ZDF-Pressemitteilung
Geheime Dossiers des FBI über Bertolt Brecht enthüllen: der deutsche Exilant sollte aus den USA abgeschoben werden
Mainz (ots)
Bertolt Brecht wurde über mehrere Jahre in den USA geheimdienstlich überwacht. Das FBI belauschte gezielt Telefonate des bekanntesten deutschen Exilanten. Das enthüllen 1200 Seiten eines Dossiers, die das FBI jetzt freigegeben hat.
Der renommierte Exilforscher Alexander Stephan berichtet im ZDF-Kulturmagazin "aspekte", am Freitag, 20. April 2001, 22.15 Uhr, der amerikanische Sicherheitsdienst habe unter anderem die Abschiebung des als Kommunisten verdächtigten Dramatikers aus den USA erwogen. In diesem Zusammenhang spähte das FBI insbesondere die intime Beziehung Brechts zu Ruth Berlau und die Geburt des gemeinsamen Kindes der beiden Künstler aus, um Brecht "unmoralischen Lebenswandel" vorwerfen zu können. Das Abhörmaterial sollte den amerikanischen Behörden einen Ausweisungsgrund liefern.
Die Lauschprotokolle berichten über Brechts Schadenfreude über eine angebliche Kastration des Schauspielers Gustaf Gründgens nach Hitlers Niederlage.
Neben zahlreichen Details aus dem Privatleben Brechts und anderer deutscher Exilanten wie zum Beispiel Gespräche mit Lion Feuchtwanger geben die Akten vor allem Aufschluss über Brechts Haltung zu Deutschland im Jahr des Kriegsendes 1945. Das FBI notierte die Reaktionen im Hause Brecht auf Hitlers Tod und das Potsdamer Abkommen ebenso wie Brechts Bemühen, als Reporter am Nürnberger Kriegsverbrechertribunal teilzunehmen.
Die Akten enthalten auch Informationen zur künstlerischen Arbeit des Dramatikers im Jahre 1945, vor allem im Zusammenhang mit der New Yorker Uraufführung von Brechts "Glanz und Elend des Dritten Reiches". Das FBI protokollierte pedantisch alle Gespräche zwischen Brecht, seiner Ehefrau Helene Weigel, Ruth Berlau und Charles Laughton.
Das Abhörmaterial wurde später dem Kongressausschuss zur Untersuchung unamerikanischen Verhaltens zugänglich gemacht, vor dem Brecht 1947 aussagen musste.
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