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Donnerstag, 20. Juni 2002, 21.15 Uhr
Auslandsjournal mit Dietmar Ossenberg
Russlands harte Mädchen - Neue Wege aus dem Knast

Mainz (ots)

Schrill hallt der Befehl durch den Hof und bricht
sich an den Wänden der weißen Backsteinbaracken. Für 226 Mädchen
heißt das: Antreten zum Fahnenappell, in vier Kompanien aufgestellt
in Reih und Glied. Tanja aus Gruppe zwei wirkt unruhig. Immer wieder
geht ihr Blick sehnsüchtig zum Tor des Mädchengefängnisses Rjasan.
Nur drei Schritte hinter diesem Tor liegt ihre Hoffnung auf ein
kleines Stückchen Freiheit, ein neues Leben: das
Rehabilitationszentrum. Bis vor kurzem hat Tanja dort das "frei sein"
geübt - und ist gescheitert. Jetzt ist sie wieder "drin", weil sie
die strikten Regeln "draußen" gebrochen hat.
"Es ist ein Gefühl, als ob sie dich zum zweiten Mal in den Knast
stecken", erklärt die 18-Jährige. Tanja sitzt für Raubüberfall mit
schwerer Körperverletzung. So gut wie alle Mädchen hier sind wegen
schwerer Delikte verurteilt. Die Rückkehr in ein normales Leben nach
dem Knast scheint aussichtslos. Zurückkehren - wohin auch? Die Eltern
haben sich ohnehin nie gekümmert, die Freunde sitzen oft genug selbst
hinter Gitter. Ein normales Leben kennen die meisten nicht, die
Rückfallquote ist daher hoch. Und genau das will Rjasan ändern.
In Rjasan, einer von drei Haftanstalten für minderjährige
Straftäterinnen in Russland, ereignet sich eine Revolution: Gleich
neben dem Gefängnis wurde ein alter Stall umgebaut - in das
Rehabilitationszentrum. Jeweils sechs Mädchen lernen dort, was es
heißt, in Freiheit zu leben. Sie haben eigene Zimmer, einen Fernseher
und vor allem Freizeit, die sie sich selbst einteilen können. Das
Projekt ist das erste seiner Art in Russland überhaupt. Die
Gefängnisleitung wird verspottet, belächelt und angegriffen. Die
örtliche Duma und der russische Staat unterstützen das Projekt mit
keinem Rubel. Die 16 Eurocent, die ein russischer Gefangener pro Tag
maximal kosten darf, reichen kaum zum Überleben. Erst die
Unterstützung des deutschen Vereins Russlandhilfe e.V. hat es möglich
gemacht, die derzeit sechs Plätze einzurichten - für mehr fehlt das
Geld. In Rjasan mangelt es an fast allem, doch die Mädchen geben die
Hoffnung auf ein besseres Leben nicht auf.
ZDF-Korrespondentin Anne Gellinek war hinter den Mauern von
Rjasan, sprach mit Mädchen und Wärterinnen und berichtet von einem
mutigen Vorstoß in die Freiheit.
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Rückfragen bitte an ZDF-Redaktion "auslandsjournal": 
Hans-Rainer Uebel, Tel.: 06131 / 70-2984 oder Katja Schupp, Tel:
06131 / 70-2838.

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