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ZDF-Pressemitteilung
ZDF-Politbarometer Juni 2004
Nach der Europawahl: Grüne und PDS gewinnen, die Großen verlieren Unterstützung für das Kurshalten des Kanzlers

Mainz (ots)

ZDF-Politbarometer Juni 2004
Nach der Europawahl: Grüne und PDS gewinnen, die Großen verlieren
Unterstützung für das Kurshalten des Kanzlers
Die Ergebnisse bei der Europawahl und der Wahl in Thüringen wirken
sich auf die politische Stimmung aus. Wie direkt nach jeder Wahl
legen dabei die Gewinner zu und die Verlierer erleiden Einbußen: So
kommt die SPD in der politischen Stimmung nur noch auf 22 Prozent (-
5), die CDU/CSU erreicht 46 Prozent (-4), die Grünen verbessern sich
auf 15 Prozent (+5), die FDP bleibt bei 6 Prozent und die PDS
erreicht 6 Prozent (+2).
Wenn jedoch am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, würden
sich diese starken Ausschläge nicht so sehr bemerkbar machen,
längerfristige Überzeugungen und Bindungen an die Parteien sowie
taktische Überlegungen der Wähler kämen dann stärker zur Geltung.
Dies berücksichtigt die Politbarometer-Projektion: Die SPD erhielte
danach 27 Prozent (-2), ihr schlechtester Projektionswert seit es das
Politbarometer gibt. Die CDU/CSU käme nur noch auf 46 Prozent (-2),
die Grünen hingegen verbesserten sich auf 11 Prozent (+2), die FDP
auf 7 Prozent (+1) und die PDS auf 5 Prozent (+1), die sonstigen
Parteien erreichten dann zusammen 4 Prozent (unverändert). Damit
hätte eine Koalition aus CDU/CSU und FDP eine klare Mehrheit im
Bundestag.
Die Ursache für die hohen SPD-Verluste vor knapp zwei Wochen sieht
die deutliche Mehrheit weniger bei den Reformen selbst (24 Prozent)
als vielmehr darin, wie die Bundesregierung diese Reformen umsetzt
(59 Prozent; beides: 8 Prozent; weder noch: 6 Prozent). Allerdings
halten 56 Prozent die beschlossenen Reformen in den Bereichen
Gesundheit, Rente, Arbeitsmarkt und Steuern ganz allgemein für eher
nicht richtig und nur 39 Prozent für eher richtig. Mehrheitlich
richtig finden die Reformen die Anhänger der SPD (61 Prozent) und
der Grünen (60 Prozent), während die Anhänger der
Oppositionsparteien im Bundestag die Reformen mehrheitlich ablehnen.
Bundeskanzler Schröder hat angekündigt, dass er trotz der Verluste
bei den Wahlen an seinem Reformkurs festhalten will. Dies finden 53
Prozent aller Befragten gut, 44 Prozent finden das nicht gut. Vor
allem bei den SPD-Anhängern findet er dafür einen sehr großen
Rückhalt (83 Prozent), aber auch bei den Anhängern der Grünen (72
Prozent) und der FDP (64 Prozent). Selbst 44 Prozent der Unions-
Anhänger und 42 Prozent der PDS-Anhänger finden das gut.
Während eine deutliche Mehrheit der verbliebenen SPD-Anhänger den
Reformkurs des Kanzlers unterstützt, wird eine unzureichende
Rückendeckung in der SPD für die Politik des Bundeskanzlers
wahrgenommen: So meinen nur 14 Prozent, dass die SPD in wichtigen
politischen Fragen voll hinter der Politik von Gerhard Schröder
steht, 82 Prozent aber sehen da erhebliche Differenzen (weiß nicht:
4 Prozent).
Die starken Veränderungen der vergangenen Wahlen haben ihre Ursache
auch in der immer größeren programmatischen Annäherung der Parteien,
die zum einen den Wechsel zwischen den Parteien für viele Wähler
erleichtert und zum anderen die Parteien auch immer weniger
unterscheidbar machen: Dies wird insbesondere bei den Eigenschaften
von Parteien deutlich, die in der Vergangenheit besonders von der
SPD für sich reklamiert worden sind: "sozial" und "fortschrittlich".
Jetzt bringen nur noch 31 Prozent die Eigenschaft "sozial" am
ehesten mit der SPD in Verbindung, 25 Prozent aber eher mit der
CDU/CSU, 10 Prozent mit den Grünen, 3 Prozent mit der FDP und 12
Prozent mit der PDS (keine/weiß nicht: 19 Prozent). Im November 1996
wiesen diese Eigenschaft noch 53 Prozent der SPD und nur 18 Prozent
der CDU/CSU zu. Auch die Eigenschaft "fortschrittlich" wird -
allerdings ähnlich wie schon 1996 - keiner Partei eindeutig
zugewiesen: Für am ehesten fortschrittlich halten jetzt 18 Prozent
die SPD, 26 Prozent die CDU/CSU, 23 Prozent die Grünen, 8 Prozent
die FDP und 3 Prozent die PDS (keine/ weiß nicht: 22 Prozent).
Relativ wenig Veränderung ist diesmal bei den Werten für die
Spitzenpolitiker festzustellen: Weiterhin auf Platz eins Joschka
Fischer mit unveränderten 1,6. Mit deutlichem Abstand und ebenfalls
mit unveränderten Werten folgen Otto Schily mit 0,5, vor Wolfgang
Clement mit 0,4 und vor Angela Merkel mit 0,1. Mit leichten
Verlusten und jetzt auf Platz fünf Friedrich Merz mit ebenfalls 0,1
(Mai II: 0,3). Ebenfalls leicht verschlechtert Edmund Stoiber mit
minus 0,1 (Mai II: 0,0) vor Franz Müntefering mit minus 0,2 (Mai II:
0,0). Gerhard Schröder mit unveränderten minus 0,3 vor Guido
Westerwelle mit minus 0,7 ebenfalls wie im Vormonat. Auf
dem letzten Platz liegt weiterhin Hans Eichel mit minus 1,0 (Mai II:
minus 0,7).
Die Umfragen zum Politbarometer wurden wie immer von der Mannheimer
Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der
Zeit vom 22. bis 24. Juni 2004 unter 1230 zufällig ausgewählten
Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist
repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in ganz
Deutschland. Die Fehlertoleranz bei den großen Parteien beträgt 2,7
Prozentpunkte, bei den kleineren 1,4 Prozentpunkte. Das nächste
Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, 9. Juli 2004 nach dem
"heute-journal".
ots-Originaltext: ZDF
Digitale Pressemappe: 
http://www.presseportal.de/story.htx?firmaid=7840

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