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Mainz (ots)

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Donnerstag, 1. April 2021, 22.15 Uhr

Raus aus der Stadt - Der Traum vom Leben auf dem Land

Film von Carolin Hentschel, Norman Laryea und Renate Werner

Die neue Landlust packt immer mehr Menschen. Dank Homeoffice können sich einige teure Mieten in der Großstadt sparen. Welche Chancen bietet das für die Regionen - und welche Konflikte?

In Corona-Zeiten wird die Großstadt für viele unattraktiver. Fehlende Freizeitmöglichkeiten, das beengte Wohnen und ein Gefühl von Unsicherheit sorgen dafür, dass immer mehr Menschen der Stadt den Rücken kehren wollen.

Manche wollen nur für ein Wochenende raus aus der Stadt, andere für einen Urlaub, aber ein großer Teil auch komplett. Sie sehnen sich nach einem ruhigen, idyllischen Landleben. Doch die Realität auf dem Land bringt meist ihre ganz eigenen Herausforderungen mit sich.

Ist die Stadtflucht ein vorübergehendes Krisenphänomen oder Vorbote eines grundlegenden Wandels? Wie verändert die neue Landliebe das Land selbst? Die Dokumentation beleuchtet die unterschiedlichen Aspekte des Landlebens. Sie zeigt auf, welche Probleme diesem Trend im Wege stehen und welche innovativen Co-Working-Projekte dem Land neue Impulse geben.

Eine der jungen Initiativen für neues Landleben ist das "Coconat" in Brandenburg. In dem 80-Einwohner-Dorf Klein-Glien können Menschen das Wohnen und Arbeiten in ländlicher Idylle erst einmal ausprobieren. "Das hat mich immer gezogen, dieser Gedanke ans Land", erzählt die ehemalige Berlinerin Svenja Nette, die jetzt seit über einem Jahr auf dem einstigen Gutshof lebt. Für sie ist die Entscheidung fürs Land ein längerer Prozess: "Ich habe auch schon zwei Mal versucht, ein Hofprojekt zu gründen, das ist dann aus verschiedenen Gründen geplatzt. Mittlerweile denke ich: Das ist eigentlich doch ganz gut, weil ich selber erst mal herausfinden muss, was ich eigentlich will auf dem Land. Und dafür ist das 'Coconat' eben ein total schöner Zwischenraum."

Für Rudolf Baumgarten, Bürgermeister der kleinen Gemeinde Uelversheim in Rheinland-Pfalz, hat das Leben auf dem Land mehr Vorzüge als Nachteile. Doch fehlende Infrastruktur erfordert auch, dass man auf dem Land ein Auto hat - und gutes Internet oder Handyempfang gibt es nicht überall. Trotzdem wird laut Baumgarten das Dorfleben schon seit Längerem wieder für Städter interessant: "Ich glaube nicht, dass Corona da der ausschlaggebende Punkt ist, sondern dass es eher so ist, dass die Leute hier mehr Ruhe haben und von dem Stress aus der Stadt wegwollen. Das habe ich auch bei vielen Leuten gemerkt, die aufgrund der Lärmbelästigung oder des Großstadttrubels weggezogen sind aus den städtischen Bereichen."

Dass der Reiz der Natur für kleine Orte aber auch zu einem großen Problem werden kann, zeigt sich in Arnis, der kleinsten Stadt Deutschlands. Der 300-Seelen-Ort an der Schlei lebt vom Tourismus. Doch die Beliebtheit des Ortes birgt auch Probleme: Städter kaufen Immobilien auf, nutzen sie als Ferienwohnung oder Alterswohnsitz. Steuern müssen sie dann nicht zahlen, und so entsteht noch ein weiteres Problem. "Die Hamburger vor allem treiben die Preise in schwindelnde Höhen, und damit wird es für die Ortsansässigen sehr schwer, bezahlbaren Wohnraum zu bekommen", beklagt Birger Carstensen. Ihm gehört die einzige Bäckerei im Ort, die im Lockdown der Treffpunkt für die Arnisser war.

Für Susanne Dähner vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung steckt hinter der neuen Landbewegung die Digitalisierung als Möglichmacher und Umzugshelfer, denn sie bringt nicht nur neue Leute, sondern auch neue Ideen aufs Land. Doch die Expertin mahnt auch, dass viele Städter sehr idealisierte Vorstellungen vom Landleben haben. Die Realitäten auf dem Land bieten ihre ganz eigenen Herausforderungen: Neben der ausgedünnten Infrastruktur geht es vor allem darum, wie neue und alteingesessene Landbewohner zusammenfinden können und wie man gemeinschaftlich das Landleben verändern und neu gestalten kann.

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