ZDF-Programmhinweis
Donnerstag, 8. November 2001, 21.15 Uhr
auslandsjournal mit Dietmar Ossenberg
Verkauft und betrogen - Organhandel in Indien
Mainz (ots)
Der indische Bauer Duggampuddi Reddy hatte Land gepachtet und jeden Tag bis zur Erschöpfung gearbeitet, doch es reichte nicht zum Überleben. Immer wieder musste er sich Geld leihen, für Saatgut, Dünger und Pestizide. Unaufhaltsam wuchs der Schuldenberg, und mit den Schulden wuchs Reddys Verzweiflung. Irgendwann tauchte ein Mann aus der Hauptstadt Delhi in seinem Dorf auf und versprach Rettung: Reddy sollte eine Niere verkaufen. Das sei völlig ungefährlich, erklärte der Fremde, schließlich habe er ja zwei davon, und Reddy könne seine Schulden begleichen. Reddy und 22 andere Bauern aus dem Dorf ließen sich auf den Handel ein. In einer Privatklinik in Delhi wurden sie operiert. Doch nach dem Eingriff folgte ein böses Erwachen: Umgerechnet 4000 Mark hatte der Fremde den Bauern für eine Niere versprochen, sie bekamen aber nur die Hälfte. Zu wenig, um die Gläubiger zufrieden zu stellen.
Wegen der Schulden, die er immer noch hat, kann Reddy kein Land mehr pachten. Er muss sich als Tagelöhner auf den Baumwoll- und Chiliplantagen der Großgrundbesitzer verdingen. Aber auch das fällt schwer: Am Tag fehlt ihm die Kraft, auf den Feldern zu arbeiten, und nachts kann er nicht schlafen - alles Folgen der Organspende. Jetzt müssen Frauen und Kinder die Arbeit übernehmen, und dennoch sinkt der Lebensstandard der Familien immer weiter.
Reporter Martin Kessler war für das "auslandsjournal" im indischen Bundesstaat Andhra Pradhesh, in dem große Teile der Landbevölkerung mehr und mehr verarmen. Sein erschütternder Eindruck: Den Bauern dort biete sich kein Ausweg aus der Schuldenfalle. Ihnen bleibe nur noch der eigene Körper, den sie als Handelsware zu Markte tragen. Und viele von ihnen treibt die Armut zu einer letzten verzweifelten Tat: Mehr als 20.000 Bauern haben sich in den vergangenen Jahren das Leben genommen.
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