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ZDF-Politbarometer Oktober I 2004 Streit in der Union schadet vor allem Merkel
Nur noch knappe Mehrheit für Schwarz-Gelb

Mainz (ots)

Erstmals im ZDF-Politbarometer wird die CDU ebenso
wie die Union insgesamt als die am stärksten zerstrittene Partei
wahrgenommen: Dass CDU und CSU untereinander in wichtigen politischen
Fragen eher zerstritten sind, meinen jetzt 67 Prozent aller
Befragten, lediglich 25 Prozent sagen "eher einig". Im Juli dieses
Jahres hielten sie nur 51 Prozent für eher zerstritten und 40 Prozent
für eher einig. Unter der Auseinandersetzung mit der CSU leidet vor
allem das Ansehen von Angela Merkel. Jetzt sagen nur noch 43 Prozent,
dass sie mehr Einfluss in der CDU/CSU hat als Edmund Stoiber, dem 44
Prozent den größeren Einfluss attestieren. Im Mai hielten noch 49
Prozent Merkel für einflussreicher als Stoiber (39 Prozent).
Auch bei der Bewertung der zehn wichtigsten Politiker ist Angela
Merkel in den Negativbereich gerutscht, während sich der Kanzler
deutlich erholte: Weiterhin auf Platz eins liegt jedoch Joschka
Fischer mit einem unveränderten Durchschnittswert auf der +5/-5-
Skala von 1,6. Danach folgt auf Platz zwei vorgerückt Friedrich Merz
mit deutlich verbesserten 0,6 (September: 0,0) unmittelbar vor
Wolfgang Clement mit 0,5 (September: 0,3). Abermals deutlich
verbessert Gerhard Schröder mit 0,4 (September: 0,1) vor dem
unverändert mit 0,0 bewerteten Franz Müntefering. Danach im
Negativbereich mit - 0,1 Edmund Stoiber (September: 0,0) vor der
mit -0,3 deutlich schlechter bewerteten Angela Merkel (September: +
0,1). Am Schluss folgen mit - 0,6 Guido Westerwelle (September: -
0,5), mit - 0,7 Hans Eichel (September: - 0,6) und mit - 0,9 Ulla
Schmidt (September: - 0,8).
Die Querelen in CDU und CSU führen naturgemäß auch zu weiter
sinkenden Werten für die Union: In der politischen Stimmung kommt
die SPD jetzt auf 30 Prozent (+1), die CDU/CSU auf 41 Prozent (-2),
die Grünen auf 12 Prozent (+1), die FDP auf 6 Prozent (-1) und die
PDS unverändert auf 6 Prozent.
Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, kämen
längerfristige Überzeugungen und Bindungen an die Parteien sowie
taktische Überlegungen der Wähler stärker zur Geltung. Dies
berücksichtigt die Politbarometer-Projektion: Die SPD käme danach auf
28 Prozent (+1), die CDU/CSU auf 42 Prozent (-2), die Grünen
erhielten 11 Prozent (+1), die FDP 6 Prozent, die PDS ebenfalls 6
Prozent sowie die sonstigen Parteien zusammen 7 Prozent (alle
unverändert). Damit hätte eine Koalition aus CDU/CSU und FDP nur noch
eine knappe Mehrheit im Bundestag.
Hauptstreitpunkt zwischen CDU und CSU ist das Modell einer
Kopfpauschale bei der Reform der Krankenversicherung. Dieses Modell
finden lediglich 18 Prozent aller Bundesbürger besser als das
bisherige System der Krankenversicherung, das von 52 Prozent im
direkten Vergleich bevorzugt wird. Kein Urteil dabei trauen sich 30
Prozent zu. Das von SPD und Grünen vorgeschlagene Modell einer
Bürgerversicherung hingegen wird von 42 Prozent dem bisherigen
System vorgezogen, dem im Vergleich zur Bürgerversicherung 31
Prozent den Vorzug geben (weiß nicht: 27 Prozent).
Bei der allgemeinen Kompetenz in der Gesundheitspolitik führt die
CDU/CSU mit 25 Prozent knapp vor der SPD mit 23 Prozent. Die Grünen
kommen hier auf 9Prozent, die FDP auf 4 Prozent und die PDS auf 3
Prozent. Keiner Partei trauen hier 18 Prozent etwas zu und 18
Prozent sagen "weiß nicht".
Ob die Türkei in einigen Jahren in die EU aufgenommen werden soll,
sind sich die Bundesbürger uneinig (dafür 45 Prozent; dagegen 48
Prozent). Mit 38 Prozent erwarten allerdings deutlich mehr Befragte
durch die Aufnahme der Türkei eher Nachteile für Deutschland als
Vorteile (12 Prozent). Für 39 Prozent halten sich Vor- und Nachteile
die Waage. Auf massive Ablehnung stößt eine Unterschriftenaktion
gegen den Türkei-Beitritt, die von der CDU/CSU zwischenzeitlich ins
Auge gefasst worden war: Lediglich 27 Prozent fänden eine solche
Aktion gut und 69 Prozent lehnen sie ab. Auch innerhalb der
Anhängerschaft der CDU/CSU wird sie von 64 Prozent abgelehnt (dafür:
32 Prozent).
Die Umfragen zum Politbarometer wurden wie immer von der Mannheimer
Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der
Zeit vom 12. bis 14. Oktober 2004 unter 1240 zufällig ausgewählten
Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist
repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in ganz
Deutschland. Die Fehlertoleranz bei den großen Parteien beträgt
2,7 Prozentpunkte, bei den kleineren 1,4 Prozentpunkte.
Das nächste bundesweite Politbarometer sendet das ZDF am Freitag,
29. Oktober 2004 nach dem "heute-journal".
Fotos/Infografiken sind ab 14.00 Uhr erhältlich über den ZDF-
Bilderdienst, Telefon: 06131 - 706100, und über
http://bilderdienst.zdf.de/presse/politbarometer
ots-Originaltext: ZDF
Digitale Pressemappe: 
http://www.presseportal.de/story.htx?firmaid=7840

Rückfragen bitte an:

Pressestelle
Telefon: 06131 / 70 - 2120

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