ZDF-Pressemitteilung
ZDF.reporter berichtet über Missbrauch in Pfadfinderlagern
Mainz (ots)
Nach Recherchen des Magazins "ZDF.reporter" gibt es seit Jahren sexuellen Missbrauch Schutzbefohlener in den Ferien-Freizeiten bündischer Kleingruppen. In Jugendfreizeit-Einrichtungen, wie etwa den Sonneck-Hütten im Allgäu, wurden zudem Dutzende von Nacktaufnahmen gefunden, wie "ZDF.reporter" in der Sendung am Mittwoch, 11. Juni 2003, 21.00 Uhr berichtet.
Der neue Leiter der Jugenderholungsstätte im Allgäu, Bernd Behnk, der derzeit die Unterlagen der Vergangenheit aufarbeitet, bestätigt gegenüber "ZDF.reporter", dass es innerhalb der Pfadfinderschaft "gewisse Strukturen von Leuten gibt, die dieses als Ausgangsbasis für ihre strafbaren Handlungen und ihre Materialbeschaffung an Jungennachwuchs benutzen." Behnk bestätigt auch die "ZDF.reporter"-Recherchen einer sehr engen Vernetzung der Pädophilen. So habe er Kenntnis von Fällen erhalten, in denen "spätere Missbrauchsopfer oder Nötigungsopfer von einem zum anderen weitergereicht wurden."
Nach den Recherchen von "ZDF.reporter" gab es in den letzten Jahren unter anderem in Hamburg, München, Schwäbisch Hall, Berlin, im Allgäu und im Rhein-Main-Gebiet sexuelle Übergriffe in Pfadfindergruppen. Die Jugendlichen wurden nach den Aussagen betroffener Eltern in Schwimmbädern oder in anderen Jugendeinrichtungen "geködert". Die Tatorte des sexuellen Missbrauchs waren immer wieder Ferienfreizeiten. Um die Jugendlichen gefügiger zu machen, wurden auch Drogen eingesetzt. Ein Missbrauchsopfer aus Hamburg berichtet, es habe sich um "keine spontanen Übergriffe gehandelt". Der Pfadfinderführer habe hingegen "sehr viel Alkohol an mich ausgegeben oder halt andere Drogen, wie Cannabis zum Beispiel, so dass ich nicht mehr zurechnungsfähig war".
Theo Hoffmann, der hessische Geschäftsführer vom "Bund Deutscher PfadfinderInnen" (BDP), der größten nicht-konfessionellen Pfadfindergruppe Deutschlands, spricht in einer ersten Stellungnahme gegenüber "ZDF.reporter" von "professionellen Einzeltätern", die "ganze Jugendverbände in Mitleidenschaft" ziehen. Der frühere BDP-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Herbert Swoboda, Dekan an der Fachhochschule Frankfurt, warnt Eltern vor den Tricks der Missbraucher: "Wenn Eltern erfahren, dass es ein Gruppengeheimnis bleibt, wo die Einzelnen hinfahren oder unter welchen Bedingungen sie die Fahrten unternehmen, sollten sie hellhörig werden."
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