ZDF-Magazin "Frontal 21": BMW-Hardware-Nachrüstung möglich - mit Originalteilen
BMW: Entwicklungszeit für Hardware-Nachrüstung drei Jahre - "technisch nicht sinnvoll" (FOTO)
Mainz (ots)
BMW lehnt als einziger deutscher Automobilhersteller eine Hardware-Nachrüstung für Dieselautos ab, die von Fahrverboten betroffen sind. Laut BMW sei eine Nachrüstung mit sogenannter SCR-Technik nicht zielführend. Die Entwicklungszeit dafür betrage ungefähr drei Jahre. Tatsächlich gibt es längst passende Teile. Das ZDF-Magazin "Frontal 21" hat für die Sendung am Dienstag, 11. Dezember 2018, 21.00 Uhr, die Hardware-Umrüstung eines BMW X3 der Schadstoffklasse Euro 5 begleitet. Innerhalb von vier Wochen wurde das Auto mit SCR-Katalysator und AdBlue-Tank nachgerüstet. Die Bauteile stammen aus dem BMW-Ersatzteilkatalog und ließen sich problemlos in das Fahrzeug integrieren.
Vor der Nachrüstung zeigte der X3 bei Straßenmessungen extrem hohe Stickoxid-Emissionen, die über dem Vierfachen des gesetzlichen Grenzwertes lagen. Mit der verbauten Hardware waren die Emissionen 74 Prozent niedriger, unter dem Wert, den die Bundesregierung zukünftig für die Ausnahme von Fahrverboten plant.
"Diese Werte zeigen eindeutig, dass so ein System funktioniert, die technischen Möglichkeiten sind da", so das Fazit des unabhängigen Prüfingenieurs Thomas Schuster von der Kraftfahrzeug-Überwachungsorganisation freiberuflicher Kfz-Sachverständiger (KÜS e.V.). Thomas Schuster hat die Umrüstung und die Abgastests begleitet. BMW lehnte eine Teilnahme an den Abgastests ab und bezeichnet sie gegenüber "Frontal 21" als nicht "aussagekräftig hinsichtlich der langfristigen Praxistauglichkeit".
BMW lieferte die meisten Dieselautos der Abgasnorm Euro 5 in der Vergangenheit ohne SCR-Hardware aus. Dabei sei die Nachrüstung von vielen BMW-Dieselautos problemlos möglich, so Lothar Daub, Geschäftsführer der DS Motorsport GmbH, einer Spezialfirma für BMW-Motor-Tuning. Die Hardware führe BMW in seinem Ersatzteilkatalog. Nach Recherchen von "Frontal 21" verbaut BMW seit Ende 2008 die SCR-Hardware serienmäßig in Dieselautos für den US-Markt. Den Anfang machten die US-Versionen des X5 und des 3er-BMW im Jahr 2008. Den X3 brachte BMW erstmals 2013 in den USA als Diesel auf den Markt - mit SCR-Hardware.
Die unterschiedliche Ausstattung von Euro-5-Dieselautos begründet BMW auf Nachfrage mit der anderen Rechtslage in den USA. Dort sind die Grenzwerte für Stickoxidemissionen von Dieselautos seit langem strenger als in Europa. Dieselfahrer in Deutschland können ihre Autos bislang nicht mit den Ersatzteilen aus den USA nachrüsten, weil die Bundesregierung die notwendige Rechtsgrundlage für die Zulassung in Deutschland noch nicht geschaffen hat. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat zuletzt versichert, dies bis Anfang Januar 2019 nachzuholen.
Die Abgaswerte des BMW X3 xDrive20d 5 lagen bei zehn Messfahrten im Durschnitt bei 846 mg/km NOx. Der Grenzwert beträgt 180 mg/km NOx für Euro-5-Dieselautos. Die Außentemperaturen lagen bei den Abgastests um zehn Grad Celsius. Nach der Hardware-Nachrüstung lag der Durchschnittswert von zehn Messfahrten deutlich niedriger, bei 219 mg/km NOx - trotz der niedrigen Außentemperaturen von etwa einem Grad Celsius. Die Bundesregierung plant, Dieselautos mit Werten unter 270 mg/km zukünftig von Fahrverboten auszunehmen.
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