ZDF-Programmhinweis
Dienstag, 31. August 2004, 22.15 Uhr, 37° - Ich hab euch doch beide lieb
Mainz (ots)
Dienstag, 31. August 2004, 22.15 Uhr 37° Ich hab euch doch beide lieb Das Leid der Trennungskinder Film von Mirjana Momirovic und Caroline Haertel
Jedes vierte Kind in Deutschland erlebt, dass sich Vater und Mutter trennen. Für die Kinder ist das immer ein schmerzhaftes und bedrohliches Erlebnis. Die meisten sind den heftigen Streitereien der Eltern hilflos ausgesetzt; oft werden sie als Druckmittel in Machtspielen und Rachefeldzügen benutzt. "Mama und Papa haben schrecklich laut geschrieen, und dann hat Papa die Mama geschlagen. Und wenn Mama geweint hat, bin ich dazwischen gegangen, und dann haben mich beide rausgeschoben und haben gesagt, ich soll sie in Ruhe lassen." Die elfjährige Tamara war erst sechs, als die Streitigkeiten zwischen ihren Eltern unerträglich wurden. Nach einigen Monaten beschließen die Eltern, sich zu trennen, der Vater zieht aus. "Meine größte Angst war immer, dass ich mich entscheiden muss, bei wem ich bleiben will." Tamara wohnt bei der Mutter. Ihren Vater hat sie in den letzten fünf Jahren selten gesehen. Erst seit sie regelmäßig Fußball spielt, hat sich die Situation gebessert. Ihr Vater begleitet sie jetzt zweimal in der Woche zum Training. Wenn die Elfjährige Maxi über ihren Vater spricht, fängt sie noch heute an zu weinen. So groß ist die Sehnsucht nach ihrem Papa, der sie verlassen hat als sie sechs Monate alt war. Die ersten zwei Jahre konnte sie ihn noch bei den Großeltern sehen, doch dann wurden die Treffen immer weniger. "Zum Beispiel hatte er mir ganz fest versprochen zu meinem neunten Geburtstag zu kommen, und ich habe so gewartet und er kam nicht und als ich ihn dann angerufen habe, sagte er, er wollte meine Mutter nicht sehen." Auch wenn er sie in den letzten Jahren nur enttäuscht hat, kann sich Maxi nicht vorstellen, irgendwann einen Ersatz für ihren Papa zu finden. "Ich vermisse ihn so sehr, und ich will auch keinen anderen Papa. Ich will nur ihn." Johanna war acht als die Streitigkeiten zwischen ihren Eltern nicht mehr auszuhalten waren. "Eines Tages hat mich meine Mutter dann einfach aus dem Unterricht genommen und ist mit mir und meinem Bruder in ein Haus gefahren, ohne uns etwas zu erklären. Meine Mutter sagte, der Vater hätte ihr gedroht. Wenn sie so weiter mache, garantiere er für nichts. Deshalb hätten wir fliehen müssen." Johanna zieht mit der Mutter um, muss die Schule wechseln und darf ihren Vater nur noch alle zwei Wochen sehen. Als die Mutter einen neuen Freund hat, wird die Situation für sie noch schwieriger. "Einmal als ich nach Hause kam, waren alle Sachen eingepackt. Der Freund meiner Mutter schraubte gerade das Hochbett ab, alles war in irgendwelchen Kisten. Ich war so wütend. Sie hatten mir wirklich mit keinem Wort gesagt, dass wir umziehen zu seinen Eltern 250 Kilometer weit weg. Am nächsten Tag schon. Ich hatte nicht einmal Zeit, mich von meinen Freundinnen zu verabschieden." Johanna fühlt sich völlig allein gelassen, frisst ihren Frust in sich hinein und nimmt 30 Kilogramm zu. Als der Vater seiner unglücklichen Tochter anbietet, zu ihm zu ziehen, zögert sie nicht lange. "Ich habe meine Zahnbürste und ein T-Shirt eingepackt und fuhr los. Abends rief ich meine Mutter an und sagte ihr, dass ich nicht mehr zurückkomme. Sie war entsetzt und verletzt, und ich hatte ein wahnsinnig schlechtes Gewissen, dass ich ihr das angetan habe. Aber jetzt bin ich glücklich, dass ich es gemacht habe, auch wenn es am Anfang verdammt schwer war." 37 Grad erzählt von Johanna, Maxi und Tamara, deren Geschichten eine Welt voller Angst, Verletzungen und Schuldgefühlen entstehen lassen. Eine Welt, von der die Väter häufig nicht die leiseste Ahnung haben und vor der die Mütter oft die Augen verschließen.
ots-Originaltext: ZDF
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