ZDF-Sendung "Frontal 21" am 19. Oktober 2004, 21.00 Uhr
Deutsche Panzer gegen Kurden
Filmaufnahmen belegen Einsatz ehemaliger NVA-Panzer
Mainz (ots)
Schützenpanzer aus Beständen der Bundeswehr sind im Einsatz gegen aufständische Kurden in der osttürkischen Provinz Sirnak. Das belegen aktuelle Bilder, die ein Kamerateam des ZDF- Magazins "Frontal 21" vor wenigen Tagen im Kurdengebiet heimlich drehte. Der Militärhistoriker und ehemalige NVA-Panzerkompaniechef Jörg Siegert bestätigte gegenüber "Frontal 21", dass die gefilmten Fahrzeuge zweifelsfrei aus Beständen der ehemaligen Nationalen Volksarmee der DDR stammen. Das belegten Karosseriemerkmale wie NVA- typische Abstandsleuchten und von der Bundeswehr nachträglich montierte Spiegel.
Die Panzer, die die Bundeswehr Anfang der neunziger Jahre den türkischen Streitkräften ausschließlich zur Landesverteidigung überließ, werden jetzt von Spezialkräften der türkischen Gendarmerie im Kurdengebiet genutzt. Nach Recherchen von "Frontal 21" sind im Rahmen der aktuellen Militäraktion Kurden aus ihren Dörfern in der Region Sirnak erneut vertrieben worden.
Wiederholt hat die Türkei Interesse am Kauf deutscher Kampfpanzer vom Typ "Leopard 2" signalisiert. Verteidigungsminister Struck, SPD, hatte sich in den vergangenen Tagen positiv zu diesen Wünschen der Türkei geäußert und dabei auf den Fortschrittsbericht der EU zu den Menschenrechten in der Türkei verwiesen.
Diese Haltung kritisiert nun Winfried Nachtwei, sicherheitspolitischer Sprecher von Bündnis90/Grüne, von "Frontal 21" mit den Bildern aus dem Kurdengebiet konfrontiert. "Wenn diese Panzer im Kurdengebiet im Einsatz sind, ist das ein erneuter Beleg, dass man den Fortschrittsbericht nicht eins zu eins übersetzen kann. Die Äußerung von Minister Struck läuft auf einen Automatismus hinaus, und das halte ich für falsch." Nachtwei wirft Struck "Drängelei" vor.
Zugleich dokumentiert der türkische Menschenrechtsverein IHD allein für den Monat September 446 Fälle von Menschenrechtsverletzungen durch türkische Sicherheitskräfte. Nach dem Bericht sei jeder dritte Festgenommene gefoltert worden. "Speziell im Kurdengebiet wird die Folter ständig angewandt, und der Staat schützt die Folterer. Darum sprechen wir von systematischer Folter", so die Menschenrechts- organisation in "Frontal 21".
Rückfragen bitte an die ZDF-Redaktion "Frontal 21", Michael Hölting, Tel.: 030/2099-1254, Fax: 030/2099-1289
ots-Originaltext: ZDF
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/story.htx?firmaid=7840
Rückfragen bitte an:
Pressestelle
Telefon: 06131 / 70 - 2120
Original-Content von: ZDF, übermittelt durch news aktuell