Rituelle Beschneidung in der Türkei
Korrespondent Luc Walpot berichtet im ZDF-"auslandsjournal" über heikles Thema
Mainz (ots)
Das Kölner Landgericht hat in einem Urteil Beschneidungen aus rein religiösen Gründen als Körperverletzung gewertet, und Muslime und Juden in Deutschland sehen ihre Religionsfreiheit bedroht. Das ZDF-"auslandsjournal" beschäftigt sich in seiner Ausgabe am Mittwoch, 4. Juli 2012, 22.15 Uhr, mit dem aktuellen Thema. In einem ausführlichen Korrespondentenbericht beschreibt Luc Walpot, Leiter des ZDF-Büros in Istanbul, das Ritual und die Bedeutung der Beschneidung in der Türkei.
Im Istanbuler Stadtteil Beykoz stehen 600 kleine Jungen im Alter zwischen fünf und neun Jahren im Mittelpunkt einer Veranstaltung: Sie tanzen, klatschen zur Musik, sind die Helden des Tages. Ausstaffiert mit glitzernden Prinzenkostümen, mit Turban und Zepter feiern sie ihr "Sünnet Dügün", das Fest nach der Beschneidung.
Die Veranstaltung ist ein Service der Stadtverwaltung für sozial schwache Familien. Der Service wird dankbar angenommen, denn die Beschneidung ist ein Muss für die männlichen Muslime in der Türkei, unverzichtbarer Bestandteil ihrer islamischen und gesellschaftlichen Identität. Die Vorstellung, auf die Beschneidung zu verzichten, weil sie einen unzulässigen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit des Kindes darstelle, scheint vielen Türken abwegig. Wer sich gegen die Beschneidung im Kindesalter entscheidet, braucht viel Selbstbewusstsein, riskiert die soziale Ausgrenzung.
Dennoch gibt es auch Kritik: Die Autorin Nil Gün, die schon 2005 ein Buch gegen die Beschneidung von Jungen im Kindesalter veröffentlicht hat, glaubt, dass der Eingriff für die Männer ein traumatisches Erlebnis ist, das nicht von jedem gleich gut verarbeitet werden kann. Sie plädiert dafür, diese Entscheidung erst bei Erreichen der Volljährigkeit zu treffen, wenn der Mann selbst entscheiden kann, ob er die Beschneidung möchte.
Das "auslandsjournal" wird moderiert von Theo Koll.
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