ZDF-Pressemitteilung
"Die bekannten geistigen Leuchten waren ausgeknipst"
Wolf Biermann äußert sich im ZDF-Magazin "aspekte" zum 50. Jahrestag des 17. Juni 1953
Mainz (ots)
In der ZDF-"aspekte"-Sendung am Freitag, 6. Juni 2003, 22.35 Uhr, spricht Wolf Biermann exklusiv über Vorwürfe, führende DDR-Intellektuelle hätten sich mit dem Staat gemein gemacht und die Sache der Aufständischen am 17. Juni 1953 verraten.
"Der Arbeiteraufstand vom 17. Juni hatte keine aufklärerische Komponente von Seiten der berühmten Intellektuellen", kritisiert Biermann die Haltung prominenter Schriftsteller und Intellektueller vor 50 Jahren.
"Die Arbeiter hatten bei Brecht und Havemann plötzlich sehr schlechte Karten" meint Biermann, "die (Brecht u. Havemann) gönnten denen einfach nicht, dass die eine Revolution machten". Die Gründe hierfür sieht Biermann in Misstrauen gegenüber den Arbeitern, die noch "bis fünf Minuten nach zwölf 'Heil Hitler'" geschrien hätten und "nach Faschismus stanken".
Dass Robert Havemann die Panzer zur Niederschlagung des Aufstandes mit erhobener Faust begrüßt hatte, hält der mit dem Wissenschaftler befreundete Biermann für falsch, möchte es dennoch nicht als "Schäbigkeit" missverstanden sehen. Er meint, man hätte damals den Arbeitern überhaupt nichts zugetraut.
Die Haltung von Bertolt Brecht, der ebenfalls den Arbeiteraufstand kritisierte, sieht Biermann kritisch und wirft ihm Opportunismus vor: "...Er möchte nur wegen ein paar dummer ehemaliger Nazis, die Steine gegen die Befreier der Roten Armee schmeißen, nicht sein Theater (am Schiffbauerdamm) aufgeben. So krümmt er sich, kriecht dem Ulbricht in den Hintern und glaubt, er kommt da elegant wieder raus."
Der Forderung des Historikers Hubertus Knabe, führende Intellektuelle müssten sich für ihr Verhalten entschuldigen, entgegnet Biermann im Interview mit "aspekte": "Nach 50 Jahren ist es allerdings eine absurde Idiotenpose zu verlangen, dass sie sich entschuldigen, weil sie tot sind. Wo sollen sie sich denn entschuldigen? Im Himmel bei der göttlichen Behörde für historische Wahrheit?"
Biermann selbst, der zum Zeitpunkt des Aufstandes 16 Jahre alt und gerade aus Hamburg in die DDR übergesiedelt war, nimmt für sich in Anspruch: "Ich habe vom ganzen 17. Juni nichts gemerkt". Dennoch sei der 17. Juni heute ein Grund zu feiern," ohne wenn und aber".
Rückfragen bitte an ZDF-Redaktion "aspekte", Christhard Läpple, Tel 030-20991331.
Das ganze Interview finden Sie ab 18.00 Uhr unter www.aspekte.de
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