ZDF-Programmhinweis
Mittwoch, 7. Mai 2003, 22.35 Uhr
Abenteuer Wissen mit Wolf von Lojewski
Schmetterlinge im Bauch
Mainz (ots)
Dass sich Jugendliche in der pubertären Orientierungsphase nicht schön finden und ihnen in der Zeit der hormonellen Achterbahn das Leben aus den Fugen zu geraten scheint, galt bisher als völlig normal. Aber das ist in jüngster Zeit offenbar anders geworden. Neueste Beobachtungen zeigen: Immer mehr Jugendliche empfinden sich als hässlich und nicht begehrenswert. Besonders seit sich der Frühling ankündigt, wird das für viele kaum zum aushalten. Ist es nur die jahreszeitlich bedingte Aufbruchphase in der gesamten Natur, die eine Gefühlsverwirrung mit sich bringt? Spezialisten stellen eine davon unabhängige Entwicklung fest: Die Zahl der Jugendlichen nimmt beunruhigend zu, die auf die selbst gestellte Frage "Bin ich schön?" mit "Nein!" antworten. Die Wissenschaft nennt einen solchen Zustand "Dysmorphobie". Als ernste Krankheit galt das nicht - bisher nicht. Vor allem die erste Liebe stürzt Jugendliche in ein Chaos der Gefühle und in die Angst vor Zurückweisung. Die Schmetterlinge im Bauch, so aufregend und wunderbar sie sind, bringen auch eine ganz neue Sicht auf den eigenen Körper mit sich. Bei der Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen, der Konkurrenz in der Clique und dem Vergleich mit medialen Schönheitsidealen verursacht der Flügelschlag von Schmetterlingen im Bauch nicht nur schöne Gefühle. Dabei spielt es auch eine Rolle, dass Jugendliche heute eindeutig früher geschlechtsreif werden, aber nicht gleich mit einem Partner intim werden wollen. "Sie lassen sich mehr Zeit bis zum ersten Mal. Sex ist nicht (mehr) das Wichtigste", sagt Jutta Stich, Geschlechtsforscherin am deutschen Jugendinstitut. Die jungen Leute wollen auf Nummer sicher gehen - denn die Verunsicherung ist groß. Die Spanne zwischen der Geschlechtsreife und dem "ersten Mal" wächst - und damit die Spannung. Rigide Schönheitsschablonen, verstärkt durch Zeitschriften, Filme, zeigen auch bei Teenagern ihre Wirkung. Schlankheitsideale und Körperkult werden für sie immer mehr zur psychischen Belastung und zum Konkurrenzkampf, ganz besonders, wenn die erste große Liebe passiert. Sollen Jugendliche die eigenen Körperproportionen aufmalen, dann überzeichnen sie sich immer um zehn bis 15 Prozent. Immer öfter wünschen sich schon 16-Jährige eine Schönheitsoperation. Auch vor den Schönen macht der Druck nicht halt. Jana, ein Model aus Dresden, würde jeder als attraktiv empfinden. Doch schon seit sie zwölf ist, träumt sie davon, sich den Busen vergrößern zu lassen. "Danach beginnt für mich ein neues Leben", hofft sie. Jana hat sich dafür einen seriösen Chirurgen ausgesucht, einen, der die Verhältnisse in Deutschland kennt. "70 bis 80 Prozent aller Schönheitsoperationen in Deutschland werden von Leuten ausgeführt, die nicht wirklich qualifiziert sind für das, was sie da tun", sagt Patrick Bauer, Facharzt für plastische Chirurgie. Und dann kann das Ergebnis alles andere als schön sein. Der Wunsch, perfekt auszusehen, nimmt zwar besonders bei Jugendlichen immens zu. Aber der Sog dieses massiven Trends wirkt auch auf Ältere. Die Zahl der Schönheitsoperationen explodiert förmlich. Und wer sich der käuflichen Schönheit nicht bedienen will, gehört schon bald zu den Rückständigen, die an ihrem Makel selbst die Schuld tragen. Im Wonnemonat Mai geht "Abenteuer Wissen mit Wolf von Lojewski" den neuen Entwicklungen auf den Grund und zeigt zudem in verschiedenen Beiträgen, was es mit der Macht der Schönheit auf sich hat, was Hirnforscher Neues darüber wissen, wie Liebe und Schönheit das Gehirn erregen, womit der schöne Schein betören kann und was die neueste Tendenz auf dem Sektor des "machbaren Glücks" durch kosmetische Eingriffe erklärt. Dies alles vor dem Hintergrund natürlicher Frühlingsgefühle und der alarmierenden Zunahme von Jugendlichen, die durch den verwirrenden Gefühlscocktail mehr durcheinander geraten, als dies früher der Fall war.
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