"Ich habe das Gefühl, dass es wesentlich mehr Fragen an die Politiker gibt als Antworten von den Politikern." (AUDIO)
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Berlin (ots)
ZDF-Polit-Talkerin Maybrit Illner über den Reiz, Politikern auf den Zahn zu fühlen und ihre intensive Vorbereitung auf die Sendungen zur Bundestagswahl INTERVIEW MIT MAYBRIT ILLNER
Anmoderation:
Erst kam Studiogast Hans Eichel zu spät und dann gab es auch noch einen Stromausfall im Studio. Es war fürwahr kein Traumstart, den Maybrit Illner mit ihrer Talksendung im ZDF hatte. Doch getreu der Devise "Jetzt erst recht" moderiert die studierte Journalistin seit jenem denkwürdigen 14. Oktober 1999 mehr als erfolgreich ihre Polit-Talkshow im ZDF: Jeden Donnerstagabend lockt "maybrit illner" knapp drei Millionen Zuschauer vor den Fernseher. Eine hervorragende Quote für eine Politiksendung. Doch Maybrit Illner kann noch viel mehr als "nur" den Polit-Talk. Sie war Sportjournalistin, hat das "ZDF-morgenmagazin" geleitet und "Frontal 21" moderiert, das "heute-journal" präsentiert und überzeugte zuletzt als Moderatorin der "50 Jahre Jubiläumsshows" des ZDF. Grund genug für das ZDF, die 48-Jährige ganz groß herauszustellen. Ab Mitte August startet eine großangelegte Imagekampagne mit Maybrit Illner. Wir haben Maybrit Illner getroffen und mit ihr im Vorfeld der Bundestagswahl über die wichtigsten Themen, den Umgang mit Politikern und über ihre Extra-Sendungen "illner intensiv" gesprochen.
1. Frau Illner, wer wie Sie seit über 20 Jahren festes und prominentes Teammitglied der politischen Redaktionen des ZDF ist, der kann sicher vergleichen: Ist das Wahljahr 2013 spannender als frühere Bundestagswahl-jahre? Auf jeden Fall sind die Themen des Wahlkampfes spannend, weil wir nach wie vor mit der großen Frage hantieren, wie wir aus der Euro-Krise rauskommen, was aus der Energiewende wird, ob die Bundeskanzlerin in Sachen NSA-Skandal tatsächlich ihren Amtseid verletzt hat, wie der Vorwurf der Opposition lautet. Inhaltlich liegen da ziemliche Brocken auf dem Tisch. Die Frage ist, was die Wahlkämpfer draus machen. Da kann noch was passieren. Aber am Ende entscheidet auch das Herz des Wählers und es ist gegebenenfalls auch von der einen oder anderen Konstellation im Wahlkampf abhängig, mit wie viel Spannung wir in den 22.09. schreiten. (0:44)
2. Sie sind das Gesicht des politischen Talks im ZDF. Wo liegt der besondere Reiz für Sie, den politisch Verantwortlichen Woche für Woche auf den Zahn zu fühlen? Die Antwort ist relativ einfach. Man hat das Gefühl, dass es wesentlich mehr Fragen an die Politiker gibt als Antworten von den Politikern. Genau in diesen großen Bereichen, was Finanzpolitik, Steuerpolitik und diese große und bisher eher chaotisch gemanagte Energiewende anbelangt. Auch das, was mittlerweile an Gerechtigkeitsfragen und Kapitalismuskritik auf dem Tisch liegt und wie sehr das Sicherheitsbedürfnis dieses Staates über die Freiheitsrechte der Bürger hinausgehen darf. Es wird nicht über die dritte Novelle der Unternehmenssteuerreform debattiert, sondern das sind wirklich große Räder, und auf diese Fragen haben die Politiker bisher nur lässliche Antworten. (0:46)
3. Täuscht das Gefühl, oder hatten wir 2013 kein Sommerloch wie in den vergangenen Jahren, was die politischen Themen betrifft? Ich würde auch sagen, dass es nicht der klassische Sommer ist. Auf der anderen Seite würde ich behaupten, dass in Sachen Wahlkampf noch mehr passieren kann. Aber da sind wir jetzt auf einem sehr taktischen Niveau. Es ist auch die Frage, wann beide Seiten beschließen, wirklich in den finalen Kampf zu gehen. Aber alles in allem müssen wir uns über eine inhaltliche Armut in diesem Sommer des Jahres 2013 nicht beklagen. (0:24)
4. Die Kalenderwoche 35 wird für Sie im wahrsten Sinne des Wortes "intensiv". Sie talken von Dienstag bis Freitag jeden Tag. Was genau erwartet die ZDF-Zuschauer in der Woche? Wir haben auch in den Wahlkampfjahren zuvor unter diesem Titel besondere Wahlkampfformate des ZDF gemacht und haben diesen Titel nun sehr wörtlich genommen und gesagt: Wir verteilen sechs Sendungen in den Wahlkampfzeiten, nicht malerisch über sechs Sommerwochen, sondern gucken, dass wir es wirklich intensiv machen, in einer Woche und damit täglich. Und wir haben uns vorgenommen, jeweils in 30 Minuten die schlagenden Themen des Wahlkampfs zu diskutieren. Stichwort Energiewende: Wie lange ist unser Strom noch bezahlbar? Was wird aus unseren Rentenproblemen? Wie gerecht geht es in Deutschland zu? Auch die innere Sicherheit und Zuwanderung wird ein Thema sein. (0:39)
5. Jeden Abend ein Thema und drei Politiker. Zum Thema "Was kostet die Energiewende?" laden Sie beispielsweise Umweltminister Peter Altmaier, Jürgen Trittin und Christian Lindner ein. Da ist die Wahrscheinlichkeit, dass es ganz schön zur Sache geht, doch recht hoch, oder? Natürlich reden wir nicht übers Wetter und auch nicht über die vergangenen Urlaubspläne der drei, sondern genau über diese Themen. Wir wollen in erster Linie herausfinden, ob und in welcher Form sich die Parteien kluge alternative Vorschläge überlegt haben, weil der bisherige Eindruck des Wählers ist, dass die Lösung der Politik immer darin besteht, dass der Bürger zahlt. Egal, worüber wir reden - ob es um eine private Vorsorge oder die Rentenvorsorge oder um die Energiewende geht - die Lösung der Politik heißt immer: Der Bürger hat zu zahlen. Die Frage ist: Gibt es dazu Alternativen? Wenn ja, wie sehen die aus? Wenn nein, was ist den Menschen zuzumuten, mit dem, was sie heute an Lohn nach Hause tragen. (0:43)
6. ...und dann gibt es zu Beginn jeder "illner intensiv"-Sendung noch ein echtes Schmankerl. Auf was genau dürfen wir uns da freuen? Wir hatten uns überlegt, dass wir - jeweils als Erklärung vorneweg in Anführungsstrichen und eher ironisch und satirisch gemeint - große Köpfe des satirischen Fernsehens zu Wort kommen lassen. Gernot Hassknecht wird zweimal ein Einführer sein und Urban Priol und Django Asül werden jeweils den Prolog zu hoffentlich 30 spannenden, politischen Minuten liefern. (0:25)
7. Und wie "intensiv" wird diese Themenwoche für Sie persönlich? Ich gehe vorher nicht ins Boot-Camp oder ins Höhenlager. Tägliche Sendungen sind auch nicht wahnsinnig neu für mich. Ich habe das zu morgenmagazin-Zeiten und im heute-journal schon hervorragend üben dürfen. Ich glaube, ich komme super durch die Woche. Um mich müssen sie sich keine Sorgen machen. (0:18)
Abmoderation:
ZDF-Polit-Talkerin Maybrit Illner über den Reiz, Politikern auf den Zahn zu fühlen und ihre Vorbereitungen auf die Sendungen zur Bundestagswahl. Die starten schon in der nächsten Woche: Von Dienstag (27.8.) bis Freitag (30.8.) wird Maybrit Illner bei "illner intensiv" die im Bundestag vertretenen Parteien auf den Prüfstand stellen. Also, statt wie gewohnt nur am Donnerstagabend "maybrit illner", gibt es nächste Woche gleich fünf Politik-Talks.
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