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Donnerstag, 8. Juli 2004, 0.50 Uhr, Der Wachhund erwacht

Mainz (ots)

Donnerstag, 8. Juli 2004, 0.50 Uhr
Der Wachhund erwacht
Amerikas Presse zeigt wieder Zähne
Film von Uwe Kröger
"Ich lese keine Zeitungen mehr", bekannte Amerikas
Verteidigungsminister Donald Rumsfeld gequält scherzhaft vor einigen
Wochen. Die jahrelange Schonzeit ist vorbei: Die Bush-Regierung hat
keine Freude mehr an den großen Medien, denen nach dem 11. September
2001 aus falsch verstandenem Patriotismus der gewohnt kritische Biss
abhanden gekommen war.
Besonders vor und während des Krieges im Irak schien brave
Gefügigkeit und der Verzicht auf Skepsis um sich zu greifen.
Die Journalisten reagierten damit auf direkten und indirekten Druck
der Bush-Regierung, aber auch auf die öffentliche Meinung, die
deutlich pro-Bush und pro-Krieg gestimmt war. Kritiker des
Schmusekurses sprachen von "Gleichschaltung" und "Selbstzensur".
Inzwischen aber ist der Wachhund der Demokratie wieder aufgewacht.
Deutliche Wendemarke war die Enthüllung der Misshandlungen irakischer
Gefangener durch die Amerikaner. Star-Moderator Dan Rather von CBS
sendete in "Sixty Minutes" die ersten Photos, und der Doyen des
investigativen Journalismus in den USA, Seymour Hersh, legte im "New
Yorker" nach. Seither vergeht kein Tag ohne neue Enthüllungen;
Zeitungen und Networks konkurrieren. Amerikas Medien schnappen wieder
zu.
In seiner Dokumentation schildert der New Yorker ZDF-Korrespondent
Uwe Kröger den Wandel. Interviews mit Seymour Hersh, der bereits den
My Lai Skandal in Vietnam aufdeckte, dem legendären Anchorman Ted
Koppel von ABC, der als "embedded reporter" mit dem amerikanischen
Militär nach Bagdad vorrückte, dem Medienkritiker Michael Massing,
der den Journalisten eine "Herden-Mentalität" vorwirft, dem Oscar-
Preisträger Tim Robbins, der mit "Embedded" eine satirische Collage
auf die Bühne gehievt hat: eine Persiflage auf die Kriegs-
Berichterstattung.
Top-Journalisten von "Washington Post" und "New York Times" geben
selbstkritisch Auskunft über das, was viele als Versagen der Medien
empfinden. Ex-Präsident Bill Clinton lässt indes Verständnis für den
Mangel an Skepsis erkennen, während Filmautor und Cannes-Gewinner
Michael Moore ("Fahrenheit 9/11") leidenschaftlich an die
Journalisten appelliert, endlich den selbstverordneten Maulkorb
wieder abzulegen.
ots-Originaltext: ZDF
Digitale Pressemappe: 
http://www.presseportal.de/story.htx?firmaid=7840

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