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Freitag, 14. März 2003, 16.15 Uhr
Wunderbare Welt
Im Sumpf der Riesennager

Mainz (ots)

Ein ungewöhnliches Tier: Es sieht aus wie eine
Mischung aus Meerschweinchen und Wildschwein, hat hufähnliche Füße
mit Schwimmhäuten, lebt in Südamerika und ist nebenbei das größte
Nagetier der Welt. Die Rede ist vom Capybara oder zu deutsch
"Wasserschwein". Den Namen haben die Tiere von Indianern, er bedeutet
so viel wie "Herr des Grases". Capybaras fressen nämlich vor allem
Gras. Sie lieben ausgedehnte Graslandschaften, Sümpfe und lichte
Wälder. All das finden sie im Hato el Cedral, einem Naturschutzgebiet
Venezuelas. Hier sind die Wasserschweine mit 20000 hungrigen Mäulern
so zahlreich vertreten, dass sie die Naturlandschaft nachhaltig
beeinflussen. Durch die Beweidung der Ufer halten sie weite
Wasserflächen offen und schaffen somit Lebensraum für viele
Vogelarten.
Der bekannte BBC-Tierfilmer Phil Chapman hat das ereignisreiche
Leben einer Wasserschweinfamilie im Cedral über ein Jahr verfolgt.
Die Familie besteht aus etwa 20 Tieren, darunter sind mehrere
Weibchen mit ihren Jungen, aber nur ein stattliches Männchen als
Familienoberhaupt. Es wiegt fast siebzig Kilo, und die braucht es
auch, um die Familie vor den zahlreichen Feinden zu schützen. Das
Element der Capybaras ist das Wasser. Während sie an Land eher
behäbig wirken, erweisen sie sich dort als elegante Schwimmer. Schon
die Jungtiere suchen oft das kühle Nass als Zuflucht vor Feinden auf,
doch auch hier lauert die Gefahr. Auf das Konto von Kaimanen gehen
die meisten der kleinen Wasserschweine, und auch die riesige Anakonda
jagt mitunter im Wasser. So überlebt nur eines von zwanzig Jungtieren
das erste Lebensjahr. Allein ihre hohe Geburtenzahl ermöglicht den
Capybaras das Überleben. Die Weibchen bringen bis zu acht Junge pro
Jahr zur Welt und investieren nicht allzuviel Fürsorge und
Aufmerksamkeit für den Nachwuchs. Denn schon das eigene Überleben ist
für die Alten ein ständiger Kampf: Im Februar beginnt die
Trockenzeit, und die weiten Wasserflächen verwandeln sich in ein
Mosaik aus Flüssen, Wiesen und Wald. Schließlich trocknet der Sumpf
vollkommen aus. Gras wird nun immer knapper, und zusätzlich zur Dürre
leiden die Tiere unter den Nachstellungen der Farmer. Sie machen
regelrecht Jagd auf die Wasserschweine, weil sie fürchten, dass die
Capybaras ihrem Weidevieh das Gras wegfressen. Alte und geschwächte
Tiere überleben diese Zeit oft nicht. Auch das betagte Männchen der
Capybara-Familie bricht eines Tages erschöpft im Schlamm zusammen. Es
hat sich eine ganze Saison um seine Weibchen und die Jungen
aufgerieben und muss nun einem Jüngeren Platz machen, der sich der
Gruppe annimmt.
In seinem Film lässt Phil Chapman den spannenden Überlebenskampf
einer Capybara-Familie in ihrem Lebensraum miterleben. Eindrucksvolle
Bilder zeichnen die zwei Gesichter, die die Natur des Cedral seinen
Bewohnern zeigt. Dabei lernt man die in Südamerika weit verbreiteten
und bei uns dennoch fast unbekannten Riesennager in ihrer
eigentümlichen Gestalt und Lebensweise ganz aus der Nähe kennen.

Rückfragen bitte an:

ZDF Pressestelle
06131 / 70-2120 und -2121

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