul- und Klauenseuche sowie Futter- und Arzneimittelproblemen in der Rinder- und Schweinezucht. Dabei bleibt die für ansteckende Tierkrankheiten besonders anfällige Geflügelmast weitestgehend unbeachtet. Unhaltbare Zustände bestätigte gegenüber "Kennzeichen D" der Vorsitzende der "Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz", Dr. Karl Fikuart (Steinfurt): "Der gesamte Einsatz von Tiermedikamenten über die Trinkwasserverabreichung beim Geflügel ist so gut wie gar nicht kontrollierbar. Da ist es beim derzeitigen Personalstand illusorisch zu glauben, dass eine Kontrolle überhaupt möglich ist."
Die Organisation, der bundesweit 800 Tiermediziner angehören, hält in diesem Zusammenhang auch eine Reform des zunehmend umstrittenen Dispensierrechts gerade in Hinblick auf die Zustände in großen Geflügelmästereien für dringend erforderlich. Laut Gesetz dürfen frei praktizierende Tierärzte pharmazeutische Wirkstoffe nach eigenen Rezepturen selbst zu Medikamenten zusammenstellen und diese an die Mästereien verkaufen. "Da ist die Versuchung natürlich groß (...), weil dort große Mengen umgesetzt und enorme Gewinnspannen realisiert werden können", sagte Fikuart im ZDF. Für die Abschaffung solcher Sonderrechte haben sich bereits mehrere Politiker bei Bund und Ländern ausgesprochen.
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