ZDF-Programmhinweis
Donnerstag, 23. August 2001, 21.15 Uhr
Mainz (ots)
auslandsjournal mit Peter Frey
Grenzverkehr der Versuchskaninchen "Die wussten, dass ich Herzprobleme habe", erzählte der 63-jährige Wojciech Stejkas. Dennoch wurde er 1998 mit dem nicht zugelassenen Präparat CS866, das damals getestet wurde, behandelt. Als einer von vielen Versuchsteilnehmern meldet er sich bei dem medizinischen Institut "Imform". Das Institut hat eine Niederlassung in Görlitz, an der Grenze zu Polen und Tschechien. Viele Freiwillige aus diesen beiden Ländern sind bereit, an den Testreihen für neue Medikamente teilzunehmen, erhoffen sich einen Nebenverdienst.
In Deutschland ist das Erproben von Medikamenten an Kranken nur unter strengen Auflagen zulässig. Risikopatienten zum Beispiel müssen unter ärztlicher Aufsicht stationär behandelt werden. Wojciech Stejka aber wird nach Einnahme der Medikamente wieder nach Hause geschickt. Zwei Monate nach Versuchsbeginn erleidet er einen Herzinfarkt. Er führt das auf den Medikamententest zurück.
Stejka fordert Entschädigung von "Inform" - bisher vergeblich. Einen Rechtsanwalt kann er sich nicht leisten. Sein Schicksal ist kein Einzelfall beim neuen "Pharmaverkehr" zwischen Polen und Deutschland, wie ZDF-Korrespondentin Susanne Gelhard im "auslandsjournal" berichtet.
Polen hat sich seit Jahren zum Markt für medizinische Experimente entwickelt. Die Registrierung von medizinischen Testreihen geschieht bislang bei einer zentralen Erfassungsstelle für klinische Untersuchungen in Warschau nur auf freiwilliger Basis. Solange in Polen das jetzige EU-Recht nicht gültig ist, können deutsche Pharmakonzerne dieses Schlupfloch weiter nutzen.
Neue Medikamente für den deutschen Markt werden häufig im Ausland getestet. Hier bekommen Versuchspatienten nur einen Bruchteil dessen, was deutsche Probanden erhalten - in Polen 1000 Mark für eine zehntägige Testreihe. Medizinische Unternehmen, die im Auftrag der großen Pharmakonzerne neue Medikamente erproben, sparen so mehrere hunderttausend Mark pro Versuchsreihe.
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