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Mainz (ots)
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Dienstag, 10 Mai 2022, 22.45 Uhr
Leschs Kosmos
Cannabis: Zwischen Horror und Heilung
Cannabis soll in Deutschland nach 100 Jahren wieder legal werden. Die neue Bundesregierung will dem ständig wachsenden Schwarzmarkt endgültig den illegalen Boden entziehen. Eine gute Idee?
Giftige Stoffe im "Gras" sind für junge Konsumenten eine Gefahr. Doch auch um die "saubere" Droge gibt es Streit, da für viele Cannabis trotz der Risiken als Heilmittel gilt. Ist so ein "Kraut" gegen Krebs gewachsen? Wissenschaftliche Fakten zu "Horror oder Heilung"?
Ermittler der Polizei finden in beschlagnahmten Cannabisblüten stetig steigende Wirkstoffmengen des psychoaktiven THC. Die Pflanzen werden gezielt hochgezüchtet, um die Wirkung der Droge zu verstärken. Doch in hoher Dosis regelmäßig konsumiert kann Cannabis zum Risiko für Heranwachsende werden und gravierende Folgen für die psychische Gesundheit haben.
Insbesondere der neueste Trend ist besorgniserregend: Der Zusatz sogenannter synthetischer Cannabinoide. Hanfblüten werden mit einer Substanz versetzt, die die halluzinogene Wirkung der Droge verstärkt. Darüber hinaus kann es bei den jungen Konsumentinnen und Konsumenten zu lebensbedrohlichen Zuständen wie Herzrasen, akuter Atemnot und Nierenversagen kommen.
"Cannabis indica" begleitet die Menschheit schon seit der Steinzeit, seit über 12.000 Jahren. Als vielseitige Nutzpflanze nutzte man den Rohstoff Hanf: Aus den Fasern stellte man Textilien und Papier her. Gleichzeitig diente er immer auch als Nahrungsquelle und Droge. Cannabis enthält Substanzen, die berauschen, unter bestimmten Umständen giftig sind, zugleich aber auch medizinisch wirksam sind und Leiden lindern können. Diese Folge begibt sich auf eine Reise durch die wechselhafte Geschichte der mal geliebten, mal verhassten Droge.
Heute ist Cannabis nach Alkohol das am meisten konsumierte Rauschmittel - über alle Gesellschaftsschichten und Altersgruppen hinweg. Aber in der Illegalität. Noch! Die neue Bundesregierung hat die Legalisierung von Cannabis auf ihrer Agenda. Was so klingt, als sei der Schritt in die Legalität einfach zu vollziehen, ist bei genauer Betrachtung komplizierter als gedacht. Viele Fragen sind bislang noch gar nicht geklärt: Wie lässt sich zum Beispiel eine gleichbleibende Qualität eines Naturproduktes sichern? Das Label "Made in Germany" gibt es dabei noch nicht. Bisher war die Qualitätsfrage deshalb eher Vertrauenssache: Vertrauen auf einen "Dealer". Seit 2017 können nun Menschen mit bestimmten schweren Erkrankungen in deutschen Apotheken hochwertiges Cannabis auf Rezept bekommen.
Harald Lesch wirft einen Blick in ein Hochsicherheits-Gewächshaus eines deutschen Cannabis-Herstellers, bei dem der gesamte Wachstums- und Produktionszyklus - vom Setzling bis zur Ernte der Pflanze - strengstens kontrolliert und reguliert wird. Ein Modellfall, der zeigt: In legalem Cannabis muss sich keine böse Überraschung verbergen. Und doch bleibt die Skepsis, welche Folgen damit verbunden sein könnten.
Durch die Legalisierung soll Cannabis nun den "Geruch des Illegalen" verlieren. Alle Glieder der Wertschöpfungskette sollen zum Alltag werden: Von lizensierten Herstellern bis zum streng reglementierten Vertrieb über Cannabis-Läden. Im Ergebnis soll ein völlig neuer Markt entstehen, der den Schwarzmarkt verdrängt und für den Staat lukrativ sein könnte. Klingt nach einem gewaltigen Experiment mit enormen Risiken. Die Versuchsteilnehmer: eine ganze Nation. Wo liegen die Chancen, wo die Risiken? Ein Blick in ein Land, das diesen Schritt bereits 2018 gegangen ist, kann Orientierung bieten: Kanada legalisierte als erstes großes, westliches Industrieland den Handel und Gebrauch von Marihuana. Was lässt sich aus den Erfahrungen lernen? Harald Lesch zieht Bilanz.
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