ZDF-Pressemitteilung
Tagebuch eines Selbstmörders: "Praxis-extra"-Sendung zum Drogenmissbrauch und seinen Folgen
Mainz (ots)
Das ZDF-Gesundheitsmagazin "PRAXIS" dokumentiert in einer Sondersendung am Mittwoch, 9. Mai 2001, 22.45 Uhr, anhand eines tragischen Einzelschicksals das Ergebnis einer überforderten Drogenpolitik.
Der kürzlich veröffentlichte Drogenbericht 2000 der Bundesregierung ist alarmierend, die Reaktionen größtenteils hilflos. Die Ergebnisse des Drogenberichts sind deutlich: Der Osten hat inzwischen beim Drogenkonsum auf Westniveau aufgeschlossen. Ein Drittel aller 12- bis 24-Jährigen hat bereits illegale Drogen zu sich genommen. Und: Der Erstkonsum dringt in immer jüngere Altersgruppen vor.
Von der Drogenpolitik jahrelang nicht wahrgenommen, gehören psychoaktive Substanzen wie Cannabis und Ecstasy mittlerweile zur Jugendkultur und werden mehr aus ideologischer denn aus wissenschaftlicher Überzeugung verharmlost. Denn: Die durch diese Drogen ausgelösten schweren Psychosen nehmen zu. Hier fehlt ein wirksames Präventionskonzept.
Anhand eines besonders dramatischen und tragischen Falles dokumentiert der Film des "PRAXIS"-Autors Christian Liffers die Auslösung und den typischen Verlauf einer solchen Psychose.
Im letzten Jahr legte sich der 25-jährige Bert S. im schwäbischen Balingen auf die Bahngleise und ließ sich von einem Zug überfahren. Tragischer Schlusspunkt einer mehrjährigen "Karriere" mit Partydrogen wie Ecstasy und LSD, die ihn in die Schizophrenie führten. Das Besondere: Der junge Mann führte in seinen letzten vier Jahren Tagebuch und schildert darin anschaulich und mit erstaunlicher Selbstbeobachtung, wie die Drogen beginnen, sein alltägliches Leben zu beeinflussen und wie die schizophrene Erkrankung immer weiter fortschreitet. Nach Expertenmeinung das einmalige und bewegende Zeugnis eines tragischen Weges von der ersten Ecstasy-Pille bis zum Freitod. Berts Eltern haben diese Aufzeichnungen nur ein Jahr nach dem Tod ihres Sohnes dem ZDF exklusiv zur Verfügung gestellt. Sie werden in dieser Dokumentation erstmals veröffentlicht.
Mangelnde Aufklärung und die Stigmatisierung sowohl des Drogengebrauchs als auch der Krankheit Schizophrenie bilden vor allem im ländlichen Raum ein gefährliches Gemisch. Oft wird Drogenkonsum mit einem "Christiane F."-Junkie-Klischee verbunden und kommt vermeintlich nur in weit entfernten Großstädten vor. Auch für psychische Krankheiten fehlt meist jedes Verständnis. Das Nicht-über-Dinge-sprechen-können, das Wegsehen, das Nicht-wahrhaben-wollen und die Hilflosigkeit im Umgang mit den meist missverstandenen Hilferufen Berts werden in den Interviews mit seiner Familie und seinen Freunden thematisiert.
Wissenschaftlich begleitet und vor Ort betreut wurde diese Dokumentation von dem angesehenen Hamburger Drogenforscher Priv.-Doz. Dr. Rainer Thomasius. Als Leiter der Drogenambulanz für Jugendliche am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf hat er mit seinem Team im letzten Jahr eine aufsehenerregende Studie über Langzeitschäden bei Ecstasy-Konsumenten veröffentlicht. Den Tagebucheintragungen Berts folgend, beschreibt er im Film die Stadien der schizophrenen Erkrankung.
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