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ZDF-Pressemitteilung
Letzte Chance für harte Jungs
ZDF-reportage Anti-Aggressionstraining für Jugendliche

Mainz (ots)

Nach der Tragödie in der Erfurter Schule im April
dieses Jahres beschäftigt Eltern, Lehrer und Politiker die Frage,
woher der offenbar zunehmende Zorn bei jungen Leuten in dieser
Gesellschaft kommt. Was löst die Gewaltbereitschaft aus? Welche
Gründe hat die Wut im Bauch, und wie kann man mit ihr umgehen? Um das
herauszufinden, werden auch ungewöhnliche Wege beschritten. In einer
Berghütte auf der Schwäbischen Alb arbeiten ein Bewährungshelfer und
ein Jugendgerichtshelfer mit jugendlichen "Mehrfachgewalttätern", wie
die Justiz sie nennt. Fast alle der Jugendlichen wurden vom Gericht
auf die Hütte geschickt: Wenn sie den so genannten "heißen Stuhl",
Höhepunkt eines einjährigen Anti-Aggressionstrainings, nicht
bestehen, droht ihnen Gefängnis oder Jugendarrest.
Für die ZDF-reportage "Letzte Chance für harte Jungs" am Freitag,
28. Juni 2002, 21.15 Uhr, durfte Reporter Peter Kunz die Jugendlichen
mit ihrem Einverständnis durch das Training begleiten; vom ersten
Treffen in Ulm bis zum entscheidenden "heißen Stuhl", vor dem fast
alle Angst haben. Gewalttäter werden zwischen andere Gewalttäter
gesetzt, die sich gegenseitig mit ihren Taten konfrontieren, verbal
attackieren und einschüchtern. Aggression wird mit kontrollierter
Aggression bekämpft. Die Betreuer leiten die Energie der
Aggressivität in therapeutische Kanäle um: Die sonst so harten und
"coolen" Jugendlichen brechen auf dem "heißen Stuhl" auf. Sie lassen
sich an den entscheidenden Punkten knacken; da, wo sie die verletzte
Seele sonst mit Schlägen verteidigen würden.
Da ist zum Beispiel Thomas, der als Zwölfjähriger im Klassenzimmer
einen Mülleimer an die Wand warf, weil er die Matheaufgaben nicht
gepackt hatte. Mit 15 "putzte" er einen Skateboardfahrer vom Brett,
weil er Skater nicht leiden kann. Jetzt ist er 16 und sitzt in der
Berghütte neben Gaci, 15, und Eyob, 16. Das Straf- und Prügelregister
der beiden füllt mehr Seiten als ihre Zeugnisse. Auf dem "heißen
Stuhl" empfinden die Teilnehmer zum ersten Mal, wie ein hilfloses
Opfer sich fühlen muss.
"Mit dem Anti-Aggressions-Training kommen wir an die Jungs so nah
ran, wie Psychologen es oft nicht schaffen, weil die Jugendlichen
zeitlebens Ausweichstrategien trainiert haben. Hier aber sitzen sie
vor ihresgleichen. Da ist Ausweichen schwierig", sagen die Trainer.
ZDF-Autor Peter Kunz: "Es ist faszinierend zuzusehen, wie die
Jugendlichen plötzlich das Innerste nach außen kehren und selbst in
das Fenster hineinschauen, das zu den Wurzeln ihrer Gewalt führt.
Wenn durch das Anti-Aggressions-Training auch nur zwei von zehn den
Weg da hinaus finden, dann bewirkt es wohl mehr als jeder
Knastaufenthalt."

Rückfragen bitte an:

ZDF Pressestelle
06131 / 70-2120 und -2121

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