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auslandsjournal
Donnerstag, 26. April 2001, 21.15 Uhr
Mainz (ots)
Donnerstag, 26. April 2001, 21.15 Uhr
auslandsjournal
Vom Aussterben bedroht - Amazonen des Meeres
Die Sonne brennt vom Himmel, als Puja in ihren Neoprenanzug schlüpft. Die Harpune aus Bambusrohr in der einen Hand, Messer und einen Jutesack in der anderen eilt sie über die spitzen Basaltsteine am Strand. Mit kräftigen Zügen schwimmt sie hinaus ins Meer. 15 Grad Celcius misst die Wassertemperatur, in der Puja die nächsten fünf Stunden verbringen wird.
Die 46-jährige Puja Kim aus dem südkoreanischen Dorf Doto ist eine sogenannte Haenyo. Keine kleine Meerjungfrau, sondern eine von mehreren tausend Frauen, die auf der Insel Cheju im Ostchinesischen Meer ohne Atemgerät bis zu zwei Minuten lang 20 Meter tief tauchen. Dabei suchen sie Seeschnecken, Muscheln und Austern, die nur auf diese Weise vom Meeresgrund gepflückt werden können.
"Die kleine Insel 85 Kilometer südlich von Südkorea ist schon immer bettelarm gewesen", erzählt ZDF-Korrespondent Gert Anhalt, der die Amazonen der Meere bei ihrer täglichen Arbeit beobachtete. Das Einkommen der Männer, die traditionell Fischfang betreiben, reicht nicht zum Leben. Schon seit vielen Jahrhunderten müssen deshalb die Frauen mitverdienen. Nichts außergewöhnliches. Den lebensgefährlichen Job der Muscheltaucherin gibt es jedoch nur in Cheju.
Nicht nur, dass aggressive Haie und Barracudaschwärme die Haenyos bedrohen, auch die widrige Umgebung und das kalte Wasser sind kräftezehrend. Nach jedem Tauchgang, bei dem die Taucherin maximal eine etwa faustgroße Seeschnecke schneidet, kann sie sich für einige Minuten an ihrem kürbisähnlichen Styroporball ausruhen, bevor sie wieder abtaucht. Erst am späten Nachmittag hat sie wieder festen Boden unter den Füßen. Der Lohn für die Knochenarbeit: selten mehr als 80 Mark am Tag.
Kein Traumjob für Chejus Jugend. Pujas 28-jährige Tochter arbeitet lieber in einem Restaurant in einem der zahlreichen Hotels der Insel. Der Tourismus ist mittlerweile die Haupteinnahmequelle im paradiesischen Hawaii Koreas. Die Tage der Haenyos sind gezählt. Die Mehrzahl ist wie Pujas Kolleginnen in Doto zwischen 40 und 78 Jahre alt. Die letzten von ihnen drohen zu einer reinen Attraktion für die Urlauber zu werden.
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