ZDF-Pressemitteilung
Sitzung des ZDF-Fernsehrates am 8. Juni 2001 in Mainz
ZDF-Fernsehrat gibt "grünes Licht" für Modell eines Deutschen Auslandskanals
Mainz (ots)
ZDF-Intendant Stolte sieht Realisierungschance noch in diesem Jahr
Finanzierung nicht aus Gebührengeldern
Der ZDF-Fernsehrat hat dem Konzept eines Deutschen Auslandskanals unter dem Dach der Deutschen Welle, gestaltet aus Qualitätsprogramm von ARD, ZDF und Deutscher Welle zugestimmt. Der Fernsehrat hat in seiner jüngsten Sitzung in Mainz den ZDF-Intendanten gebeten, gemeinsam mit den Landesrundfunkanstalten der ARD und der Deutschen Welle "dafür Sorge zu tragen, dass der Deutsche Auslandskanal zu Beginn des Jahres 2002 - zunächst in Nordamerika - auf Sendung gehen kann". Für den Fernsehrat ist dabei Voraussetzung, "dass die Bundesregierung die notwendigen zusätzlichen Mittel zur Etablierung des Deutschen Auslandskanals zur Verfügung stellt".
Vor dem Fernsehrat erläuterte ZDF-Intendant Dieter Stolte den bisherigen Werdegang der Planungen für den gemeinsamen Auslandskanal. Nachdem erste Ideen einer gemeinsamen Arbeitsgruppe "Deutsches Auslandsfernsehen" über eine Kooperation der öffentlich-rechtlichen Sender vor zwei Jahren vor dem Hintergrund schwieriger Budget-Gespräche zwischen Deutscher Welle und der Bundesregierung ohne Ergebnis geblieben waren, konzentrierten sich weitere Überlegungen bei ARD und ZDF auf den Vertrieb eigener Fernsehprogramme auf großen nordamerikanischen digitalen Plattformen als Pay-TV-Programm. Bei der Umsetzung, so das Ergebnis der Prüfungen, sollte vorzugsweise die Deutsche Welle nach außen als Veranstalter auftreten. Amerikanische Satellitenbetreiber, so wurde bei den Untersuchungen deutlich, zeigten grundsätzlich Interesse an der Aufnahme eines deutschsprachigen Fernsehprogramms von hoher Qualität. Der angestrebte Publikumserfolg soll nach diesem Modell mittelfristig für eine ausgeglichene Bilanz sorgen und einen sicheren Platz im Bouquet des amerikanischen Partners sichern.
Begleitet durch Sitzungen der Bund/Länder-Kommission haben in den letzten Monaten Mitarbeiter von ZDF, Deutscher Welle und der ARD im Frühjahr 2001 ein Programmschema, eine Verwaltungsvereinbarung zwischen den Beteiligten und ein Finanzierungsmodell erarbeitet, die Grundlage des neu zu schaffenden Deutschen Auslandskanals sein sollen, sagte Stolte vor dem Fernsehrat. Die Bund/Länder-Kommission hat Mitte Mai 2001 der vorgelegten Eckpunktevereinbarung ihre ausdrückliche Unterstützung erklärt. Die Kommission hat ferner "größtmögliche Bemühungen" zugesichert, einen Antrag auf finanzielle Unterstützung des Vorhabens durch den Bund im Haushaltsgesetz 2002 und durch eine mittelfristige Finanzplanung abzusichern, erläuterte ZDF-Intendant Stolte. Damit könnte noch im Herbst 2001 ein Programmgeschäftsführer für den Kanal benannt werden.
Das Modell "Deutscher Auslandskanal" sieht vor, dass das bisherige Programm DW-tv in seiner jetzigen Sendeform weiter fortgeführt wird. Der "Deutsche Auslandskanal" soll daneben als zweiter Vollkanal unter dem Dach der Deutschen Welle betrieben und ausgestrahlt werden und die attraktivsten Informations- und Unterhaltungssendungen der öffentlich-rechtlichen Hauptprogramme ARD/ZDF zeigen. Dies erscheint nach Darstellung des ZDF-Intendanten notwendig, um ein Programm ausstrahlen zu können, das international mit seiner Programmqualität wettbewerbsfähig ist. ARD und ZDF wollen die Programme grundsätzlich kostenfrei bereitstellen. Allein die Kosten für Rechtenacherwerb und Erlösbeteiligung von Produzenten und Mitwirkenden müssten durch das Budget des Deutschen Auslandskanals getragen und die entstehenden Zusatzkosten der beteiligten Partner erstattet werden, so dass auf keinen Fall Gebührengelder von ZDF und ARD in Anspruch genommen würden.
Als Ziel des Deutschen Auslandskanals nannte Intendant Stolte die umfassende Versorgung deutschsprachiger und an Deutschland interessierter Zuschauer im Ausland mit Qualitätsprogrammen in einem finanzierbaren Rahmen. Dies setze eine dauerhaft gesicherte Finanzierungsgrundlage durch den Bund als Träger des Auslandsfernsehens voraus. Die Ausstrahlung über kommerzielle Plattformen in den besonders geprägten Märkten in Nordamerika könne dabei zur Verringerung des Finanzbedarfs beitragen. Die Finanzplanung für eine Ausstrahlung des Deutschen Auslandskanals zunächst in den Vereinigten Staaten geht von jährlichen Ausgaben in den Jahren 2002 bis 2008 zwischen 16,6 und 25,7 Millionen Mark aus. Dem stünden Einnahmen aus Abonnementerlösen
gegenüber. Nach sechs Jahren soll sich das Projekt aus den Erlösen selber tragen und keine weiteren Defizite verursachen. Angestrebt wird, dass der Bund die notwendigen Mittel für einen gesonderten Haushaltstitel der Deutschen Welle bereitstellt.
Eine weltweite Veranstaltung des Auslandskanals sei nur stufenweise zu erreichen, erklärte der ZDF-Intendant vor dem Fernsehrat. Unter dem Strich biete das Modell die Vision eines Deutschen Auslandskanals, der noch in diesem Jahrzehnt abschnittsweise von Nord- und Südamerika über Asien und Australien bis nach Afrika aufgebaut würde. Er könnte nach Ansicht Stoltes "sicherstellen, dass ein zweites deutschsprachiges Programm weltweit Verbreitung findet und als Folge die mediale Außenrepräsentanz Deutschlands deutlich gestärkt und um vielschichtige Facetten bereichert werden würde". Neben diesem nationalen Interesse bleibe für das ZDF die erklärte Absicht, mit einigen der bekanntesten und besten Markenzeichen des ZDF-Programms international präsent zu sein und damit mittelbar auch Werbung für die Qualität öffentlich-rechtlicher Programme aus Deutschland machen zu können.
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