ZDF-Pressemitteilung
ZDF-Politbarometer 4 im August 2002
Stimmung für SPD weiter verbessert
FDP verliert an Unterstützung
Mainz (ots)
Auch in dieser Woche ist die politische Landschaft von der Bewältigung der Flutkatastrophe bestimmt. Die große Zustimmung zum Krisenmanagement der Bundesregierung stabilisiert die günstige Stimmung für die Bundesregierung und die SPD: In der politischen Stimmung gewinnt die SPD in dieser Woche 2 Prozentpunkte und kommt auf 42 Prozent, während die CDU/CSU mit 39 Prozent konstant bleibt, die Grünen verlieren leicht auf 7 Prozent (-1). Deutliche Stimmungseinbußen muss die FDP hinnehmen, die nur noch 7 Prozent erhält (-3). Die PDS kann wieder etwas zulegen und erreicht jetzt 4 Prozent (+1).
Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, dann würde nach Berücksichtigung längerfristiger Überzeugungen und taktischer Überlegungen ein etwas anderes Ergebnis zustande kommen. Die Projektion: SPD mit 38 Prozent ebenso unverändert wie B'90/Grüne mit 7 Prozent und CDU/CSU mit 39 Prozent, die FDP verliert einen Punkt und erreicht 8 Prozent, die PDS 4 Prozent (unverändert) und die anderen Parteien zusammen 4 Prozent (+1). Damit hinge der Wiedereinzug der PDS weiterhin davon ab, ob sie mindestens drei Direktmandate gewinnen kann. Nur wenn die PDS scheitert, hätte Schwarz-Gelb eine denkbar knappe parlamentarische Mehrheit, aber auch eine rot-gelbe Koalition käme in die Nähe einer parlamentarischen Mehrheitsfähigkeit.
Weiter zugenommen hat in dieser Woche die Zufriedenheit mit der Arbeit der Regierung, die jetzt mit +0.5 bewertet wird (Durchschnittswert auf der -5/+5-Skala). Vor zwei Wochen fiel die Zufriedenheit mit der Regierung noch negativ aus (-0.2; Vorwoche: +0.3). Aber auch die Zufriedenheit mit der CDU/CSU-Opposition wird diese Woche besser bewertet (+0.6; Vorwoche +0.4).
Der bereits am Sonntagabend in der repräsentativen Zuschauerbefragung des TV-Duells festgestellte Gleichstand wird auch in der Gesamtheit aller Wahlberechtigten bestätigt: Praktisch gleich viele finden, dass sich Schröder (21 Prozent) bzw. Stoiber (20 Prozent) besser geschlagen hat, 42 Prozent sagen, dass es da keinen Gewinner gab. Auffällig ist hier, dass die Anhänger der Union häufiger Stoiber als Gewinner sehen (46 Prozent) als die Anhänger der SPD dies über Schröder äußern (34 Prozent).
Trotz der großen Aufmerksamkeit für die TV-Duelle hat sich dies auf die Kanzlerfrage nicht ausgewirkt: Wie letzte Woche kommt Gerhard Schröder auf 55 Prozent und Edmund Stoiber erreicht 36 Prozent.
Bei den nach Meinung der Befragten wichtigsten zehn Politikern konnten sich jedoch besonders die beiden TV-Duellanten verbessern. Weiterhin auf Platz 1: Joschka Fischer und im Vergleich zur Vorwoche verbessert 2.3 (Vorwoche: 2.1), gefolgt vom Kanzler mit deutlich verbesserten 2.1 (Vorwoche: 1.7), danach auf Platz drei Lothar Späth 1.5 (unverändert), vor Angela Merkel 1.1 (Vorwoche 1.0), unverändert Hans Eichel 1.1 und Otto Schily 1.1, danach mit deutlich verbesserten 0.9 Edmund Stoiber (Vorwoche 0.5) vor Renate Künast 0.6 (Vorwoche: 0.8), Guido Westerwelle 0.4 (Vorwoche:0.2) und Schlusslicht: Gregor Gysi -0.6 (Vorwoche -0.4).
Weiter findet die geplante Verschiebung der Steuerreform mit 62 Prozent eine hohe Zustimmung, 29 Prozent sind dagegen. Die Ankündigung der Union, im Falle eines Wahlsiegs diese Verschiebung der Steuerreform wieder rückgängig zu machen und andere Finanzierungswege zu beschreiten, findet hingegen keine Unterstützung: 61 Prozent sprechen sich dagegen aus, und nur 27 Prozent finden diesen Vorschlag gut. Lediglich bei den Unionsanhängern findet das mit 53 Prozent eine knappe mehrheitliche Unterstützung.
Die Veränderungen der politischen Stimmung haben auch Auswirkungen auf die Erwartungen über den Ausgang der Bundestagswahl: So sind jetzt mit 87 Prozent besonders viele der Meinung, dass noch unklar ist, wer die Bundestagswahl gewinnen wird. Am häufigsten trauen diese Woche - nämlich 45 Prozent (+7) - der Regierungskoalition einen Sieg zu und nur noch 38 Prozent (-6) der bürgerlichen Opposition. Dass der Ausgang der Wahl noch offen ist, unterstreicht auch die Tatsache, dass sich lediglich erst zwei Drittel aller Befragten definitiv entschieden haben, wem sie ihre Stimme in gut drei Wochen geben wollen.
Die Umfragen zum Politbarometer wurden wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 26. bis 29. August 2002 unter 1.254 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in ganz Deutschland. Fehlertoleranz bei den großen Parteien 2,7 Prozentpunkte, bei den kleineren rund 1,4 Prozentpunkte.
Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, 6. September, nach dem "heute-journal".
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