ZDF-Programmhinweis
Mittwoch, 14. März 2001, 22.15 Uhr
Kennzeichen a.D.
30 Jahre - die letzten 45 Minuten
Mainz (ots)
Das Politmagazin im ZDF verabschiedet sich. Nach 30 Jahren - die letzten 45 Minuten am 14. März 2001 um 22.15 Uhr mit Highlights, Rückblicken und Promis. Kennzeichen D, ein Klassiker der Politmagazine, mit fast allen Fernsehpreisen dekoriert - zuletzt die Goldene Kamera 2000 für Glaubwürdigkeit - und durchschnittlich zwei Millionen Zuschauern.
Geprägt wurden die insgesamt 725 Sendungen, das sind 541 Stunden oder 32 460 Minuten, immer auch von den Köpfen vor und hinter der Kamera. Das galt für die Premiere unter Redaktionsleiter Hanns Werner Schwarze im Jahr 1971, wie für die Kollegen, die ihm folgten. Auch unter Dirk Sager, Joachim Jauer und - in den vergangenen sechs Jahren - Olaf Buhl war "Kennzeichen D" immer ein Markenzeichen für prononcierten, verlässlichen und glaubwürdigen TV-Journalismus.
Mit außergewöhnlichen Rechercheleistungen hat sich "Kennzeichen D" in den vergangenen Jahren als eines der drei von Presseagenturen meistzitierten politischen Fernsehmagazine etabliert. Die Sendung deckte rechtsextremistische Taten und Täter auf, zeigte die zunehmende internationale Vernetzung und Nutzung des Internets zu Propaganda und Gewaltanwendung, rechtsextreme Übergriffe in der Bundeswehr sowie Ansätze des Rechtsterrorismus. "Kennzeichen D" enthüllte fragwürdige Rüstungsexporte, sei es für Giftgasfabriken in Libyen oder das C-Waffen-Labor für die Türkei, blickte hinter BND-Machenschaften im Münchner Plutoniumschmuggel und berichtete vielfach Zitiertes zur CDU-Spendenaffäre und Leuna, beobachtete die Einschränkung von Bürgerrechten durch Lauschangriff und Abhörpraktiken, Videoüberwachung, Schleierfahndung und die Infragestellung des Asylrechts auf bürokratischem Wege. Seit 1996 berichtete "Kennzeichen D" kontinuierlich über die lange bestrittene Gefährdung durch BSE, blieb gegen den Trend der Zeit an Themen wie Waldsterben und Klimaschutz, zeigte skandalöse Ausmaße von Lohndumping und die Auflösung des Flächentarifvertrags, markierte neue Formen von Armut in Deutschland.
"Kennzeichen D", das sind auch Bilder der Fernsehgeschichte, etwa der Besuch des ausgebürgerten Wolf Biermann am Sterbebett Robert Havemanns in Ost-Berlin, die erfolgreiche Suche nach dem untergetauchten Nazi-Verbrecher Lischka, die erste Live-Sendung eines westdeutschen Fernsehsenders aus der DDR oder die Reportage aus dem von Rechtsradikalen in Brand gesetzten Vietnamesen-Wohnheim in Rostock-Lichtenhagen.
Als "Kennzeichen D" 1971 erstmals zu sehen war, standen sich die Weltmächte noch waffenstarrend im Kalten Krieg gegenüber - das Magazin vermittelte Einblicke in das Leben hinter der Mauer und berichtete über Deutsch-Deutsches jenseits der ideologischen Barrieren. Ein unbequemer Mahner im Westen und ständiger Dorn im Auge der DDR-Oberen.
Seit der Wiedervereinigung präsentiert sich die Sendung bewusst als gesamtdeutsches Politmagazin, aktuell und hintergründig. Das Trennende zeigen und das Einende würdigen, das "D" markiert und hinterfragt die Kennzeichen dieser neuen Republik. Soziale Gerechtigkeit, Rechtsextremismus, die Verteilung von Arbeit, Bildung und Chancen auch zwischen Ost und West, Bürgerrechte, Umwelt- und Verbraucherschutz. Prägend war dabei stets die Sensibilität für ostdeutsche Besonderheiten und Befindlichkeiten im Vereinigungs-Prozess, ebenso wie ein couragierter Zugriff auf unbequeme Themen das besondere Kennzeichen von "Kennzeichen D".
Im Urteil der Öffentlichkeit fehlte es deshalb auch nie an kritischen Tönen, wie auch an Anerkennung für "Kennzeichen D". "Kritisch und sachlich zugleich", befand Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD). Der ehemalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) bezeichnete das Politmagazin als "engagiert, fair, kämpferisch und stets auf Höhe der Zeit" in seiner Laudatio bei der Verleihung der "Goldenen Kamera Millennium für Glaubwürdigkeit im deutschen Fernsehen" an "Kennzeichen D": "Das Magazin führt unsere Blicke über den Tellerrand hinaus, es zeigt uns, welche Herausforderungen heute vor uns stehen, und das macht es so sehenswert".
30 Jahre, 16 Moderatoren
Klaus-Henning Arfert, Dietmar Barsig, Olaf Buhl, Ernst Elitz, Thomas Euting, Thomas Fuhrmann, Hans-Dieter Jaene, Joachim Jauer, Harald Jung, Johann Michael Möller, Lea Rosh, Dirk Sager, Hanns Werner Schwarze, Giselher Suhr, Dr. Gustav Trampe, Ralf Zimmermann von Siefart
Die Auszeichnungen
Fernsehpreis des Verbandes der deutschen Kritiker (1977), Gustav-Heinemann-Bürgerpreis (1978), Jakob-Kaiser-Preis (1983), Journalistenpreis der IG Medien (1992), TeleStar (1992), Carl-von Ossietzky-Medaille der Liga für Menschenrechte (1992), Goldene Kamera für Glaubwürdigkeit im deutschen Fernsehen (1999), civis-Preis für besondere Programmleistungen (1999), civis-Jugendpreis (1999).
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