ZDF-Programmhinweis
Donnerstag, 1. April 2004, 21.15 Uhr
auslandsjournal
Mainz (ots)
Donnerstag, 1. April 2004, 21.15 Uhr
auslandsjournal mit Dietmar Ossenberg
Frauen, Fußball, Freundschaft - Eine Araberin in Israels Nationalteam
Sie dribbelt sicher und elegant durch die gegnerische Abwehr, täuscht an, zieht am letzten Verteidiger vorbei, ein Blick und Tor. Reine Routine für Reem Moussa, Israels jüngste Torkönigin. Die dreizehnjährige Mittelstürmerin ist der Stolz ihrer Mannschaft, sie schießt ein Tor nach dem anderen, für sie ist es bereits zur Selbstverständlichkeit geworden. Doch es ist alles andere als selbstverständlich, dass sie in der israelischen Mannschaft spielt, denn Reem ist Araberin.
Jeder fünfte Israeli ist Muslim, doch die täglichen Selbstmordanschläge haben das Zusammenleben vergiftet. Juden und Muslime begegnen sich mit Misstrauen. Sie leben in getrennten Vierteln, man könnte fast meinen, in zwei getrennten Welten. Das Dorf Abu Sinan im Norden Israels, in dem Reem mit ihrer Familie lebt, ist mehrheitlich arabisch, Juden gibt es hier nur wenige. Die Frauen auf der Straße sind verschleiert und in lange, wallende Gewänder gehüllt. Die Männer versammeln sich freitags in der Moschee zum Gebet. Ein Mädchen, das kurze Haare trägt wie ein Junge und mit bloßen Knien über den Sportplatz läuft, muss daher Aufsehen erregen. Reems Eltern haben sich zuerst viele kritische Kommentare von ihren Nachbarn anhören müssen. Doch ihr Vater Dr. Atalla Moussa verteidigt seine Tochter hartnäckig. Er ist ihr größter Fan und steht bedingungslos hinter ihr. "Von kurzen Hosen ist im Koran keine Rede, dort steht sogar, Frauen sollen Sport treiben", betont er.
Mittlerweile ist es auch im Ort akzeptiert. "Wir sind stolz darauf, dass ein Mädchen aus Abu Sinan den Sprung in Israels Auswahl geschafft hat", meint ein älterer Mann, und eine Frau mit Kopftuch ergänzt: "Wir sind moderne Muslime. Wir haben nichts dagegen, wenn unsere Mädchen Fußball spielen." Insbesondere, wenn sie dabei erfolgreich sind: Bei der Schülerweltmeisterschaft vergangenes Jahr zogen die Fußballerinnen aus Israel von einem Sieg zum anderen. Reems Vater war immer dabei, fieberte mit und jubelte bei jedem Tor. Erst im Finale unterlagen sie den Französinnen. Reem war untröstlich über die Niederlage, doch das ganze Land feierte ihr Team. Auch ihr Trainer Yossi Sofer ist begeistert: "Dieses Mädchen ist ein Riesentalent. Sie hat das Tore schießen im Blut. Wahrscheinlich ist sie mit diesem Torinstinkt geboren worden."
Für Reem ist das Zusammenleben so natürlich geworden, dass es ihr schwer fällt, dafür Worte zu finden. "Wir halten zusammen wie Schwestern", sagt sie. Die einzigen Schlachten, die sich die Mädchen liefern, sind Kissenschlachten. Ihr Vater hält das für den Beweis, dass es möglich ist, in Frieden und Harmonie miteinander zu leben. Was für das Team gilt, könnte auch für Israel gelten: gemeinsam zum Erfolg.
ZDF-Korrespondent Dietmar Schumann hat die junge Torkönigin spielen gesehen und erlebt, wie die Freude am Fußball die Menschen über die Religionsgrenzen hinweg vereint.
Weitere Themen: Männer, Matsch, Moskitos - Die Fremdenlegion in Französisch Guayana Mohn, Macht, Militär - Afghanistan im Bann der Drogen
ots-Originaltext: ZDF
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