ZDF-Programmhinweis
Dienstag, 16. September 2003, 6.20
8.45 Uhr
Buchtipps von Wolfgang Herles im ZDF-Morgenmagazin
Mainz (ots)
Am Dienstag, dem 16. September, gibt es im ZDF-Morgenmagazin wieder Buchtipps von und mit Wolfgang Herles. Der Leiter des ZDF-Kulturmagazins "Aspekte" hat sechs Neuerscheinungen aus dem aktuellen Herbstangebot der Verlage ausgewählt, die er live im Studio um 6.20 und 8.45 Uhr vorstellt.
"Am Beispiel meines Bruders", eine literarische Spurensuche von Uwe Timm im Verlag Kiepenheuer & Witsch. Karl Heinz Timm, geboren 1924, gestorben 1943 in einem Lazarett an der Ostfront. Der Bruder des renommierten Autors hatte der Totenkopfdivision der Waffen-SS angehört. In den Erzählungen seiner Eltern und den Erinnerungen der jüngeren Geschwister lebt er als "Kurdel" weiter, als der Junge, der eigentlich Kürschner werden wollte. Uwe Timm hat anhand der wenigen Feldpostbriefe und des Kriegstagebuchs versucht, sich ein Bild von den Fronteinsätzen seines Bruders zu machen, von dessen einschneidenden Erfahrungen, von dessen Verpflichtung zum Töten. Neben dieser eindringlichen, oft schmerzhaften Spurensuche, die den Autor bis in die Ukraine, an den "Ort der Schuld" führt, gelingt Uwe Timm ein Porträt seiner Familie zwischen Kriegsende und beginnendem Wirtschaftswunder-Glück in Hamburg.
"Tod auf der Warteliste", der dritte Fall des Comissario Laurenti von Veit Heinichen bei Zsolnay. Beim Gipfeltreffen des deutschen Bundeskanzlers mit Berlusconi wird in Triest ein nackter Mann von der Limousine des Staatsgastes überfahren. Ein Fall von höchster politischer Brisanz, der die ganze Stadt in ein Chaos aus blinder Hysterie und Denunziation zu stürzen droht. Sogar Kommissar Proteo Laurenti gerät ins Fadenkreuz absurder Verdächtigungen. Als kurz darauf der Arzt einer exklusiven Schönheitsklinik verstümmelt wird und verblutet, überschlagen sich die Ereignisse. Die Spuren der grotesken Todesfälle führen direkt in die Klinik. Ein atmosphärisch dichter Krimi von Veit Heinichen.
"Bleibtreu", ein gelungenes Romandebüt von Martina Zöllner im Dumont Verlag. Antonia Armbruster ist Fernsehproduzentin, 36 und schreibt gerade an einem Roman über ihr aufreibendes Leben als Geliebte. Christian Bleibtreu, bekannt geworden als Autor philosophischer Bücher, ist ihr Auserwählter. Er hat geheiratet, als sie gerade geboren wurde, heute ist er es immer noch, mit der selben Frau. Antonia und Christian sind aber ein eingespieltes Paar, schonungslos im Umgang miteinander. Er nennt sie "das junge Ding" und sagt alles, was er muss, sie schreibt alles, was sie kann. Mit wütendem Witz und berührender Komik erzählt Antonia über die erzwungenen Heimlichkeiten, über das endlose Warten in tristen Hotelzimmern, und ihre ewige Eifersucht auf die unzähligen Vorgängerinnen und die allgegenwärtige Ehefrau. Martina Zöllners erfrischender Roman gehört zu den Highlights dieses Herbstes.
"Tristan da Cunha oder die Hälfte der Erde", ein raffinierter Abenteuerroman von Raoul Schrott bei Hanser Tristan da Cunha ist eine winzige Insel im Südatlantik, zwischen Brasilien und der Antarktis gelegen. Das Eiland im Schatten eines riesigen Vulkans wird zur "Mitte der Welt" für vier Menschen, deren Schicksale sich hier überkreuzen, über Jahrhunderte hinweg. Noomi Morholt, die südafrikanische Wissenschaftlerin, kommt Anfang 2003 auf die Insel, um das Phänomen des Polarlichts zu erforschen. Christian Reval war im 2. Weltkrieg hier als Funker stationiert, er kartographierte Tristan da Cunha als Erster und kam 1969 aus ungeklärten Gründen ums Leben. Der englische Priester Edwin Heron Dodgson sollte im 19. Jahrhundert die Siedler missionieren, er missbrauchte dabei seine kirchlichen Machtbefugnisse und machte sich schuldig. Mark Thomson schließlich kam 1889 von London nach Tristan da Cunha und wurde zum leidenschaftlichen Chronisten der Insel. Ein großer Roman mit grandiosen Naturschilderungen.
"Drop City", ein skurriler Flowerpower-Roman von T. C. Boyle bei Hanser. T. C. Boyle erzählt die verrückte Geschichte einer Hippie-Kommune, die im Kalifornien der 70er Jahre ihren Traum von einem freien Leben verwirklichen will. Eigentlich haben sie alles, was sie brauchen, ein eigenes Grundstück, eine exquisite Plattensammlung und reichlich Joints. Doch das Nirwana finden sie trotzdem nicht: ein Kind trinkt Saft, der mit LDS versetzt ist, eine Minderjährige wird von Kommune- mitgliedern vergewaltigt, es kommt häufig zu Handgreiflichkeiten. Schließlich türmt sich der Unrat meterhoch und der Sheriff droht, das Gelände zu räumen. Also beschließt ihr Guru, dass sie nach Alaska ziehen, wo er eine Hütte geerbt hat. In einem alten, mit Drogen vollgepackten Schulbus beginnen sie ihre Reise nach Norden. Ein aberwitziges Unternehmen mit unvorhersehbaren Folgen.
"Elf Minuten", der neue Weltbestseller von Paulo Coelho im Diogenes Verlag. Maria, eine junge Stoffverkäuferin aus der brasilianischen Provinz, träumt von Abenteuern, fernen Ländern und der großen Liebe. Doch sie kann sich gerade mal eine Woche Badeurlaub in Rio leisten. Am Strand von Copacabana nimmt sie das verlockende Angebot eines Europäers an, Tänzerin in einem Genfer Nachtclub zu werden. Maria verdient dort ihren Lebensunterhalt als routinierte "Sexarbeiterin", die ihren Kunden elf Minuten reserviert, ohne Scham oder Skrupel. Doch dann trifft sie jemanden, der sie bezaubert und durcheinander bringt, weil er ihr Gefühl anspricht und ihre Seele erreicht. Coelhos Buch basiert auf dem Erfahrungsbericht einer Prostituierten.
ots-Originaltext: ZDF
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