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ZDF-Programmhinweis
Dienstag, 5. November 2002, 20.15 Uhr
Neu: Die SS

Mainz (ots)

1. Heydrichs Herrschaft
Von Jörg Müllner und Anja Greulich
Sie war der Inbegriff des Terrors. Sie vollzog den Massenmord. Sie
verkörperte wie keine andere Organisation in Hitlers Reich den
tödlichen Wahn vom Herrenmenschen. SS - die beiden Buchstaben in
altgermanischer Runenschrift stehen für das wohl effektivste und
gefährlichste Machtinstrument der NS-Diktatur.
In der weltweit ersten Fernsehreihe über die Gesamtgeschichte der
SS zieht das ZDF publizistische Bilanz: Mit vielen bislang
unveröffentlichten Quellen und mit Zeugen der Geschichte der SS:
Opfern, Tätern, Gegnern.
Die Gegensätze könnten schärfer nicht sein: Reinhard Heydrich,
allmächtiger und gefürchteter Chef des Sicherheitsdienstes der SS,
der Gestapo, des Reichssicherheitshauptamtes, der Organisator des
millionenfachen Mordes, schien privat ein anderer Mensch zu sein. Auf
nie gezeigten Privataufnahmen ist ein Reinhard Heydrich zu sehen, der
Tennis spielt, der fechtet, der Ski fährt oder die Sommerfrische am
Strand von Fehmarn genießt. Zur gleichen Zeit sorgt sein
Terrorapparat in ganz Europa für Angst und Schrecken, werden von ihm
die Weichen zum Holokaust gestellt.
Es klingt wie eine böse Prophezeiung, als sein Vater, der
Komponist Bruno Heydrich, dem Prolog seiner Oper "Amen" den Titel
"Reinhards Verbrechen" gab. 1895 wurde das Werk uraufgeführt - neun
Jahre, bevor Reinhard Heydrich zur Welt kam. Das ZDF hat die
verschollen geglaubte Oper wieder entdeckt und sie einspielen lassen.
Es ist jene Oper, die Reinhard Heydrich am 26. Mai 1942 in Prag
aufführen ließ. Am nächsten Tag sollte der "Stellvertretende
Reichsprotektor von Böhmen und Mähren" dem Attentat tschechischer
Widerstandskämpfer zum Opfer fallen. Das Regime betrauerte den Tod
eines Hoffnungsträgers des "Großgermanischen Reiches", der sein
Talent zum Terror wiederholt bewiesen hatte. Für Himmler war er der
"ideale SS-Mann". Andere sahen in ihm den "jungen, bösen Todesgott",
dessen Name selbst nach seinem Tod Metapher für Massenmord blieb.
Der Film zeigt Widersprüche und Abgründe in der Persönlichkeit
eines Mannes, der als "Hitlers klügste Bestie" gefürchtet war. Unter
Heydrichs Herrschaft legte sich ein Klima des Misstrauens wie Mehltau
über das Land, wurde das Denunziantentum gefördert, aus dem seine
Gestapo Kapital schlug. Im Film berichten Gestapo Opfer wie Ralph
Giordano, wie sie den Terror erlebt und überlebt haben. Der
tschechische Schriftsteller Pavel Kohout erinnert sich an den
Widerstand gegen Heydrichs Herrschaft im Protektorat Böhmen und
Mähren. Ein enger Vertrauter und SS-Mann schildert das Doppelgesicht
Heydrichs: Einerseits den musisch begabten Menschen, der seine
Familie umsorgte; andererseits den eiskalten Vollstrecker des
Massenmordes. Neue Filmfunde zeigen, wie Heydrich im Hintergrund die
Fäden zog und die Weichen für das Ziel eines "SS-Staates" legte.
Dienstag, 12. November 2002, 20.15 Uhr
   Die SS
2. Der Machtkampf
Von Carsten Obländer und Jens Afflerbach
In nur wenigen Jahren wurde die "Schutzstaffel" von einer
unbedeutenden Leibwache zu einem Staat im Staate Hitlers, einem
Sklavenstaat. Ihr Aufstieg begann mit einer bis dahin beispiellosen
Mordaktion.
Das Strafgericht war inszeniert, die Beweise gefälscht, und das
Urteil stand längst fest. Am 30. Juni 34 töteten SS-Kommandos im
Auftrag Hitlers nicht nur die Führer der rivalisierenden
Partei-Organisation, der SA. Der erste Massenmord des Dritten Reiches
forderte etwa hundert Menschenleben - darunter Politiker der
konservativen Opposition wie Kurt von Schleicher oder Hitlers alter
Weggefährte Gregor Strasser. In dieser "Nacht der langen Messer"
begann der Aufstieg der SS zum gefährlichsten Machtinstrument der
braunen Diktatur. Innerhalb weniger Jahre wucherte die
"Schutzstaffel" von der persönlichen Leibwache Hitlers zu einem
monströsen Terrorapparat, der Staat und Partei durchdrang.
Es war der Wendepunkt einer Geschichte, die scheinbar unbedeutend
in einem Münchner Bierkeller im Jahre 1923 begann. Hier sammelte der
Agitator Adolf Hitler eine Handvoll Männer um sich, die ihn nicht nur
gegen politische Gegner, sondern auch gegen unzuverlässige
Bündnisgenossen schützen sollten. Hitlers Duz-Freund Ernst Röhm, der
Herrscher der Parteitruppe SA, machte ihm die Führungsrolle in der
nationalsozialistischen ‚Bewegung' streitig. Die Saat des Machtkampfs
ist gelegt, und sie würde im Sommer 1934 blutig aufgehen.
Wer waren die Männer, die im Schatten der braunen SA-Kolonnen die
SS aus einer Schutztruppe zu einer elitären Parteipolizei formen
ließen - bereit, notfalls auch gegen die eigenen Kameraden zu
marschieren, wie es Hitler verlangte? Auch dank der Aussagen von
Zeitzeugen, die zum Teil noch nie vor einer Kamera gesprochen haben,
zeichnen die Autoren die weithin unbekannte Geschichte des Aufstiegs
der SS ebenso nach wie erste Profile anonymer oder namhafter Täter:
des blassen Eiferers Heinrich Himmler, dessen Wahn von der "arischen
Sippengemeinschaft" SS blind gehorsame Killertruppen heranzog. Oder
des kalten Funktionstäters Reinhard Heydrich, der am 30. Juni 34 zum
ersten, aber längst nicht letzten Mal einen Massenmord organisierte.
Bislang ungehörte Aussagen unmittelbar Beteiligter wie des
Himmler-Adjutanten Karl Wolff werfen ein neues Licht auf die
Ereignisse des 30. Juni '34. Der Film enthüllt, wie systematisch die
SS-Führer nach Vorwänden suchten, Stimmungen schürten und Beweise
konstruierten, um Röhm und seine SA zu entmachten. Er zeichnet eine
präzise und spannende Anatomie der Intrige, die mit der Hinrichtung
Röhms und seiner SA-Führung erst einen grausamen Auftakt bildet: Ein
Massenmord im Namen von Ehre und Treue, ein Prolog auf das Kommende.

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