ZDF-Programmhinweis
Donnerstag, 25. März 2004, 21.15 Uhr
auslandsjournal
Donnerstag, 25. März 2004, 23.00 Uhr
Johannes B. Kerner
Mainz (ots)
Donnerstag, 25. März 2004, 21.15 Uhr
auslandsjournal mit Dietmar Ossenberg
Vom Glück des Verlierens - Japans berühmtestes Rennpferd
Immer tapfer, immer hartnäckig und nicht unterzukriegen - das ist der Geist, der die Japaner entflammt. Und es ist der Geist, den sie in Haru Urara sehen, Japans neuer Wunderstute und ewigen Verliererin. Ihr Name bedeutet so viel wie "Milde Frühlingssonne", doch man muss wohl eher von einem Euphorie-Sturm sprechen, der das Land der aufgehenden Sonne erfasst hat. In den Souvenirshops werden Schlüsselanhänger, Kalender und T-Shirts mit "Gib niemals auf"- Aufschrift verkauft, ein Ring aus Haro Urara-Schweifhaar als Talisman gehandelt. Und das alles wegen eines Pferdes, das seit fünf Jahren Rennen auf Rennen immer nur verliert. Der Negativrekord ist ihrem Trainer schon beinahe peinlich. "Es ist ja nicht, als ob sie ein faules Pferd wäre", sagt er, "sie strengt sich wirklich an. Aber sie schafft es es einfach nicht." Selbst Japans Ministerpräsident Junichiro Koizumi gibt zu, dass er Haru Uraras Pferdemut bewundert.
Für ihr 106. Rennen am letzten Wochenende ließ man sich auf der Rennbahn von Kochi denn auch etwas ganz Besonderes einfallen. Starjockey Yutaka Take, der Michael Schumacher des Steigbügels, wurde eigens eingeflogen. 13 000 Zuschauer drängten sich auf den Rängen. Denn der scheinbar aussichtslose Kampf der Stute mit ihren schnelleren Mitkonkurrenten steht für das momentane Lebensgefühl einer ganzen Nation. Nach 13 Jahren Wirtschaftskrise fühlen sich die Japaner nur noch als Verlierer. Besonders der Mittelstand ist nach dem Boom der 80er Jahre tief gefallen: Viele Familien müssen mit einem durchschnittlichen Einkommen von drei Millionen Yen auskommen, umgerechnet 1850 Euro. Bis vor kurzem hatten die meisten mehr als das Doppelte zur Verfügung. In den Krisenjahren wurden vor allem die traditionellen Sonderzahlungen in den Unternehmen und Verwaltungen radikal gekürzt. In den Buchläden verkaufen sich Überlebensratgeber wie warme Semmeln. Sie alle raten vor allem eins: Ganburu - durchhalten, isshokenmei - mit aller Kraft. Und genau das tut Haru Urara, die Jeanne d'Arc des Pferderennsports. "Sie ist wie wir", sagen die Zuschauer, "sich abstrampeln und immer verlieren, das ist unser Leben." Und sie zeigt den Leuten, das Verlieren keine Schande ist. Denn selbst nach so vielen Niederlagen ist noch Raum für Hoffnung: Haru Urara wurde beim 106. Rennen ihres Lebens nicht mehr Letzte, sondern nur noch Vorletzte. Parallel dazu zeigen die ersten Wirtschaftsdaten Japans für 2004 endlich wieder einen Trend nach oben. ZDF-Korrespondent Gert Anhalt über den japanischen Kult des Verlierens.
Weitere Themen: Griechisches Roulette - Terrorangst in Athen Das Leben als Waffe - Selbstmordattentäterinnen in Tschetschenien
Donnerstag, 25. März 2004, 23.00 Uhr
Johannes B. Kerner
Thomas Gottschalk
ots-Originaltext: ZDF
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