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auslandsjournal, Donnerstag, 18. April 2002, 21.15 Uhr

Mainz (ots)

Donnerstag, 18. April 2002, 21.15 Uhr
   auslandsjournal
   mit Anne Gellinek
Tief hängt der schwüle, drückende Nebel über den Ausläufern der
Anden. Die Berghänge um die Mine sind schwarz von Schutt und
Schlacke, die Hütten baufällig, der Fluss schlammig: Der Landschaft
wegen kommt niemand nach Muzo. Andere Aussichten locken - die
Hoffnung auf den großen Fund. Muzo ist bekannt für seine Smaragde.
Hier, in der ältesten Mine Kolumbiens, werden Edelsteine von höchster
Qualität gefördert. Die Sehnsucht nach dem schnellen Reichtum zieht
verarmte Kolumbier zu Tausenden in die Gegend.
Schon der Weg ins Smaragdgebiet ist beschwerlich: Zwar liegt Muzo
nur etwa 150 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Bogota, die Straße
aber ist kaum mehr als eine rutschige Fahrspur im Schlamm. "Piste des
Todes" nennen die Einheimischen die Strecke. Die Fahrer der
Geländewagen haben Angst vor Überfällen, viel zu schnell schlittern
sie an den Abgründen entlang. Oft bleiben Autos im Schlamm stecken
und blockieren die Straße. "auslandsjournal"-Reporter Luten Leinhos
selbst musste Hand anlegen. "Immer wieder hieß es anpacken, um Busse
und Autos frei zu schaufeln", erzählt er. "Am Ende haben wir sieben
Stunden für die 150 Kilometer nach Muzo gebraucht."
In den Minen sind die Verhältnisse kaum bequemer. Bei Temperaturen
um die 40 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von fast 100 Prozent stehen
die Arbeiter bis an die Knöchel im Wasser und hacken auf die Wände
ein. Doch wer in die Stollen fährt, der hat in Muzo noch einen der
besseren Jobs. Die Ärmsten von ihnen müssen oben bleiben und arbeiten
auf eigene Rechnung. "Guaqueros" werden sie hier genannt,
"Geröllgeier". Sie durchsuchen den kontrollierten und gesiebten
Schutt, den die Minengesellschaft vors Tor kippen lässt, nach
Smaragdresten. Zum Überleben reichen die Funde kaum. Manchmal, so
berichten die Guaqueros Edna Vega und Octavio Campo, suchen sie vier
oder fünf Monate erfolglos. "Eigentlich waschen wir nur Erde", stellt
Edna fest. Um trotzdem etwas zu essen zu haben, halten sie hinter
ihrer Baracke ein paar Hühner. Abends wird in Muzo von den großen
Funden erzählt, von Guaqueros, die an einem Nachmittag Smaragde für
fünf, acht, ja zehn Millionen Pesos ausgesiebt haben, rund 5000 Euro.
Diese Geschichten, meist nicht mehr als Gerüchte, sind es, die die
Geröllgeier von Muzo weitermachen lassen.
Der ZDF-Reporter Luten Leinhos hat sich für das "auslandsjournal"
auf die gefährliche Reise in die Smaragdminen von Muzo gemacht.
Weitere Themen:
Reise ins Risiko - Tausendundeine Nacht im Terror
   Die Wüste lebt - Marokkos Formel 1 der Frauen
   Leben im Kreuzfeuer - Die deutschen Schule in Bethlehem
Rückfragen bitte an ZDF-Redaktion "auslandsjournal", Winfried
Schnurbus Tel.: 06131-702984/85 und Katja Schupp Tel.:  
06131-702838.

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