ZDF-Programmhinweis
Donnerstag, 26. Juni 2003, 21.15 Uhr, auslandsjournal
Mainz (ots)
Donnerstag, 26. Juni 2003, 21.15 Uhr auslandsjournal mit Dietmar Ossenberg
Falsche Finger - Schönheitsoperation für Japans Mafiosi Den Begriff "Organisiertes Verbrechen" nimmt man in Japan wörtlich. Ohne Büro, Abteilungsleiter und Dienstplan geht bei der Yakuza - Japans Mafia - praktisch nichts. Die Azuma-Gumi - eine von 360 Banden in Osaka - residiert in Nishinari, einem heruntergekommenen Slumbezirk im Süden der Millionenmetropole. Das Einschussloch in der Tür verrät nicht viel mehr über die kriminellen Machenschaften als der Blick ins Büro: ein aufgeräumter Schreibtisch, Monitore für die Überwachungskameras, korrekt gekleidete Herren und eine Tasse Kaffee für den Gast. "Wir waren schon erstaunt, dass man uns so höflich empfangen hat", erzählt ZDF-Korrespondent Gert Anhalt. "Eigentlich wollten wir nur kurz das Haus von außen filmen und dann nix wie weg. Stattdessen baten sie uns zum Kaffee." Was jedoch tatsächlich in dem Büro geschieht, das durfte der Reporter nicht erfahren. Streng geheim - so die Aussage der Yakuza-Männer. Nur soviel: Unser Gewerbe ist der Kampf. Schutzgelderpressung, gewaltsames Schuldeneintreiben, Glücksspiel, Prostitution, Drogen-, Waffen- und Menschenhandel - das ist es, was laut Polizei auf das Konto der Yakuza geht. Anders als die Mafia in anderen Ländern jedoch sind die Yakuza überwiegend lokal organisiert, in Gruppen von 100 bis 150 Mitgliedern - schätzungsweise 80 000 bis 90 000 Gangster japanweit. Die absolute Loyalität gegenüber Vorgesetzten, die in der japanischen Gesellschaft einen hohen Stellenwert hat, ist auch in der Yakuza oberstes Gebot. "Wenn wir Schulden nicht zurückzahlen können oder uns beim großen Boss für etwas entschuldigen müssen, dann schneiden wir uns einen Finger ab. Das ist so Tradition", sagt Ishino, Abteilungsleiter bei Azuma-Gumi in Osaka. Die abgetrennten Finger überreichen sie feierlich ihrem Boss, der sie als Andenken verwahrt. Das Ritual stammt noch aus der Samurai-Gesellschaft - wenn sich jemand ein Fingerglied abschlug, bedeutete das, dass er nie wieder ein Schwert führen und jemanden verletzten konnte. Auch heute sind fehlende Fingerglieder eine große seelische und körperliche Belastung. Herr Hara, ein ehemaliger Yakuza, der die Bande verließ, erzählt, dass es nach seinem Ausstieg sehr schwer war, eine anständige Arbeit zu bekommen. "Mein Finger verriet doch jedem, dass ich mal ein Gangster war", sagt er. Osakas Polizei weiß um die schweren Komplexe, die ehemalige Yakuza plagen, und hilft beim Wiedereingliedern in die Gesellschaft, indem sie die Männer wie Herrn Hara an das Studio Arte vermittelt. Das weißgetünchte, einer Zahnarztpraxis ähnliche Zimmer ist die Werkstatt von Japans führender Silikon-Artistin. Ihr Spezialgebiet: menschliche Finger. Gut 10 000 hat sie inzwischen hergestellt und ihren Kunden zu einem neuen Leben verholfen. "Die Gangster sind eigentlich ganz normale Menschen mit ganz normalen Problemen. Ein Vater zum Beispiel will mit seinem Sohn auf den Fußballplatz. Aber der Sohn schämt sich und macht seinem Vater Vorwürfe wegen des fehlenden Fingers. Und der Vater kommt dann zu mir und bittet um Hilfe", sagt Yukako Fukushima, die Finger- Spezialistin. ZDF-Japan-Korrespondent Gert Anhalt berichtet über Osakas Halbwelt, aus dem Reich der Yakuza.
Weitere Themen: Flippers Freunde - Delfin-Therapie am Roten Meer Feindliche Fährte - Amerikaner jagen Osama Bin Laden Rückfragen bitte an die ZDF-Redaktion "auslandsjournal", Robert Bachem, Tel.: 06131-702985, und Yvette Gerner, Tel.: 06131-702838.
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