ZDF-Programmhinweis
Dienstag, 10. Juni 2003, 0.15 Uhr
Massaker im Wüstensand
Spuren des Schreckens im Irak
Film von Halim Hosny
Mainz (ots)
Er war Soldat in Saddam Husseins Eliteeinheit, doch plötzlich galt er als Staatsfeind: Abdel Khader wurde verhaftet und ins Gefängnis der Geheimpolizei geworfen. Er soll sich kritisch über das Regime geäußert haben. Das war vor neun Jahren. Seither haben seine Angehörigen kein Lebenszeichen mehr von ihm. Sie befürchten, dass er von Saddams Schergen ermordet und in einem Massengrab irgendwo in der Wüste bei Bagdad verscharrt wurde.
Eines von ungezählten Schicksalen, die bisher nicht aufgeklärt werden konnten. Jeden Tag werden im Irak neue Opfer der Schreckensherrschaft von Saddam Hussein entdeckt. In einem Massengrab bei Musayib, 50 Kilometer südlich von Bagdad, werden mehrere tausend Leichen vermutet. Peter Bouckert von der Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" schätzt die Zahl der Ermordeten während des Saddam-Regimes auf mehr als 300 000.
Viele der Opfer waren Schiiten, die 1991 nach einem gescheiterten Aufstand von Sicherheitskräften zusammengetrieben und ermordet wurden. Unter ihnen zahllose Frauen und Kinder. Die Opfer wurden erschossen oder lebendig begraben. Vor wenigen Tagen, als die Existenz eines Massengrabes in Hilla bekannt wurde, strömten Tausende zur Stätte des Grauens, um mit bloßen Händen nach Hinweisen auf ihre vermissten Angehörigen zu suchen. Mal wurde ein Ausweis gefunden, mal ein Kleidungsstück, das den Tod einer verschwundenen Person bestätigte.
In seiner Reportage schildert ZDF-Reporter Halim Hosny die schwierige Suche nach den Vermissten im Irak. Er begleitet ausländische Experten und eine Gruppe irakischer Freiwilliger bei ihrer Arbeit an den Massengräbern. Es geht nicht nur darum, neue Gräber zu lokalisieren und die Opfer zu identifizieren, sondern auch um die Suche nach Beweisen, damit die Mörder vor Gericht gestellt werden können. Vergangenheitsbewältigung im Irak.
Im Büro des kürzlich gegründeten "Komitees für befreite Häftlinge" in Bagdad liegen seitenlange Namenslisten aus. Täglich kommen Hunderte, um in den Listen nach ihren vermissten Angehörigen zu suchen. Auch der Bruder des einstigen Elitesoldaten Abdel Khader forscht dort nach Hinweisen - vergeblich.
Vor wenigen Tagen haben die amerikanischen Militärbehörden der Organisation den Zugang zu den Archiven des irakischen Geheimdienstes erlaubt. "Doch es wird Jahre dauern, bis die Dokumente ausgewertet sind," sagt der Chefarchivar der Organisation. Erst dann wird Klarheit herrschen über den Verbleib von Hunderttausenden Irakern, die von den Schergen des Saddam-Regimes verschleppt wurden. Viele Schicksale werden für immer im Dunkeln bleiben.
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