ZDF-Pressemitteilung
"Erschießt alle!": ZDF-Dokumentation und Diskussion über virtuelle Gewalt
Mainz (ots)
Eine Anti-Terror-Einheit tritt zum virtuellen Gegenschlag gegen ein Terroristenkommando an. Gewonnen hat, wer zuerst alle Figuren des Gegners massakriert hat. So funktioniert "Counterstrike", das weltweit beliebteste Online-Spiel, das nicht erst seit dem Amoklauf von Erfurt zum Streitobjekt wurde. Die 37°plus-Dokumentation "Erschießt alle!" am Dienstag, 6. August 2002, 22.45 Uhr stellt "Die sonderbare Welt der Computerkrieger" vor.
Allein in Deutschland beteiligen sich täglich bis zu 500 000 Begeisterte an dem virtuellen Gegenschlag gegen die Terroristen. Aber "Counterstrike" wird nicht nur per Internet, sondern mit Vorliebe auf so genannten LAN-Parties gespielt, wo Tausende von Computern miteinander vernetzt werden.
Was sind das für Jugendliche, die der Faszination von "Counterstrike" erliegen? Meist sind es Abiturienten, Zivildienstleistende oder BWL-Studenten, die mit Rechtsradikalen oder Wehrsport-Fans nichts gemein haben. Zum Beispiel Steffen Arndt, Sohn eines Hochschulprofessors, Einser-Abiturient und derzeit Zivildienstleistender in Dortmund. Er gilt als sanft, intelligent und kontaktfreudig - im Internet aber wird aus dem gutmütigen Steffen ein gefürchteter Krieger.
Filmemacherin Francesca d' Amicis war für "37°" zu Gast bei der größten deutschen "Counterstrike"-LAN-Party in Göttingen. Über 2000 Jugendliche, darunter nur wenige Mädchen, verbrachten drei Tage in einer Turnhalle auf Matratzenlagern, um das beste Anti-Terror-Kommando zu ermitteln. Die Kamera beobachtet Steffen Arndt mit seiner favorisierten Mannschaft "Mortal Teamwork".
Auch der Amokläufer aus Erfurt soll ein begeisterter "Counterstrike"-Spieler gewesen sein. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften lehnte jedoch wenige Wochen nach Erfurt einen Verbotsantrag gegen das umstrittene Spiel ab.
Im anschließenden Studiogespräch um 23.15 Uhr lässt sich Michael Steinbrecher die Faszination der blutrünstigen Computerspiele erklären und diskutiert mit Experten über virtuelle Gewalt. Seine Gäste sind: Steffen Arndt, 22-jähriger Protagonist des 37°-Films, der die Aufregung um sein Lieblingsspiel nicht nachvollziehen kann. Prof. Werner Glogauer, emeritierter Professor an der Universität Augsburg, der dort den Studiengang Medienpädagogik begründete und seit Jahren als scharfer Kritiker von Computerspielen wie "Counterstrike" gilt. Und Tanja Witting, Sozialpädagogin an der Fachhochschule Köln, die Wirkungen von Computerspielen untersuchte. Ergebnis der von ihr geleiteten Projekte: Spiele, wie martialisch auch immer, sind nicht die Ursache von Gewalt. Wer anderes behaupte, habe "eine verkürzte Sichtweise".
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