ZDF-Pressemitteilung
ZDF-Politbarometer II im März 2003
Überwältigende Mehrheit gegen Irak Krieg
Bessere Noten für Regierungsparteien und Kanzler
Mainz (ots)
Das zweite Politbarometer im März zeigt eine weitere Stimmungsverbesserung für die SPD und rückläufige Werte für die Unionsparteien. Nach 22 Prozent und 24 Prozent im Februar und 27 Prozent vor zwei Wochen erreicht die SPD in der politischen Stimmung jetzt 30 Prozent, die Unionsparteien kommen auf 50 Prozent (Feb.I: 58 Prozent, Feb.II: 55 Prozent, März I: 54 Prozent), die Grünen liegen bei 11 Prozent (Feb.I: 10 Prozent, Feb.II: 11 Prozent, März I: 10 Prozent), die FDP bei 5 Prozent (Feb.I: 6 Prozent, Feb.II: 6 Prozent, März I: 5 Prozent), die PDS bei 3 Prozent (Feb.I: 3 Prozent, Feb.II: 2 Prozent, März I: 2 Prozent).
Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, kämen auch längerfristige Überzeugungen und Bindungen an die Parteien zur Geltung sowie taktische Überlegungen. Dies berücksichtigt die Politbarometer-Projektion: SPD 32 Prozent (+1 gegenüber März I), CDU/CSU 47 Prozent (-1 gegenüber März I), die Grünen unverändert 9 Prozent, ebenso die FDP 5 Prozent , die PDS 4 Prozent und die anderen Parteien 3 Prozent. Union und FDP hätten damit eine klare Mehrheit. Eine knappe absolute Mehrheit der Union gäbe es, wenn die PDS keine drei Direktmandate erreichen würde.
Bei der Beurteilung der zehn wichtigsten Politiker in Deutschland erreichen alle Regierungspolitiker mit Ausnahme von Ulla Schmidt bessere, alle Unionspolitiker schlechtere Werte als beim letzten Politbarometer. Besonders verbessern konnte sich der Bundeskanzler.
Joschka Fischer führt die Liste der Top-Ten mit 2,4 (März I: 2,1) weiter an, ein Spitzenwert, den er schon einmal kurz nach der Bundestagswahl hatte. Auf Platz zwei Wolfgang Clement 0,8 (März I: 0,6). Peter Struck deutlich verbessert auf Rang drei mit 0,5 (März I: 0,1). Von Platz sieben auf Platz vier mit starken Zuwächsen Gerhard Schröder mit 0,1 (März I: -0,6). Danach folgt Friedrich Merz 0,1 (März I: 0,2). Edmund Stoiber auf Platz sechs leicht verschlechtert 0,0 (März I: 0,1). Angela Merkel mit ebenfalls 0,0 auf Platz sieben, (März I: 0,3) ein weiterer deutlicher Rückgang und ihr schlechtester Wert im Politbarometer überhaupt. Hans Eichel verbessert mit -0,4 (März I: -0,6). Verbessert auch Guido Westerwelle mit -0,6 (März I: -0,8). Wieder am Schluss und unverändert Ulla Schmidt mit -0,8.
Eine überwältigende Mehrheit der Deutschen ist gegen den Krieg im Irak. 84 Prozent finden es nicht richtig, dass die USA und ihre Verbündeten militärisch gegen den Irak vorgehen, 13 Prozent finden es richtig. Unter den Frauen ist die Ablehnung des militärischen Vorgehens noch deutlich höher (89 Prozent) als unter den Männern (77 Prozent). 62 Prozent der Bundesbürger glauben, dass der Militäreinsatz ein Verstoß gegen das Völkerrecht darstellt, 6 Prozent meinen das nicht, und 32 Prozent der Befragten trauen sich darüber kein Urteil zu.
Die Hauptschuld am Krieg im Irak sehen die Deutschen bei George W. Bush und den USA (49 Prozent). 26 Prozent nennen Saddam Hussein und den Irak, 9 Prozent schreiben die Schuld beiden Seiten zu, und 16 Prozent wissen keine Antwort. Deutlich unterschiedlich sehen das die verschiedenen Parteianhängerschaften: 64 Prozent der SPD-Anhänger sehen Bush/USA als die Hauptschuldigen an, 15 Prozent Saddam bzw. den Irak. Dagegen sagen 42 Prozent der unionsnahen Wähler Saddam/Irak seien die Schuldigen und 36 Prozent sagen das für Bush/USA.
69 Prozent der Befragten erwarten einen militärischen Sieg der USA. Dass es aber danach zu einer dauerhaften Befriedung der Region kommt, glauben nur 11 Prozent. Die übergroße Mehrheit von 84 Prozent glaubt daran nicht.
Die Politik der Bundesregierung in Bezug auf den Krieg im Irak findet eine große Zustimmung. 75 Prozent sind mit dieser Politik einverstanden, darunter auch 57 Prozent der Unions-Anhänger. Mit der Haltung der CDU/CSU in dieser Frage sind nur 20 Prozent einverstanden (auch nur 39 Prozent der CDU/CSU-Anhänger).
68 Prozent aller Befragten sind mit der Unionshaltung nicht einverstanden und auch 49 Prozent der unionsnahen Wähler folgen ihrer Partei in dieser Frage nicht.
Zur Reform der sozialen Sicherungssysteme: Nach der Regierungserklärung des Bundeskanzlers trauen jetzt 40 Prozent der Deutschen Gerhard Schröder zu, die notwendigen gesellschaftlichen Reformen durchzusetzen, 56 Prozent trauen es ihm nicht zu. Vor der Rede trauten es ihm 32 Prozent zu, diese Reformen durchzusetzen und 64 Prozent trauten es ihm nicht zu.
Die Umfragen zum Politbarometer wurden wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 24. bis 27. März 2003 unter 1274 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in ganz Deutschland. Die Fehlertoleranz bei den großen Parteien beträgt 2,7 Prozentpunkte, bei den kleineren 1,4 Prozentpunkte.
Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, 11. April 2003, nach dem heute-journal.
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