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Donnerstag, 11. März 2004, 21.15 Uhr, auslandsjournal

Mainz (ots)

Donnerstag, 11. März 2004, 21.15 Uhr
auslandsjournal
mit Dietmar Ossenberg
Armee der Namenlosen – Frankreichs Fremdenlegion im Dschungel von
Guayana
"Ihr werdet sterben!" brüllt Hauptfeldwebel Lopez, "ihr seid hier
nicht auf den Champs-Elysées!" Gnadenlos lässt er die Soldaten durch
den knöcheltiefen Schlamm robben. Die Luft ist heiß und feucht.
Versteckt unter Blättern und Farnen lauern meterlange Boa
Constrictors, bereit, ihre Opfer in Sekunden zu Tode zu würgen. Doch
Schwäche zeigen diese Männer nicht, denn sie gehören zur härtesten
Truppe der Welt: zur französischen Fremdenlegion.
"Es stimmt, man versucht die Leute fertig zu machen", erklärt
Colonnel Daniel Bouchez. "Denn der Regenwald ist zwar nicht
feindlich aber extrem gefährlich. Deswegen müssen die Trainer hart
sein. (...) Das alles soll ihnen das Rüstzeug für den Ernstfall
liefern."
Sintflutartige Regenfälle, dann wieder sengende Hitze, Malaria,
Matsch und Moskitos: Das ist Französisch-Guayana, seit 1816 ein Teil
Frankreichs. Als Strafkolonie war der Dschungel einst berüchtigt
als "Trockenguillotine": Hierher schob Frankreich seine Sträflinge
ab und überließ sie ihrem Schicksal – der Hitze, dem Hunger und
tödlichen Krankheiten wie Malaria und Ruhr. Heute schickt
die "Grande Nation" ihre Fremdenlegionäre hierher zur Ausbildung.
Überlebenstraining im Dschungel - harte Schule für alle, die das Kepi
Blanc tragen wollen, die weiße Kopfbedeckung der Fremdenlegionäre.
Einer von ihnen ist Raimund aus Deutschland. Seit 1985 ist er bei der
Legion. Er war schon im Tschad, in Zentralafrika, im Kongo, in
Kambodscha. "Ich hab ein bisschen Scheiße gebaut. Nix schlimmes. Ein
paar Schlägereien und so. Da hab I mir gedacht, is besser, wenn’s
jetzt abhaust. Da bin ich zur Legion. Na ja, bevor’s noch mal in’n
Knast geht. Na da hab’ I mich halt selber abgesichert, oder so was."
Mit "einer neuen Chance für ein neues Leben" wirbt die Fremdenlegion,
und jedes Jahr bewerben sich Tausende um die Aufnahme in die Truppe.
Die meisten von ihnen sind Flüchtlinge - davongelaufen vor Krieg und
wirtschaftlicher Not, vor einer zerbrochenen Liebe, den Gläubigern,
der Polizei, vor sich selbst oder allem zusammen.
In der Fremdenlegion finden die Heimatlosen ein neues Zuhause, eine
neue Familie und oft auch eine neue Identität. "Legio patria
nostra" – "Die Legion ist unsere Heimat" lautet das Motto der
Truppe. Unter einem neuen Namen dürfen die Soldaten die
Vergangenheit vergessen: Fragen sind tabu, den Vorgesetzten sogar
verboten.
Weitere Themen:
Ehe für eine Nacht – Die Macht der Moso-Frauen in China
Zurück in die Zukunft – Russlands Jugend vor der Putin-Wahl
Rückfragen bitte an ZDF-Redaktion "auslandsjournal": Robert Bachem
Tel.: 06131/ 70-2985 und Yvette Gerner Tel.: 06131/ 70-2838
ots-Originaltext: ZDF
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